25. Mai 2025 in Aktuelles
Papst Leo XIV. über die Gegenwart Gottes, den Beistand des Geistes und die Kraft der Liebe. Vom Hören zur Gegenwart. Das Wort Christi als Ort der göttlichen Wohnung. Von Armin Schwibach
Rom (kath.net/as) Beim traditionellen Mittagsgebet des Regina Caeli am sechsten Sonntag der Osterzeit legte Papst Leo XIV. des Evangeliums vom Tag aus dem Johannesevangelium (Joh 14,23–29) aus. Wieder „ein erstes Mal“ für Leo XIV.: Zum ersten Mal sprach und betete der Papst am Fenster der Päpstlichen Wohnung im Apostolischen Palast. Zehntausende waren gekommen, um das Wort des Papstes zu hören.
Es handelte sich um die erste öffentliche Begegnung mit den Gläubigen an einem anstrengenden und sehr römischen Tag: am Nachmittag wird der Papst zuerst bei der Kirche Santa Maria in Aracoeli (Kapitol) vom Bürgermeister Roms, Roberto Gualtieri, im Namen der Stadt als der neue Bischof begrüßt werden. Dort wird sich Leo XIV. mit einer kurzen Dank- und Grußbotschaft an Rom wenden. Um 17:00 Uhr wird die heilige Messe zur Inbesitznahme der Kathedrale von Rom „San Giovanni in Laterano“ gefeiert werden, zu deren Abschluss der Papst von der Benediktionsloggia der Basilika aus der Stadt den Apostolischen Segen spenden wird. Im Anschluss daran wird sich Leo XIV. zur Päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore zu einem Akt der Verehrung der Ikone der seligen Jungfrau Maria „Salus Populi Romani“ begeben.
Ausgangspunkt der Katechese vor dem Mariengebet war die Erfahrung, dass sich der Mensch im Leben wie im Glauben oft als unzureichend empfindet. Im Licht des Evangeliums erscheine jedoch nicht die eigene Kraft als entscheidend, sondern die Erwählung durch den Herrn und die Führung durch den Heiligen Geist.
„Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten; mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen“ (Joh 14,23) – mit dieser Verheißung wendet sich Jesus an die Jünger, die angesichts seines bevorstehenden Leidens in Angst und Unruhe geraten sind. Der Papst stellte diesen Satz ins Zentrum und betonte: Es ist nicht die Leistung des Menschen, sondern die Treue Gottes, die das Fundament des Glaubens bildet.
Die Szene im Johannesevangelium spielt im Abendmahlssaal. Jesus spricht zu den Seinen im Blick auf seinen Tod. Er kündigt den Beistand an, den der Vater senden wird: „Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Joh 14,26).
Leo XIV. betonte, dass dieser Geist es ist, der die Jünger lehrt, sie erinnert und sie auf dem Weg hält. Nicht eigene Stärke trägt, sondern das Wirken des Geistes, der inmitten des Alltags erfahrbar wird. In dieser Perspektive werde das Leben des Einzelnen zur Wohnung Gottes: „Wenn wir in seiner Liebe bleiben, nimmt er selbst in uns Wohnung, unser Leben wird zum Ich Gottes, und diese Liebe erleuchtet uns, macht sich Platz in unserem Denken und in unseren Entscheidungen, bis sie sich auch auf die anderen ausdehnt und alle Situationen unseres Daseins durchstrahlt“.
Der Mensch werde zum Tempel Gottes. Diese göttliche Gegenwart durchdringe das Denken, präge Entscheidungen und wirke sich auch auf die Beziehung zu anderen aus: „Lasst uns auf der Grundlage dieses Versprechens in der Freudedes Glaubens wandeln und so ein heiliger Tempel Gottes sein. Bemühen wir uns, seine Liebe überall hinzubringen, eingedenk dessen, dass jede Schwester und jeder Bruder eine Wohnung Gottes ist und dass sich seine Gegenwart besonders in den Kleinen, den Armen und den Leidenden offenbart und von uns verlangt, aufmerksame und mitfühlende Christen zu sein“.
Der Papst rückte dabei den Gedanken in den Vordergrund, dass das „Bleiben“ Gottes im Menschen nicht abstrakt sei, sondern konkret: Wer das Wort Christi hält, erfährt seine Nähe. Die Erwiderung auf die Liebe Gottes sei die Annahme des Wortes. So könne jeder Christ, auch in seiner Schwäche, sagen: Gott nimmt Wohnung in mir. Auch wenn der Mensch sich als begrenzt erlebt, „schämt sich der Herr meines Menschseins nicht“. Er kommt, um zu bleiben. Der Geist begleitet, erleuchtet und macht fruchtbar – im Dienst für andere, inmitten der Welt.
Ausdrücklich wurde so der Gedanke hervorgehoben, dass jeder Mensch als Wohnung Gottes betrachtet werden kann – besonders auch der Arme, der Leidende, der Kleine. Die göttliche Gegenwart ist kein Besitz der Starken oder Reinen, sondern wendet sich allen zu.
Zum Abschluss verwies die Katechese auf Maria. Sie wurde durch das Wirken des Geistes zur „gottgeweihten Wohnung“. In ihr erfüllt sich die Verheißung des Herrn auf einzigartige Weise. Zugleich aber zeigt sich in ihr ein Weg für alle: den Herrn aufzunehmen, das Wort zu bewahren und Werkzeug seiner Liebe zu sein.
So verstand sich die Betrachtung als Einladung, das eigene Leben in diesem Licht zu sehen: als Ort der göttlichen Gegenwart, als Raum, in dem das Wort bleibt – und in dem Gott selbst Wohnung nimmt.
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