6. Mai 2025 in Spirituelles
Ein Christ repräsentiert Christus in der Welt. Die Eigenschaften des Apostels Petrus, seine Ausbildung sind für jeden Christen im ganz normalen Alltag von Bedeutung - Gedanken von Dechant Pfr. Ignaz Steinwender zur Konklave
Salzburg - Zell am Ziller (kath.net)
Liebe versammelte Feiergemeinde. Wie jedes Jahr dürfen wir heuer wieder das Gauderfest feiern. Der Name Gauder kommt vom Gaudergut (zur Brauerei Zell gehörend), dem ursprünglichen Initiator und Betreiber des Gauderfestes. Im Lateinischen gibt es den Ausdruck gaudium, d. h. Freude. Ein Fest feiert man, um sich zu freuen, die Freude auszudrücken, und wenn ein Fest gelingt, dann stellt sich auch als Frucht eine weitere Freude ein.
Ein Fest hat immer einen Grund, wir feiern wir das Gauderfest, weil es eine lange Tradition hat, wir feiern den Sonntagsgottesdienst, weil der Herr auferstanden ist und diese Form der Gemeinschaft unser inneres Christsein betrifft, Gipfel und Quelle unseres Tuns ist.
Können wir in der gegenwärtigen Zeit feiern, haben wir Grund dazu?
Wir feiern dieses Fest heuer vor einem gewissen Zeithintergrund. Vieles ist scheinbar schwierig geworden, wir hören von Kriegen und Kriegstreiberei, es gibt wirtschaftliche Einbrüche, einen Vertrauensverlust auf verschiedenen Ebenen, viele machen sich Sorgen, wie es weitergehen wird, die gesellschaftliche Stimmungslage ist nicht gerade rosig. Manche fragen sich, ja können wir da überhaupt feiern? Die Antwort heißt ja, oder vielleicht sogar, gerade deswegen, aber in der richtigen Weise.
Nach dem Begräbnis von Papst Franziskus, der erst vor Monaten unseren Engelbert Kolland heiliggesprochen hat, beschäftigen sich viele mit dem Konklave, das am Mittwoch beginnt. Sie fragen sich, wer ist der Papst, wie sollte der künftige Papst sein, es gibt eine Fülle von Erwartungen.
Vielleicht, liebe Gläubige ist es geradezu ein geistliches Timing, dass wir ausgerechnet heute, unmittelbar vor dem Konklave, zwei Lesungen hörten, wo es um den Apostel Petrus geht, den ersten Papst.
Schauen wir auf die Heilige Schrift, sie gibt uns nicht nur eine Antwort, wer der Papst ist, was für einen Papst bedeutsam ist, sondern sie macht uns damit auch deutlich, wer wir Christen sind, dass wir als Christen mehr oder den tieferen Grund haben zum Feiern.
Bevor ich darauf eingehe, eine Nebenbemerkung: Ich habe mir gedacht, warum ist vielen Kommentatoren in den Medien das Konklave so wichtig, wo sie doch sonst für religiöse Dinge oft eher wenig übrig haben oder zum Beispiel ausführlicher über den Ramadan berichten als über christliche Gepflogenheiten?
Vielleicht spüren manche, dass die Kirche eben viel mehr ist, als irgendeine Gemeinschaft. Oder könnte es sein, dass die katholische Kirche gesehen wird als das letzte, entscheidende Hindernis für Bestrebungen zu einer neuen, globalen Ordnung ohne Gott und ohne die Ordnung Gottes? Man möchte sogar, dass die Kirche dem Zeitgeist, eben diesen Bestrebungen dient! Oder ist dies eh schon fast gelungen, denken wir etwa an das immer noch unaufgearbeitete Geschehen der letzten Jahre?
Wenn wir über den Papst oder das Papsttum sprechen, dann geht es implizit auch um die Identität von uns Christen, aus der heraus wir einen Grund haben zu feiern!!
Petrus, der Stellvertreter Christi
Liebe Festgemeinde! Mit den heutigen Lesungen sagt uns die Heilige Schrift, wer Petrus, der erste Papst, war. Sie sagt uns, wie dieser Simon zum Felsen, zum Petrus geworden ist, es ist fast so etwas wie ein Anforderungsprofil zu entnehmen, und damit wird auch deutlich, was dies für unser Christsein bedeutet, gerade heute, in dieser schwierigen Zeit!
Petrus war ein Realist, ein einfacher Fischer, er folgte dem Herrn großzügig nach, indem er alles liegen ließ - so war er auch Idealist.
Dieser Petrus geht beim Meister drei Jahre in die Schule, er hört und sieht vieles und nimmt es auf.
Aber die wichtigste Lehre ist die: Petrus erfährt seine eigene Schwachheit, er versagt und verleugnet den Herrn.
Und noch wichtiger ist: Er kehrt um, er bereut, er weint. Dies reinigt ihn und macht ihn zum Felsen.
Damit lernt Petrus, dass mit der Hilfe des Herrn alles möglich wird!
So wirft er – wie im heutigen Evangelium berichtet - die Netzte auf der rechten Seite aus, obwohl es aussichtslos schien, obwohl er mit seinen Gefährten die ganze Nacht nichts gefangen hatte.
