25. Juni 2025 in Spirituelles
Predigt von Nuntius Eterovic beim Großen Eucharistischen Glaubensfest im Erzbistum Köln: „Tiefer Grund dieser Freude ist die Liebe Gottes, zu der wir alle gerufen sind teilzuhaben.“
Berlin-Köln (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Erzbischof Dr. Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Berlin, beim Großen Eucharistischen Glaubensfest/Erzbistum Köln „Kommt und seht“ in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung – Ex 24,3-8; Ps 115; Mk 14,12-16.22-26
„Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“ (Joh 16,13).
Liebe Schwestern und Brüder!
Die Aussage des Herrn Jesus zeigt, wie sehr das Christentum eine Religion der Freude ist. Es ist bezeichnend, dass dieser Satz innerhalb der sogenannten Abschiedsrede im Johannesevangeliums steht, die Jesus seinen Jüngern vor seinem Leiden, dem Tod und der Auferstehung hält. Tiefer Grund dieser Freude ist die Liebe Gottes, zu der wir alle gerufen sind teilzuhaben. Der Herr Jesus führt hierzu aus: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe. Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Joh 15,12-13). Die tiefe Wahrheit unseres Glaubens ist in den drei Worten zusammengefasst: „Gott ist Liebe“ (1 Joh 4,8). Der himmlische Vater ist die Quelle dieser Liebe, die in außergewöhnlicher Weise in der Person Jesu Christi offenbart worden ist, der uns bis zur Vollendung geliebt hat (vgl. Joh 13,1). Diese Liebe lässt ihn sogar seinen Tod umarmen, der das notwendige Mittel dazu war, das neue Leben zu bringen, die Auferstehung, die Freude und das ewige Leben.
Die Eucharistie feiern
All das wird jedes Mal gegenwärtig, wenn wir die Eucharistie feiern, die Quelle und Höhepunkt des Lebens und der Sendung der Kirche ist. Daher ist die Eucharistie auch die Quelle dieses Glaubensfestivals, das uns hier in Köln zusammengeführt hat. Immer, wenn wir die Heilige Messe mitfeiern, werden wir ermuntert, die wahre Freude zu erneuern, die den Kindern Gottes eigen ist, und sind wir eingeladen, zum Tisch des Herrn zu treten und lebendige Glieder der Kirche zu werden, dem mystischen Leib, dessen Haupt der Herr Jesus ist (vgl. Kol 1,18). Wir sind nahe dabei, liturgisch den heiligen Leib und das heilige Blut Christi zu feiern. Ich lade Euch daher ein, den Abschnitt des soeben verkündeten Markusevangeliums zu bedenken, des ersten der vier Evangelien. Im Zentrum der Erzählung findet sich die Einsetzung des Sakramentes der heiligen Eucharistie. Im Verlauf des Letzten Abendmahles nahm Jesus „das Brot und sprach den Lobpreis; dann brach er das Brot, reichte es ihnen und sagte: Nehmt, das ist mein Leib. Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet, gab ihn den Jüngern und sie tranken alle daraus“ (Mk 14,22-23). Diese Worte sind für die ganze Kirche und jeden Christen wichtig. Sie haben auch mein Glaubensleben geprägt. Somit erlaube ich mir, einige Erinnerungen mit Euch zu teilen.
Die Erstkommunion
Ich erinnere gut den Pfingstsonntag, als ich zum ersten Mal zur heiligen Kommunion mit meinen Altersgenossen ging. Dem Ereignis ging eine Zeit der katechetischen Vorbereitung voraus. Am Tag vor der Erstkommunion sind wir zur Erstbeichte gegangen. Tiefe Freude erfüllte mich, als ich die Gnade der Lossprechung von den Sünden erhielt. Diese Freude steigerte sich am folgenden Tag, als Jesus mittels der konsekrierten Hostie in mein Herz, wie auch in die Herzen meiner Schulfreunde einzog. Die Fotografien dieses Festtages, die ich wie einen Schatz hüte, erinnern mich an diesen besonderen Moment der Gnade. Die Liturgie war feierlich; Eltern, Familienangehörige, Freunde und Mitglieder der Pfarrei nahmen daran teil. In diesem Moment habe ich erstmals die wahre Freude gespürt, die der Herr Jesus den Seinen versprochen hat.
Eucharistische Prozessionen
Das Hochfest von Fronleichnam ist von den Prozessionen gekennzeichnet. Am Tag der Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag bereitet sich die kirchliche Gemeinschaft vor, Jesus auf dem Kreuzweg zu folgen. Daher sind Formen der äußeren Freude über die große Gabe, die uns der Herr vermacht hat, unangebracht. Doch die Kirche tut dies am Fronleichnamsfest und will auf diese Weise ihrem Herrn und Erlöser auch durch äußere Kundgebungen danken, mit Prozessionen durch unsere Städte und Dörfer. Sie sind oft verbunden mit dem Ausdruck des Dankes und der Verehrung wie beispielsweise durch Blumenteppiche, Gesänge und geeignete Gebete, durch Momente der stillen Anbetung vor dem ausgesetzten Allerheiligsten an vorher vorbereiteten Altären und den feierlichen sakramentalen Segen. Eine besondere Rolle haben dabei die Kommunionkinder, vor allem die Mädchen in ihren weißen Kleiden, die das Allerheiligste begleiten dürfen, das der Priester andächtig in der Monstranz unter dem Baldachin trägt. Alle Gläubige, auch die Kinder, knien sich vor dem Allerheiligsten hin, wenn der Priester das versammelte Volk und das ganze Land segnet.
