27. Juni 2024 in Prolife
"Politiker sprechen davon, dass 80% der Bevölkerung für Organspende seien. Doch muss man die Frage stellen, warum gibt es dann so wenige Organspender?" Kommentar von Odila Carbanje, stellv. Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben (CDL)
Berlin (kath.net/pl) Nun starten Vertreter von verschiedensten Parteien den vierten Versuch innerhalb von wenigen Jahren, die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende auch in Deutschland einzuführen. Will man bei dem Thema Abtreibung den Frauen die „Freiheit“ zukommen lassen, über das Lebensrecht des eigenen ungeborenen Kindes ohne strafrechtliche Hürden entscheiden zu können, oder dem lebensmüden Menschen die größtmögliche „Freiheit“ zugestehen, Sterbehilfe in Anspruch nehmen zu können, soll bei der Organspende das Prinzip der uneingeschränkten „Selbstbestimmung“ umgedreht werden.
Ich empfinde es als recht zynisch von einem FDP-Politiker zu hören, der Bürger hätte ja die „Freiheit“ sich zu entscheiden, wenn man gerade einen Gesetzentwurf vorschlägt, der festlegen will, dass wenn man nicht aktiv widerspricht, die eigenen Organe nach dem Hirntod quasi der Allgemeinheit gehören sollen.
Der Staat lässt mir also die „Freiheit“, zwangsweise schriftlich festzulegen und in ein Register eintragen zu lassen, dass ich selbst über meinen Körper bestimmen möchte. Ich werde genötigt, mich zu einer eigentlichen Selbstverständlichkeit zu äußern, ansonsten werden mir meine Rechte auf körperliche Unversehrtheit nach meinem Hirntod genommen.
In manchen Ländern ist selbst diese Grenze des Hirntodes, der in der Fachwelt als Todesgrenze übrigens nicht unumstritten ist, noch weiter vorgezogen worden, denn die Organe, die man benötigt, müssen durchblutet sein.
Nicht dass ich hier falsch verstanden werde, ich finde es bewundernswert, wenn Menschen anderen Menschen durch eine Organspende helfen wollen, aber diese Hilfe muss freiwillig bleiben.
Politiker sprechen immer davon, dass 80% der Bevölkerung für Organspende seien. Doch muss man sich die Frage stellen, warum es dann so wenige Organspender gibt. Rechnen die Politiker der Widerspruchslösung mit der Tatenlosigkeit einer bequemen Mehrheit um an mehr Organe zu kommen? Das würde mein Vertrauen in die Politik endgültig zerstören. Denn ich müsste dann davon ausgehen, dass die Politiker nicht das Gemeinwohl ihres Volkes im Auge hätten, sondern nur noch Interessenvertreter von Minderheiten sind, die durchaus nach eigenem Dünken das Gemeinwohl diesen Minderheiten zuliebe zu opfern bereit sind. Und dazu werden sogar Grundrechte außer Kraft gesetzt.
Nach meiner Auffassung widerspricht diese „Widerspruchslösung“ nämlich unserem Grundgesetz. Artikel 2 Abs.1 besagt: „Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“ Es gibt kein Recht auf das Organ eines anderen, aber es gibt ein „Recht auf…körperliche Unversehrtheit…“ (Artikel 2 Abs. 2) und das ist auch nicht zeitlich begrenzt.
Wenn ich die Bürger mit dem Thema Organspende mehr konfrontieren möchte, dann hätte der Staat viele andere Möglichkeiten. Wie wäre es z.B. damit, dass man jedem Bürger, wenn er einen neuen Ausweis oder eine Verlängerung beantragt, gutes Informationsmaterial über Organspende mit der Bitte, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, zukommen lässt? Oder, wenn ein Führerschein ausgegeben wird, kann man die Antragsteller durchaus auch auf die Thematik aufmerksam machen, da nicht wenige Hirntote Opfer eines Verkehrsunfalls waren. Diese Vorschläge sind übrigens auch nicht neu, aber erst gar nicht in Angriff genommen worden.
Wenn der Staat sich nicht vorwerfen lassen will, die verfassungsgegebenen Rechte seiner Bürger zu ignorieren, gibt es nur eine Möglichkeit: Die Entscheidung jedes einzelnen, Organspender sein zu wollen, muss freiwillig bleiben.
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