18. Juni 2025 in Weltkirche
Priester der Erzdiözese New York: „Papst Franziskus hinterließ eine tief gespaltene und verwundete Kirche“ – Das gelassene Auftreten Leos „lässt viele Katholiken vermuten, dass er sich ihres Leids bewusst ist und den Familienzwist heilen möchte“
New York-Vatikan (kath.net/pl) „Papst Leos Betonung der Einheit und sein Bewusstsein für seine persönliche Rolle, diese Einheit zu repräsentieren und zu sichern, sind begrüßenswert und notwendig. Das vorangegangene Pontifikat war von beispielloser doktrineller Verwirrung geprägt. Gewiss gab es seit den Anfängen der Kirche Verwirrung und Irrtümer; der Unterschied bestand darin, dass die Verwirrung vom Papst selbst ausging.“ Das schrieb Brian A. Graebe (Foto), Priester der Erzdiözese New York, in seiner Kolumne im US-Magazin „The Catholic Thing“. Graebe hatte in Rom an der Gregoriana seinen Doktorgrad erworben.
„Papst Franziskus schien sich in bewusster Zweideutigkeit zu suhlen: Er änderte die kirchliche Lehre nicht explizit (wozu er ohnehin keine Autorität hatte), aber er zwinkerte denen zu, die dies von ihm wünschten“, erläuterte Graebe und führte eine der „zweideutigen“ Fragestellungen auf: „Darf ein Priester ein gleichgeschlechtliches Paar segnen oder einfach nur Personen segnen, die zufällig ein gleichgeschlechtliches Paar bilden? Kann etwas, das das kirchliche Verständnis von Ehe und menschlicher Sexualität so stark berührt, in Deutschland erlaubt, in Nigeria aber verboten sein?“
Papst Franziskus habe „solchen Fragen wenig Beachtung“ geschenkt, „und seine größten Anhänger waren stets diejenigen, die die Kirche am liebsten vor dem säkularen Zeitgeist kapitulieren sehen wollten. Verbunden mit einer gewissen Härte, insbesondere gegenüber denen, die sich zu den ältesten Formen des Gottesdienstes hingezogen fühlten, hinterließ Papst Franziskus eine tief gespaltene und verwundete Kirche.“
Der Nachfolger von Papst Franziskus zeige „von Anfang an ein subtileres Gespür, und seine Aufrufe zur Einheit verhallten bei denen, die sich außen vor fühlten, nicht. Sein gelassenes und selbstbewusstes Auftreten, ohne Angst davor, die äußeren Zeichen eines größeren Amtes zu akzeptieren, lässt viele Katholiken vermuten, dass er sich ihres Leids bewusst ist und den Familienzwist heilen möchte“.
Papst Leo mache „deutlich, dass Wahrheit, der ‚eine Glaube‘, keine willkürliche Ansammlung von Dogmen ist. Sie ist die Person Jesu Christi, ‚der Weg, die Wahrheit und das Leben‘. Dieses Thema der in Christus verwurzelten Einheit prägte die Worte des Heiligen Vaters im ersten Monat seines Pontifikats. In einer kürzlich gehaltenen Ansprache an die Verantwortlichen verschiedener Laienbewegungen sprach der Papst von der ‚Einheit, die in Christus gründet, der uns zu sich zieht und uns so miteinander vereint‘.“
Dieser „personalistische Ansatz von Papst Leo XIV. verändert unsere Tendenz, uns in ideologischen Lagern zu versammeln und uns in Machtkämpfen zwischen Links und Rechts zu verwickeln. Stattdessen ruft er uns dazu auf, unsere Beziehung zum ‚einen Herrn‘ und zum Heiligen Geist zu vertiefen, der uns, wie der Herr uns versprach, in alle Wahrheit führen wird.
Pfr. Graebe schreibt stellt weiter fest: „Wenn sich Einheit als der hermeneutische Schlüssel zum Verständnis von Leo XIV. erweist, dann kam ihm dieses Thema nicht erst in den Sinn, als der weiße Rauch aus der Sixtinischen Kapelle aufstieg. Als er vor über einem Jahrzehnt zum Bischof von Chiclayo, Peru, geweiht wurde, wählte er als sein bischöfliches Motto einen Satz des Namensgebers seines Ordens, des heiligen Augustinus: ‚In illo Uno unum‘ (‚Wir sind eins im Einen‘). Papst Leo ruft uns bereits dazu auf, über uns selbst und über einander hinauszublicken.“
Der New Yorker Priester stufte es als „bemerkenswert“ ein, „dass das größte und vielfältigste Konklave der Geschichte nur vier Wahlgänge benötigte, um Robert Prevost zum Nachfolger des heiligen Petrus zu wählen. Kardinäle aus allen Teilen der Welt und aus allen Teilen einer gespaltenen Kirche, geleitet vom Heiligen Geist, brauchten weniger als 24 Stunden, um diesen Mann zur sichtbaren Quelle der Einheit in der einen Kirche zu wählen.“
Nun bleibe es die Hoffnung und die Herausforderung für diesen neuen Papst, „die katholische Kirche so schnell zu vereinen, wie er die Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle vereinte“, und es brauche dazu auch unser Gebet zum Hl. Geist.
Fr. Brian A. Graebe: That he will unify the Catholic Church as quickly as he unified the Cardinals in the Sistine Chapel remains the hope and the challenge for this new pope – and the Spirit.
— The Catholic Thing (@catholicthing) June 8, 2025
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