Eine kleine Nebenbemerkung: Warum wirft er die Netzte nicht auf der linken Seite oder in der Mitte aus? Vielleicht ist die linke Seite ausgefischt oder es gibt dort nichts, er wirft sie rechts aus, weil der Herr es sagt, weil das, was der Herr sagt, recht ist, richtig, zum Wohl und Heil des Menschen ist! Petrus und seine Gefährten werden für diesen Gehorsam belohnt und fangen ein volles Netz mit 153 Fischen. Dies ist schon ein Bild für die Entwicklung der Kirche bis heute mit mittlerweile 1,4 Milliarden Gliedern.
In dem nun folgenden Gespräch mit dem Herrn wird nochmals deutlich, worauf es bei Petrus, also beim Papstamt ankommt. Jesus fragte den Petrus dreimal, ob er ihn liebt, sogar mehr als diese. Petrus bejaht, beim dritten Mal sagt er: „Herr du weißt alles“ damit meinte er: du weißt, dass ich schwach bin, du weißt, dass ich dich verleugnet habe, aber du weißt auch, dass ich umgekehrt bin und geweint habe. Und mit den Worten, „Du weißt auch, dass ich dich lieb habe“ will er wohl sagen:Iich hab dich lieb mit all meinen menschlichen Fähigkeit, so gut wie ich eben kann.
Daraufhin sagt der Herr nochmals: Folge mir nach. Jetzt ist der Petrus ganz Fels geworden, er liebt seinen Herrn, er ist jetzt so freimütig, dass er mit seinen Gefährten ganz Jerusalem mit der neuen Lehre erfüllt, die Demut hat ihn mutig gemacht. Jetzt kann er Gott mehr gehorchen als den Menschen, jetzt ist es für ihn sogar eine Ehre, wenn er für den Herrn Schmach erleidet, jetzt ist er ein Fels in der Brandung!
Gott mehr gehorchen als den Menschen
Liebe Festgemeinde. Die Aussage von Petrus und den Aposteln, man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen, ist entscheidend, für den ersten Papst, für die Entstehung der ganzen Kirche und – liebe Gläubige, für uns heute, eigentlich für jeden Christen.
Es ist ja ganz logisch, wenn ich als Christ Gott gehorche, dann höre ich auf ihn, dann empfange ich göttliche Worte, göttliche Kraft, ich empfange viel mehr, als mir irgendjemand geben kann. Zum Beispiel einen Frieden, den die Welt nicht geben kann, eine Hoffnung, die unzerstörbar ist, einen wirklichen Sinn im Leben, eine innere Kraft und eine Liebe, die allem standhält, und eine Freude, die über allen weltlichen Freuden ist und alles Weltliche durchdringen und aufheben kann.
Wenn wir mehr auf Gott hören, dann bekommen wir diesen Freimut der Apostel, mit dem sie ganz Jerusalem erfüllt haben, einen Freimut, der anziehend ist, der alles erfüllt.
Wenn der Mensch Gott mehr gehorcht als den Menschen, dann will er damit mehr, er empfängt er mehr und dann kann er mehr geben. Er kann den Menschen mehr geben als sie erwarten, das geben, was sonst niemand in der Welt geben kann. Das ist doch das Geheimnis der Kirche und sollte unser persönliches Geheimnis sein.
Gott mehr gehorchen heißt dann, mehr wollen, mehr empfangen und mehr geben können!
Jeder Christ, ein Stellvertreter Christi und Diener der Freude
Wenn man überlegt, was für Petrus, den Papst, der auch Stellvertreter Christ genannt wird, entscheidend ist, dann sollte man auch den Gedanken fassen, dass eigentlich jeder Christ durch die Taufe ein Gesalbter ist, d. h. in gewissem Sinne ein Stellvertreter Christi ist. Ein Christ repräsentiert Christus in der Welt. Die Eigenschaften des Apostels Petrus, seine Ausbildung sind für jeden Christen im ganz normalen Alltag von Bedeutung, damit er an seinem Platz auch ein Fels sein kann, mitten im Treibsand des Zeitgeistes.
So wie Petrus sollen oder dürfen wir
- dem Herrn bereitwillig und großherzig folgen, indem wir eben mehr wollen,
- wir dürfen beim Herrn in die Schule gehen, Interesse haben am Wort Gottes,
- wir sollen das Bewußtsein bekommen, dass wir schwach sind,
- wir sollen immer wieder umkehren, bereuen und neu beginnen,
- dann dürfen und sollen wir die Netze dann auswerfen, gerade dann, wenn es aussichtslos scheint, gegen alle bloß menschlichen Hoffnungen
- und dann sollen wir eben Gott mehr gehorchen als den Menschen, wenn es um Gründsätzliches geht, wir sollen alles mit der Lehre Christi erfüllen, mit Glaube, mit Hoffnung, mit Sinn, wir sollen damit die Familie erfüllen, den Arbeitsplatz, den Verein, die Gemeinde, das Heilige Land Tirol und unsere Mutter Kirche.
Wenn wir jetzt die heilige Messe feiern, dann wollen wir für das heutige Fest beten, um eine wahre Festfreude, die wir mitnehmen und die uns im Alltag stärken wird, wir wollen auch für das Konklave beten, für den neuen Papst und dafür, dass wir selbst diese Messe als neue Christen, als Stellvertreter Christi verlassen, mit einem inneren Freimut und einer Freude, die in den Alltag begleitet und alles andere erhöht. Amen.
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