,Jesus ließe sich eher von Elon Musk einladen als von Rüdiger Schuch‘

7. Mai 2024 in Deutschland


Keine Jobs, keine Veranstaltungsräume, keine Höflichkeit: Der Umgang mit AfD-Wählern sei „einfach nur menschenfeindlich und zutiefst widerwärtig“, kommentiert Harald Martenstein in der „Welt“.


Berlin (kath.net) Jesus ließe sich heute „lieber von einem nach dem rechten Weg suchenden Sünder wie Elon Musk zum Essen einladen (…) als von Rüdiger Schuch“, und er ließe sich die Füße lieber von Alice Weidel waschen „(eine Frau von schlechtem Ruf) als von Lisa Paus (wir sind die Guten!)“. Das meinte der Autor Harald Martenstein in einem „Welt“-Kommentar über den derzeitigen Umgang mit AfD-Wählern.

Rüdiger Schuch, Präsident des evangelischen Sozialverbands Diakonie, hatte zuvor erklärt, dass AfD-Wähler nicht mehr als Arbeitnehmer erwünscht seien. „Was würde Jesus dazu sagen? Aus meinem – katholischen – Religionsunterricht ist mir als wichtigste Botschaft die Nächstenliebe in Erinnerung. Ein echter Christ hasst nicht“, schreibt Martenstein.

„Das, fand ich immer, ist das Revolutionäre und Großartige an dieser Lehre: ihre bedingungslose Menschenliebe. Sie unterscheidet die christliche Religion von manch anderer. Natürlich schafft es kaum jemand, dieser hohen Anforderung zu entsprechen. Jeder von uns hat oft gegen das Gebot der Nächsten- und auch Feindesliebe verstoßen, auch die Kirchen haben es oft getan.“

Jesus habe sich oft und gezielt mit genau denen umgeben, die von der Gesellschaft seiner Zeit verachtet wurden, schreibt Martenstein. „Das war Teil seines Programms.“ Er war im Haus des Zöllners Zachäus, ließ sich von einer Prostituierten die Füße salben und konnte zornig werden über Pharisäer und die Händler im Tempel.

„Politisch aber war Jesus nicht festgelegt“, resümiert der Kommentator, der „starke Zweifel daran hat, ob es sich beim Diakonischen Werk und vielleicht sogar bei der Evangelischen Kirche überhaupt noch um christliche Organisationen im eigentlichen Wortsinn handelt. Ich vermisse die Nächstenliebe auch für Sünder, die umfassende Bereitschaft zur Vergebung, die Demut, die Distanz zur Tagespolitik. Eigentlich fehlt alles.“

Mit der AfD brauche es „politische Auseinandersetzung“, räumt er ein. Jedoch: „Andere Menschen zu Unberührbaren zu erklären, mit denen der Umgang zu meiden ist, denen man keine Jobs geben oder die man rauswerfen soll, denen man keine Veranstaltungsräume oder Hotelzimmer überlassen soll, bei denen man auch auf Höflichkeitsregeln verzichtet, all das finde ich einfach nur menschenfeindlich und zutiefst widerwärtig. Es zeigt, wozu der Mensch im ungünstigsten Fall eben auch fähig ist, dann, wenn er das Gefühl hat: Bei denen darf und soll ich ungestraft die Sau rauslassen.“


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