Persönlichkeiten des Konklaves: Kardinal Juan Jose Omella

3. Mai 2025 in Weltkirche


Omella äußert sich in moralischen Grundfragen mit großer Klarheit, bsp. in seiner scharfen Kritik an Legalisierung von Abtreibung und Sterbehilfe - Papst Franziskus hielt große Stücke auf den volksnahen, sozial engagierten Erzbischof von Barcelona


Barcelona (kath.net/KAP) Als Mann des Ausgleichs und als volksnaher Seelsorger nach dem Geschmack von Papst Franziskus gilt Kardinal Juan José Omella Omella. Der Erzbischof von Barcelona war bis zum Vorjahr Vorsitzender der Spanischen Bischofskonferenz, die mit vier Kardinälen beim Konklave in Rom vertreten ist. Mit 79 Jahren erfüllt der hochgewachsene Katalane, der Mitglied des engsten Beraterkreises des verstorbenen Papstes - des achtköpfigen Kardinalsrates - war, noch die Altersgrenze für die Teilnahme.

Omella wurde am 21. April 1946 in der autonomen Region Aragon im Dorf Cretas geboren. Er stammt aus einfachen Verhältnissen, sein Vater war Landwirt, seine Mutter arbeitete als Näherin, wobei er seine Bodenständigkeit und Zugänglichkeit beibehalten hat. Seine Muttersprache ist das sogenannte "Chapurriao", ein katalanischer Dialekt; darüber hinaus beherrscht er neben Spanisch auch Französisch und Italienisch.

Schon als Kind verspürte Omella den Wunsch, Dorfpfarrer zu werden - und verfolgte dies zielstrebig. Er war Ministrant, trat in Saragossa ins Priesterseminar ein und studierte dann auch bei Ordenseinrichtungen der Weißen Väter in Louvain und Jerusalem. Nach der Priesterweihe 1970 ging er als Missionar ins damalige Zaire. Anschließend war er fast zwei Jahrzehnte tatsächlich Pfarrer in kleinen Gemeinden des Bajo Aragón, wurde Generalvikar und Weihbischof (1996) in Saragossa. 1999 berief ihn Johannes Paul II. zum Diözesanbischof in Barbastro-Monzón, 2004 wechselte er auf den Bischofsstuhl von Calahorra und La Calzada-Logroño.

Den großen Aufstieg erlebte Omella dann unter Papst Franziskus: 2015 wurde er an die Spitze der Erzdiözese Barcelona berufen, 2017 folgte die Kardinalsernennung und die Berufung in die Bischofskongregation in Rom. In Spaniens Bischofskonferenz war er vor seiner Präsidentschaft (von 2020 bis 2024) Vorsitzender der Kommission für Sozialpastoral, der er bereits seit 1996 angehörte.

Stimme gegen soziale Ungerechtigkeit

Letzteres war nur folgerichtig, ist der Kardinal doch in Spanien als Stimme gegen soziale Ungerechtigkeit bekannt. Schon als Bischof von Calahorra initiierte er das Dokument "La Iglesia, servidora de los pobres" ("Die Kirche, Dienerin der Armen"), das sich deutlich gegen politische und wirtschaftliche Korruption positionierte, Migration verteidigte und Ungleichheit als Ursache vieler Gesellschaftsprobleme benannte. In der Katalonienfrage drängte Omella stets auf Dialog und Deeskalation.

Trotz seines starken sozialen Engagements lehnte der Kardinal ideologische Etiketten wie "progressiv" stets ab. Dazu passt, dass er sich in moralischen Grundfragen mit großer Klarheit äußerte, etwa in seiner scharfen Kritik an der Legalisierung von Abtreibung und Sterbehilfe in Spanien. In Barcelona ist der Kardinal auch ein Förderer der neuen geistlichen Bewegungen: Diese würden mit aktivem Gebetsleben und sozialem Engagement "der Kirche ein neues Gesicht geben", sagte er einmal gegenüber Kathpress. Vehement setzt er sich für mehr Missbrauchs-Prävention in der Kirche ein, sowie für mehr Wirtschaftlichkeit und nötige Sparmaßnahmen.

Omella gilt als dialogorientiert und humorvoll, als sprachgewandt mit energiegeladener Gestik und als diplomatisch, wobei er sich parteipolitisch nicht vereinnahmen lässt. Sein Ziel, mit allen gut auskommen zu wollen, sorgt gelegentlich für Irritation. In seiner Freizeit zieht er sich gerne in die Natur zurück, interessiert sich für Basketball, geht ins Kino und nutzt mitunter sogar sufische Texte für seine Gebete.

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Archivfoto Kardinal Omella (c) Erzdiözese Barcelona


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