23. Juni 2025 in Weltkirche
Orthodoxe Patriarchen: "Wir zählen unsere Märtyrer und sammeln die Überreste ihrer Leiber" - Auch katholische Kirchenführer erschüttert - Besserer Schutz von Christen gefordert
Damaskus (kath.net/KAP) Nach dem verheerenden Bombenanschlag auf die griechisch-orthodoxe Elias-Kirche im Dweila-Viertel von Damaskus, bei dem am Sonntagabend mindestens 25 Menschen getötet und Dutzende teils schwer verletzt wurden, haben orthodoxe Patriarchen und Kirchenführer aus aller Welt ihre tiefe Trauer und Empörung zum Ausdruck gebracht. Gemeinsam forderten sie Gerechtigkeit, Schutz für Christen und eine Rückkehr zu Frieden und Dialog in Syrien.
Das Patriarchat von Antiochien, dem die Elias-Kirche zugerechnet wird, verurteilte das Attentat aufs Schärfste und erklärte: "An diesem Tag, an dem unsere antiochenische Kirche aller Heiligen von Antiochien gedenkt, hat die verräterische Hand des Bösen zugeschlagen". Weiter schrieb Patriarch Johannes X.: "Wir zählen unsere Märtyrer und die Verletzten und sammeln die Überreste und Leiber unserer Märtyrer, deren genaue Zahl wir bislang nicht bestimmen konnten."
Zugleich forderte das griechisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt die Verantwortlichen auf, für den Schutz aller Bürger Sorge zu tragen, und rief die internationale Gemeinschaft zu "dringendem Handeln" auf, um weitere Massaker zu verhindern. Er verfolge die Lage "von der ersten Minute an" und führe Gespräche auf lokaler und regionaler Ebene, so Johannes X.
Der ökumenische Patriarch Bartholomaios, derzeit auf Besuch in England, verurteilte das Attentat in einem Telefongespräch mit Patriarch Johannes X. und äußerte "tiefe Trauer über die Opfer des terroristischen Anschlags". Der Anschlag sei "ein Angriff auf das friedliche Zusammenleben von Völkern, Religionen und Kulturen", sagte der Patriarch. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie sprach den Angehörigen sein Mitgefühl aus und betete "dass der allmächtige Gott den unschuldigen Opfern Ruhe schenke". Zudem wünschte er den Verletzten eine rasche Genesung.
"Affront gegen ganze Menschheit"
Patriarch Theophilos III. von Jerusalem nannte den Angriff auf die Kirche als "Affront nicht nur gegen unsere christlichen Brüder in Syrien, sondern gegen die gesamte Menschheit". Der Anschlag, der während der Abendmesse stattfand, sei ein gezielter Angriff auf das Leben inmitten des Gebets gewesen. Dennoch gelte: "Diese böse Tat wird das Licht des Glaubens, das in den Herzen der Gläubigen brennt, niemals auslöschen", so der Patriarch. Er rief dazu auf, "die Gewalt zu verwerfen und sich dem Ruf des Evangeliums nach Mitgefühl und Menschenwürde anzuschließen".
"Ein weiteres Mal wird das Blut von Christen auf den Straßen des alten Damaskus vergossen", schrieb der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill in seinem Beileidschreiben an das Patriarchat von Antiochien. Er beklagte den Tod "unschuldiger Menschen, orthodoxer Gläubiger, die sich am Sonntag zum Gebet im Gotteshaus versammelt hatten" und sprach von einem "blutigen Verbrechen, angestiftet vom Feind des Menschengeschlechts". Die Täter mögen zur Rechenschaft gezogen werden.
"Warum dieser Hass unter Brüdern?"
Patriarch Theodor II. von Alexandrien zeigte sich tief erschüttert über den Anschlag und sprach den Opfern sowie der gesamten orthodoxen Gemeinschaft von Damaskus sein Mitgefühl aus. In seinem Statement fragte er: "Warum dieser Hass unter Brüdern, die seit Jahrhunderten miteinander auf dem gesegneten Boden des historischen Damaskus leben?" Die Tat verurteilte er als "sinnlose Zerstörung gegenüber friedlichen Christen, die inmitten von Raketen und Bomben Trost im liturgischen Leben suchen", zudem rief er dazu auf, die Tragödie zum "Beginn einer Bewegung der Versöhnung und des gegenseitigen Verständnisses" werden zu lassen.
Besserer Schutz von Gotteshäusern gefordert
Scharfe Verurteilungen des Attentats kamen auch von zahlreichen katholischen Kirchenführern, darunter das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, in deren Erklärung vom Montag es hieß: "Es gibt keine Rechtfertigung - weder religiös, moralisch noch rational - für das Abschlachten Unschuldiger, am allerwenigsten an einem heiligen Ort." Der Anschlag sei "eine Sünde vor Gott und ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", deshalb gelte es, jeglicher Gewalt im Namen Gottes entschieden entgegenzutreten.
Die römisch-katholischen Bischöfe erinnerten an das "Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen" (Abu Dhabi, 2019), das betont, dass der Schutz von Gotteshäusern "eine von Religionen, Werten und Gesetzen garantierte Pflicht" sei. Jede Attacke auf ein Gotteshaus sei "eine Abweichung von den Lehren der Religionen". Die Sicherheit und Religionsfreiheit aller Christen gelte es wirksam zu gewährleisten und auf Frieden, Würde und gemeinsame Menschlichkeit im ganzen Nahen Osten hinzuarbeiten.
Gefahr für Christen nun sichtbar
In Deutschland kam die Forderung zu besserem Schutz der Christen Syriens vom Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing. Der verheerende Anschlag zeige, "dass die Christen Syriens an Leib und Leben gefährdet sind". Zu befürchten sei, dass nun viele den Anschlag als Aufruf verstehen könnten, "dem Heimatland den Rücken zu kehren". Umso mehr müsse Syriens Regierung Christen und allen bedrohten Minderheiten den Rücken stärken. Allen, die die Bevölkerung mit Gewalt "homogenisieren" wollen, gelte es entschieden entgegenzutreten.
Aus Deutschland meldete sich auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime mit der Klarstellung auf der Plattform X, seine Gemeinschaft verurteile "diesen abscheulichen Terrorakt auf das Schärfste". Weiter schrieb Abdassamad El Yazidi: "Solche Verbrechen des Hasses erschüttern uns zutiefst - wir stehen solidarisch an der Seite unserer christlichen Geschwister."
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