„Heilige Kommunion“ to go?

28. Mai 2025 in Deutschland


Neuigkeiten aus der Würzburger Augustinerkirche - Von Christian Nilles


Würzburg (kath.net)

Zuerst hatte mir ein frommer Küster aus der Nachbarschaft davon berichtet, dann bin ich selbst mal anläßlich eines Würzburg-Besuches in die Augustinerkirche in Würzburg gegangen, um mich kundig zu machen. Es war in den ersten Tagen nach der Wahl Papst Leos XIV., dem ersten Augustiner auf dem Stuhl Petri. Kein Hinweis, keine Gratulation, kein Bild vom neuen Papst an und in der Kirche seines Ordens in Würzburg, immerhin Sitz des deutschen Provinzialats, aber dafür andere Neuigkeiten, ja schockierende Erfahrungen!

Im Eingangsbereich zum gottesdienstlichen Raum in der Kirche lagen auf einem Tablett kleine Tütchen aus Butterbrotpapier bereit zum mitnehmen, in jeder Tüte eine Hostie. Auf dem Altar waren für die bald beginnende Messe ein Tonbecher und eine Tonschale bereitgestellt. Im abgedeckten Kelch schien bereits Wein zu sein. Auf der Hostienschale lag ein Stück Mazzenbrot.

Mein Informant hatte mir berichtet, daß bei der Messe die Gläubigen ihr Tütchen mit der Oblate hochhalten mußten, um sich zur Kommunion aus dem Tütchen selbst, jeder an seinem Platz, zu bedienen. Ich selbst wollt mir das bei meinem Besuch in der Augustinerkirche nicht antun, aber der Küster, der mir davon berichtete, hatte dabei noch den Schrecken über das Erlebte im Gesicht stehen. Er sei total verunsichert gewesen, habe einfach nicht kommunizieren können, stattdessen habe er zuhause das Corpus delicti seinem Heimatpastor übergeben und ihn gebeten, damit zu verfahren, wie er es als Priester für richtig halte.

Zugegeben, in extremen Notsituation hatte es eine ähnliche Weise der Konsekration schon einmal gegeben, z. B. im Konzentrationslager in Dachau, wie kürzlich in der TAGESPOST (vom 2. Mai 2025) eindrucksvoll berichtet. Da waren damals um den Altar in bedrängender Atmosphäre viele Priester versammelt. „Die wenigen verfügbaren Hostien wurden in kleine Stücke zerteilt oder notfalls durch Bröckchen vom Lagerbrot ersetzt… Eine besondere Form der Konzelebration, die man bis 1942 beibehielt, wurde erdacht, um alle Priester einzubeziehen und um unter dem Zeitdruck vor dem Appell um 6.30 Uhr die Kommunion würdig durchzuführen. Dabei nahm jeder Priester zu Beginn der Messe eines der Bruchstückchen… Der zelebrierende Priester konsekrierte diese dann zusammen mit seiner Hostie am Altar, wobei die mitfeiernden Priester sich selbst die Kommunion spendeten.“ Das war lange vor der Liturgiereform. Die existenzielle Not der priesterlichen Lagerinsassen ließ praktisch keine andere Form der Meßfeier für jeden Priester zu. Aber, das war mitten im Weltkrieg unter den Nationalsozialisten, die in Dachau eine große Anzahl an Priestern inhaftiert hielten, unter ihnen der im Lager heimlich zum Priester geweihte Sel. Karl Leisner, der kurz darauf völlig entkräftet starb.

Was hier in Würzburg praktiziert wird, mag noch eine Spätfolge jener Sonderwege sein, die die Corona-Hysterie mancherorts hervorgebracht hat. Da wurden aus „hygienischen Gründen“ Glasschälchen mit Oblaten an die Gläubigen verteilt, von jedem dann mitgenommen und nach der „Wandlung“ vom Altar aus die Hostien jeweils am Platz konsumiert.

Da ist dann der letzte Rest Bezug zur ursprünglich Einsetzung der Eucharistie ausgelöscht, ob nun Glasschälchen oder Butterbrotbeu­telchen zum Einsatz kommen.

Damals im Abendmahlssaal nahm Jesus das Brot und sagte Dank, brach es, reichte es seinen Jüngern und sprach: Nehmet und esset alle davon. Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Nach katholischer Glaubensüberzeugung handelt der zelebrierende Priester in Persona Christi in derselben Weise in jeder Heiligen Messe. Bei der Praxis in der Würzburger Augustinerkirche wird diese heilige Handlung kaum mehr deutlich, und die Verunsicherung der mitfeiernden Gläubigen (bis auf diejenigen, die sich an diese seltsame Praxis schon gewöhnt haben mögen und sie vielleicht auch toll finden) ist nur zu verständlich. Wenn – auch heute noch – hygienische Gründe für die geschilderte Vorgehensweise herangeführt werden, dann mag man angesichts der übertriebenen Vorsicht den Kopf schütteln. Aber letztlich ist so alles was die Feier der Brotbrechung, alles, was Mahlgemeinschaft und echte Communio in der Feier der Eucharistie ausmacht, ad absurdum geführt. Kaum vorstellbar, daß der zuständige Würzburger Bischof von den seltsamen Praktiken in der Augustinerkirche bisher nichts erfahren haben soll. Der Dom, das Generalvikariat und das Bischöfliche Palais sind nur wenige hundert Meter von den Augustinern in Würzburgs Innenstadt entfernt. Die Heilige Messe gibt es ohne Schaden für den Glauben der Mitfeiernden nicht mittels einer „Kommunion to go“ und nicht im „Drive in“. Es geht immerhin um das Allerheiligste in unserer Kirche.

 


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