20. Juni 2025 in Österreich
Die österreichische Fristenregelung sei eine ‚hart erkämpfte ethische Kompromisslösung, die heute von niemandem mehr ernsthaft in Frage gestellt wird‘. Bei der Frauenordination sei ‚kreativ-ungehorsames und eigenverantwortliches Handeln‘ gefragt.
Salzburg (kath.net/jg)
Univ. Prof. Dr. Angelika Walser, Professorin für Moraltheologie und Spirituelle Theologie an der Paris Lodron Universität Salzburg, hat in einem Brief, den sie gemeinsam mit der Theologin Dr. Sigrid Rettenbacher an die Österreichische Bischofskonferenz geschrieben hat, dem Heiligenkreuzer Zisterzienserpater Dr. Edmund Waldstein vorgeworfen, Teil demokratiefeindlicher „rechter christlicher Netzwerke“ und ein „Neo-Integralist“ zu sein. In dem Schreiben wurde Waldsteins Arbeit sogar in Zusammenhang mit der Belästigung von Theologinnen an österreichischen Fakultäten gebracht. Der Heiligenkreuzer Theologe hat auf seinem Blog zu diesen Anschuldigungen Stellung genommen.
Recherchen von kath.net haben ergeben, dass Walser öffentlich Positionen vertreten hat, die nicht mit der Glaubenslehre der katholischen Kirche vereinbar sind. Das betrifft in erster Linie den Schutz des Lebens von der Empfängnis an, aber auch die Frauenordination.
In einem Artikel für die Salzburger Nachrichten vom 22. September 2022 wirft Walser der katholischen Kirche vor, im Lebensschutz den Fokus allein auf das Lebensrecht des Embryos zu legen. Die Moraltheologin verlangt stattdessen einen „alternativen Zugang der katholischen Kirche zum Lebensschutz, der Frauen endlich in ihrer umfassenden sexuellen Selbstverantwortung wahrnimmt.“
In einem Artikel vom 6. März 2017 auf katholisch.at, dem offiziellen Webauftritt der Katholischen Kirche in Österreich, verteidigt Walser die in Österreich geltende Fristenregelung als „hart erkämpfte ethische Kompromisslösung, die heute von niemandem mehr ernsthaft in Frage gestellt wird und berechtigterweise die letzte Entscheidungshoheit über ihren eigenen Körper Frauen selbst überlässt.“ Keine Frau könne Interesse an einer Aufweichung der bestehenden Regelung haben, behauptet sie.
In der Wochenzeitung Die Furche setzte sich Walser am 26. Februar 2020 kritisch mit dem Frauenbild von Papst Franziskus auseinander, wie es im Schreiben „Querida Amazonia“ zum Ausdruck komme. Sie macht ihrer Enttäuschung darüber Luft, dass Papst Franziskus die Frauenordination – im Einklang mit der Lehre der Kirche – nicht eingeführt hat und ruft de facto zum Ungehorsam auf.
„Die Lösungen kommen offensichtlich nicht aus Rom und auch nicht vom Beten allein. Kreativ-ungehorsames und eigenverantwortliches Handeln in der Kirche vor Ort ist gefragt, unter Berufung auf das eigene Gewissen und mit dem Mut der Verzweiflung“, schreibt sie wörtlich. „Eine immer größer werdende Menge an Frauen gesteht den amtskirchlichen Repräsentanten der katholischen Kirche diese Autorität nicht mehr zu und sucht zunehmend auf eigene Faust Wege, ihr Christentum außerhalb der katholischen Kirche zu leben bzw. selbst entsprechende Angebote zu machen“, fährt sie fort.
Daraus zieht sie folgenden Schluss: „Wer könnte junge Katholikinnen ernsthaft daran hindern, den Schritt in die Selbständigkeit einer Diakonin oder Priesterin zu wagen?“
Kath.net hat bei Erzbischof Lackner und dem Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät der Paris Lodron Universität Salzburg um eine Stellungnahme zu den Positionen von Frau Prof. Walser angefragt, aber keine Antwort erhalten.
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