Ministrantendienst
Nach der Erstkommunion wurde ich Ministrant. Als Messdiener gekleidet, konnte ich jeden Sonn- und Feiertag bei der Heiligen Messe assistieren. Es war uns Kindern und Jugendlichen eine Ehre, dem Pfarrer zu helfen und ihm beispielsweise bei der Gabenbereitung den Wein und das Wasser zu bringen und den Dienst des Akolythen zu versehen, der darin bestand, die Kerzen bei der Verkündigung des Evangeliums zu tragen oder das Weihrauchfass und das Schiffchen zu bedienen und so weiter. Besonders wichtig war der Ministrantendienst während der Prozessionen, vor allem bei der Fronleichnamsprozession. Wir Messdiener in unserer eigenen Kleidung trugen im Allgemeinen die Kerzen. Das war besonders wichtig, wenn Prozessionen nachts stattfanden, wie am Gründonnerstag nach der Abendmahlsmesse oder in der Auferstehungsfeier, in manchen Gegenden auch bei Prozessionen am Karfreitag.
Priesterweihe
Durch den Dienst als Messdiener lernte ich den Dienst der Priester meiner Pfarrei aus der Nähe kennen und sah ihre Hingabe in der Seelsorge für die Gläubigen. Die liturgischen Feiern bereiteten mir große Freude, vor allem die Feier der Heiligen Messe. Besonderes Interesse hatte ich für den Gesang. Auch die Orgel zog mich an, so dass ich mit jungen Jahren zu spielen begann, vor allem die Begleitung der liturgischen Gesänge. All das begünstigte meine Verfügbarkeit, um den Ruf zum Priestertum zu beantworten, den der Herr an mich richtete, als ich mich für meine zukünftige Berufung entscheiden musste. Ich habe mich Seiner göttlichen Güte anheimgegeben, auf Seine große Barmherzigkeit gesetzt und viele Jahre des Studiums, der menschlichen, geistlichen und theologischen Vorbereitung in Split in Kroatien und dann in Rom in Italien durchlaufen, so dass ich vor nunmehr 48 Jahren im Jahre 1977 zum Priester geweiht worden bin. All diese vielen Jahre hat mich die Freude nie verlassen, die heilige Messe fast jeden Tag zu feiern, ausgenommen die seltenen Fälle, wenn ich verhindert oder krank war. Die Feier der Eucharistie kennzeichnet jeden meiner Tage, wie sie das Leben eines jeden Priester charakterisieren sollte. Das ergibt sich aus ihrer Natur selbst nach dem Willen des Herrn Jesus. Die Eucharistie ist die beste Weise, dem dreieinen Gott für das große Geschenk der Schöpfung, der Erlösung und der Heiligung zu danken. In ihr sind darüber hinaus die Gebete für die Lebenden und die Toten, die Leidenden und die Schmerzen der Gläubigen eingeschlossen, wie auch die Gebete um Frieden auf unserer Erde, die voller Gewalt und Kriege ist; es genügt, an die tragischen Kriegsereignisse in Ukraine und im Nahen Osten zu denken. In der Feier der Eucharistie wird auf konkrete Weise die tiefe Einheit der Gläubigen, die Gemeinschaft der Heiligen, die communio sanctorum lebendig. Der auferstandene Herr, der gegenwärtig in der Liturgie des Wortes Gottes und in der Liturgie des Opfers ist, versammelt alle Gläubigen: uns auf unserem irdischen Pilgerweg dem Himmel entgegen, jene im Fegefeuer, die auf den freudigen Moment warten, in den Himmel zu gelangen, und die große Menge der Heiligen, die Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist im Himmel preisen. Wenn wir an der Eucharistiefeier teilnehmen, können wir einerseits erfahren, dass die Kirche die Eucharistie macht, andererseits aber die Eucharistie die Kirche macht. Um die Heilige Messe in der Katholischen Kirche wirksam zu feiern, sind gültig geweihte Priester notwendig. Denn genau für diese Aufgabe haben sie das Amtspriestertum empfangen, das vom allgemeinen Priestertum eines jeden Getauften unterschieden ist. Daher braucht es auch Wertschätzung für die so wichtige Aufgabe der Priester für die kirchliche Gemeinschaft, was sich vor allem auch im Gebet um Berufungen für das priesterliche Leben oder das Ordensleben ausdrückt.
Liebe Brüder und Schwestern, vertrauen wir diese Überlegungen der mächtigen Fürsprache der seligen Jungfrau Maria an, der Mutter Jesu Christi, des ewigen Hohepriesters, damit jeder von uns die Bedeutung der Eucharistie immer wieder neu in seinem persönlichen, familiären und sozialen Umfeld erlebt. Der Leib Christi, den wir essen, ist Keim und Unterpfand des ewigen Lebens in uns und imstande, unser ganzes Leben zu verwandeln, das symbolisch gesprochen zum Brot werden soll, das für das Leben der Welt gebrochen wird, zum Lob von Gott, dem Vater, Sohn und Heiligem Geist und für das Heil aller Menschen auf der ganzen Welt. Amen.
Archivfoto Nuntius Eterović (c) Apostolische Nuntiatur Berlin
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