Allgemeine Ratlosigkeit

1. Juli 2025 in Kommentar


„Ein Katholik lebt in Deutschland derzeit in zwei Lebenswelten“, einer katholischen und einer, „in der fast alle Bischöfe und das ZdK … mit ihren Beschlüssen aus der katholischen Welt hinausführen wollen“. Gastkommentar von Prof. Hubert Gindert


Bonn (kath.net) Ein Katholik lebt in Deutschland derzeit in zwei Lebenswelten: Die eine, in der Zusammenkünfte, Kongresse, wie sie sich auch nennen, in Gottesdiensten, Referaten, katholisch ablaufen und in der anderen, in der fast alle Bischöfe und das Zentralkomitee der Katholiken (ZdK), die Kirche mit ihren Beschlüssen aus der katholischen Welt hinausführen wollen.

Der neue Papst Leo XIV. wird beobachtet und es wird abgewartet, was er zum o.a. Unterfangen sagen wird. Es ist wie Michael Winter (Konradsblatt 25 – 2025, S. 13) schreibt: „Jeder nach seinem Bild“. Winter konkretisiert: „So interpretieren traditionell orientierte Katholiken bspw. die Tatsache, dass Leo bei seinem ersten Auftritt wieder die Mozetta trug und wieder im apostolischen Palast wohnen wird“… Bischof Bätzing sagt Leo XIV. sei „Einheit Nichteinheit“, sondern ein harmonisches Miteinander der Verschiedenheiten“. Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK meint „dass es vom neuen Papst Rückenwind für die Reformbewegung der Kirche in Deutschland geben wird“. „Das, obwohl Robert F. Prevost noch 2024 einen Brief unterzeichnete, indem Rom der Etablierung eines ‚Synodalen Rates‘ der Kirche in Deutschland erneut eine Absage erteilte“. Winter fasst zusammen: „Jeder schafft ihn (Leo XIV.) nach seinem Bild“. Er schließt daraus: „Dass für Leo die Einheit der Kirche ein zentrales Anliegen ist“… Selbst wenn es so sei, gehören dazu zwei: Der Papst und die Organisatoren des „Synodalen Prozesses“. Leo XIV. hat zum „Synodalen Prozess“ als Papst noch nichts gesagt. Er sagte nur, er sei für die „Synodalität“. Aber dafür sind (fast) alle. Ob sie darunter dasselbe verstehen, hat Kardinal Koch bezweifelt.

Warum sind die Erwartungsvollen nicht bereit, das als Aufgabe des Nachfolgers des Heiligen Petrus anzunehmen, was der Katechismus der katholischen Kirche (KKK) sagt in Ziff. 881: „Der Herr hat einzig Simon, dem er den Namen Petrus gab, zum Felsen seiner Kirche gemacht. Er hat Petrus die Schlüssel der Kirche übergeben und ihn zum Hirten der ganzen Herde bestellt. ‚Es steht aber fest, dass jenes Amt des Bindens und Lösens, das Petrus gegeben wurde, auch dem mit seinem Haupt verbundenen Apostelkollegium zugeteilt worden ist‘ (LG 22). ‚Der römische Bischof hat kraft seines Amtes, nämlich des Stell-vertreters Christi und des Hirten der ganzen Kirche, die volle, höchste und allgemeine Vollmacht über die Kirche, die er immer frei ausüben kann‘“ (LG 22). 

… „Hüten wir uns davor, die Gesamtkirche aufzufassen als die Summe oder gleichsam einen mehr oder weniger lockeren Zusammenschluss von wesentlich verschiedenen Teilkirchen“ Ziff. 835: 

Leo XIV. macht auf mich in seinem Auftreten einen konzentrierten und angespannten Eindruck. Da fehlt ein billiges Zulächeln für jedermann. Ich denke, er weiß, was Gott von ihm erwartet in seiner Tätigkeit für eine Kirche mit 1,4 Mrd. Mitglieder. Das sind mehr als die inzwischen auf 19 Mio. Mitglieder herabgerutschte Zahl von Katholiken in Deutschland. Leo XIV. spricht die geistliche Kraft der Kirche an, die besonders in Westeuropa nachgelassen hat. Auch die Katholiken, denen die Existenz des Glaubens ein Anliegen ist, haben kein Patentrezept, wie die Kraft des Evangeliums wieder neues Leben wecken kann. Zunächst trauen sie sich nicht auf den Balkon, wie die Jünger am ersten Pfingstfest. Die „katholischen“ Medien“ hüllen sich eher in Schweigen. Die einen, weil sie schon immer für den „Synodalen Prozess“ waren. Das sind die Leute des „katholischen Nachrichtenmagazins“ (KNA) und die Vertreter der „katholischen“ Laienorganisationen mit den Vertretern der nachkonziliaren Laienräte (Diözesanräte). 

Die kleinen Gruppen, von denen Papst Benedikt XVI. als aktive Katholiken der Restkirche in Westeuropa sprach, haben außer bei Radio Horeb, EWTN, kath.net und K-TV keine durchdringende Stimme.

Einen klaren Blick haben jene, die sich am Wort Jesu ausrichten. Er hat seine Mission bei den Menschen begonnen mit: „Denkt um“, „kehrt um“ und glaubt an das Evangelium. Dafür haben sich diese Katholiken Kernsätze und eine persönliche Beziehung zu Gott bewahrt. Aus ihr schöpfen sie die Kraft, weil man mit Gott immer sprechen kann. Aus der biblischen Botschaft ziehen sie ihren eisernen Vorrat. Dazu zählen u.a.: …“Auch ich verurteile dich nicht. Gehe hin und sündige nicht mehr!“ Der Realismus Jesu wird richtig gedeutet: „Als die Jünger den Herrn fragten, wer kann da noch gerettet werden?“ Antwortete der Herr: „Breit ist der Weg, der ins Verderben führt und viele beschreiten ihn, schmal ist der Weg, der nach oben führt, wenige gehen ihn“. Vom Vater Gott haben sie das Bild, der Ausschau hält nach dem verlorenen Sohn. Als er ihn sieht, läuft er ihm entgegen und gibt ihm seine Würde zurück. Schließlich antwortet der erste Papst Petrus auf die dritte Frage des Herrn: „Liebst du mich?“: „Herr du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe“. 

Jesus will die Freiheit der Entscheidung, weil er den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen hat!  

Archivfoto Prof. Gindert (c) Forum Deutscher Katholiken


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