19. Mai 2025 in Kommentar
Sicher werden Predigerinnen - auch die wider die Kircheneinheit - ihre Zuhörer*glucks*innen gefunden haben, doch von Bedeutung ist das nicht wirklich.Dabei könnten gerade Frauen viel zur Evangelisierung beitragen. Montagskick von Peter Winnemöller
Linz (kath.net)
Beginnend mit dem Fest der Heiligen Katharina von Siena, den feministische Aktivistinnen zum sogenannten Tag der Diakonin umgemünzt haben, bis zum Samstag der vierten Woche der Osterzeit veranstalteten ehemals katholische Frauenverbände den sogenannten Predigerinnentag. Den 17. Mai, den letzten Tag der Aktionswochen, bezeichneten die Aktivistinnen als Fest der frei erfundenen Apostelin Junia. In einem Akt, der selbst das deutsche Selbstbestimmungsgesetz in den Schatten stellt, wird hier der im Römerbrief in Kapitel 16 genannte Junias als „Apostelin Junia“ umgegendert. In der Tat gibt es schon länger Bestrebungen, hier eine weibliche Person anzunehmen. Verschwörungstheorien gehen davon aus, dass mittelalterliche Mönche Frau Junia in Herrn Junias umgegendert hätten. Gerade die einst katholischen Frauenverbände in Deutschland haben sich diese „Junia“ zur persönlichen Apostelin erhoben. Selbst die Zeitung der „kfd“, die früher „Frau und Mutter“ hieß, trägt heute den Namen „Junia“.
Es wäre löblich, ginge es den Aktivistinnen wirklich um Verkündigung des Evangeliums, was ja vom Prinzip her Ursache, Auslöser und Inhalt einer Predigt sein soll. Doch es wird akribisch aufgelistet, dass sich 190 Predigerinnen an der Aktion beteiligt haben. Webseiten geben an, wer wo und wann gepredigt hat. Wohl sehr bewusst wurde darauf verzichtet, den Anlass und die Art des Gottesdienstes anzugeben. Anhand einiger Uhrzeiten kann man schon annehmen, dass es sich um eine verbotene Predigt in einer Messe gehandelt haben wird. Dass Laienpredigt in einer Heiligen Messe verboten ist, ist ein Faktum ohne Ansehen von Geschlecht und Bildung. Auch hochgebildete Theologen - gleich welchen Geschlechts - dürfen als Laien in der Heiligen Messe nicht predigen. Dass sie trotzdem das Evangelium exzellent auslegen können, davon geben Ansprachen, Bücher, Artikel und anderes ein beredtes Zeugnis. Bei der Verkündigung in der Eucharistiefeier geht es um die enge Verbindung zwischen Verkündigung und Sakrament. Darum soll der Priester predigen, der die Heilige Messe zelebriert. Auch in Ausnahmefällen ist die Predigt / Homilie in der Heiligen Messe an die Weihe gebunden.
Ärgerlich an einen Predigerinnentag ist nicht die Tatsache, dass Frauen predigen, sondern der mit der Aktion verbundene Aktivismus, der ohne jeden Zweifel ein Aktivismus ist, der auf das Amt und damit auf die Weihe zielt. Die Bildsprache von zumeist ergrauten Damen in Sackalben mit buten Tüchern um den Hals lässt keine Frage offen. Da wird sichtbar die Stola angedeutet. Die Damen verwenden entweder liturgische Farben oder geben die Queeraktivistin mit Regenbogenschal. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt. Häufig sind es sogar angestellte Mitarbeiterinnen der Kirche. Die deutschen Bischöfe haben es längst aufgegeben, derartigem Aktivismus Einhalt zu gebieten, wenn sie es nicht sogar aktiv fördern. Fruchtbar wird das Tun der Frauen nicht sein, wenn schon allein die Optik der Werbung für die Aktion ist eher zum Weglaufen ist. Der gewöhnliche Katholik wird in seinem Alltag kaum etwas davon mitbekommen, wenn nicht gerade eine Aktivistin ihren Wohnort in der eigenen Gemeinde hat. Abgefeiert wird das ohnehin nur von Gleichgesinnten beiderlei Geschlechts, wobei man auch da wieder feststellen muss, dass die männlichen Feministen die schlimmsten sind. In gut katholischer Tradition gilt der Predigtschlaf ohnehin als sehr gesund. Insofern: kann man nicht oder nicht rechtzeitig entfliehen, halte man ein Nickerchen.
Ärgerlich an solchem Aktivismus ist nicht nur, dass es der Verkündigung nicht dient. Ärgerlich ist auch, dass man damit großartige Chancen verschenkt und Ausbreitung des Evangeliums verhindert. Wer natürlich nicht daran glaubt, dass die Kirche eine übernatürliche Wahrheit ist, die so, wie sie ist – samt ihrer Ämter - von Gott gewollt ist, kann sie in gut protestantischer Tradition nur als eine politische Organisation und damit beliebig veränderbar ansehen. Diese Kräfte, die Kirche zu verändern gehen nicht nur ins Leere, sie tragen den Keim der Spaltung in sich. Dabei ist jeder Mensch zum Glauben an Jesus Christus berufen und jeder gläubige Mensch ist zur Jüngerschaft berufen und jeder Jünger ist zum Zeugnis berufen. Die Geschichte ist voll von Männern und Frauen, die, ohne je ein Amt in der Kirche innezuhaben, großartige Zeugen des Evangeliums waren. Mehr noch, die nur allzu gerne für die Aktivistinnen für ein Diakoninnenamt missbrauchte Katharina von Siena, hat zum einen nie ein Amt angestrebt, zum anderen aber durch ihre Briefe sogar das Handeln des damaligen Papstes beeinflusst. Sie hat der Kirche einen echten Dienst an der Einheit erwiesen und war dabei keinesfalls übertrieben sanft. Sie hat dem Papst sehr klar mitgeteilt, was ihre Sicht der Dinge war, die sie nicht aus Egoismus verfolgt, sondern im Gebet als Wahrheit erkannt hat. Man erkennt den Unterschied, wie sehr der gierige Griff nach dem Amt und den Fleischtöpfen der Macht und die Profilneurose auf der Kanzel stehen zu müssen, wider die Einheit geht. Dieser Aktivismus trägt den Spaltpilz wie einen Schild vor sich her.
Schaut man in die zahlreichen jungen geistlichen Bewegungen, schaut man sich die Jüngerschaftsschulungen an, die es an mehr und mehr Orten gibt, schaut man sich die – auch mit evangelischen Freikirchen – bestehende Ökumene des Zeugnisses und des Gebetes an, so kann man erkennen, wo der Geist wirkt. Es ist – wenn auch in vielen Bereichen sehr zaghaft – ein Dienst an der Einheit. Ein Blick nach Frankreich zeigt, wie sehr sich junge Menschen ohne erkennbaren Grund plötzlich nach dem Glauben der Kirche sehnen. Kein Predigerinnentag wird hier das Feuer der Liebe und die Sehnsucht nach Gott erwecken. Der kämpferische Feminismus der Aktivistinnen schreckt doch eher ab und verscheucht die Menschen. Wollten die Bischöfe Frauenförderung betreiben, würden sie dem Predigerinnentag den Garaus machen und stattdessen Programme wie Jüngerschaftsschulung und Missionarische Pfarrei fördern. Es gibt dort – auch im Verkündigungsdienst – reichlich Arbeit ohne Ansehen von Stand und Geschlecht. In Pfarreien und Gemeinschaften, die sich die Neuevangelisierung auf die Fahnen geschrieben haben, müssen Priester und Laien Hand in Hand arbeiten. Dazu muss man nicht einmal die berühmt-berüchtigte Augenhöhe bemühen. Die ergibt sich unter Jüngern mit und ohne Weihe von ganz allein.
Bild oben: Jugendfestival von Loretto im Salzburger Dom. Hier geben durchaus auch junge Frauen lebendige Glaubenszeugnisse, jedoch braucht man dort keine aktivistischen Predigerinnen. Foto: Neues Feuer/ Wikimedia/ CC-BY-SA-4.0
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