Segnen oder nicht segnen – Über die Vatikan-Erklärung Fiducia Supplicans

22. Februar 2024 in Weltkirche


US-Bischof Cary: „Jede Form des Segens, die außereheliche Verbindungen befürwortet, kann nicht aus den Händen Seiner Priester kommen“ - „Wenn Priester Verhalten segnen, das Christi Geboten widerspricht, entwerten sie Heiligkeit des Eheversprechens“


Baker (kath.net) kath.net dokumentiert die „Offizielle Stellungnahme“ von Bischof Liam Cary von Baker (US-Bundesstaat Oregon) „Segnen oder nicht segnen – Über die Vatikan-Erklärung Fiducia Supplicans“ vom 9. Februar 2024 in voller Länge in eigener Übersetzung – Übersetzung (c) kath.net, bei Verwendung dieser Übersetzung bitte kath.net als Quelle angeben

Im März 2021 antwortete das Lehramt des Vatikans auf die Frage, ob die Kirche Lebensgemeinschaften von Personen des gleichen Geschlechts segnen könne, mit „Nein“. In seiner von Papst Franziskus unterzeichneten Antwort erklärte Kardinal Luis Ladaria: „Es ist nicht erlaubt, Beziehungen … einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen“, denn ein Segen, der die Legitimität gleichgeschlechtlicher Partnerschaften anerkennt, würde effektiv eine Wahl und eine Lebensweise genehmigen und fördern, deren „Elemente im Dienst einer Verbindung stehen, die nicht auf den Plan des Schöpfers hingeordnet ist“.

Die Unterschrift des Papstes erscheint auch auf der Deklaration Fiducia Supplicans vom 18. Dezember 2023, [herausgegeben] von Kardinal Ladarias Nachfolger Kardinal Victor Fernandez. In den Jahren seit der Veröffentlichung der Antwort von 2021 habe der „Horizont“ der kirchlichen Lehre „eine echte Entwicklung“ durchlaufen, so Kardinal Fernandez. Der neue „Kontext“ eröffne „die Möglichkeit des Segens … ohne damit ihren Status offiziell zu bestätigen oder die seit jeher gültige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu ändern.“

Diese Lehre bekräftigt Kardinal Fernandez in Fiducia Supplicans eindringlich: Die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau ist die einzigartig gesegnete Umgebung für sexuelle Beziehungen zwischen Menschen. Weit davon entfernt, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften zu genehmigen, warnt die Erklärung daher wiederholt vor der Gefahr, den Segen, der einer anderen Lebensgemeinschaft gegeben wird, mit dem Ritus zu verwechseln, der dem Sakrament der Ehe eigen ist. Tatsächlich sagt Kardinal Fernandez, dass die neuen nicht-ritualisierten „pastoralen“ Segen, die er vorschlägt, nicht gegeben werden sollten, wenn sie Verwirrung über die katholische Lehre über Ehe und Sexualmoral stiften würden.

Trotz der Sorge des Kardinals, keine Spaltung zu säen, kam es innerhalb weniger Wochen nach der Veröffentlichung von Fiducia supplicans in fünfzig Ländern zu dramatischen Gegenreaktionen. Bischöfe in Flandern und Deutschland begrüßten die Erklärung als „Hilfe, um auf ihrem zuvor gewählten Weg zur formellen Segnung gleichgeschlechtlicher Paare voranzukommen“. Fotos und Videos von im Voraus geplanten gleichgeschlechtlichen Zeremonien füllten die Computerbildschirme rund um den Globus mit Bildern von Priestern, die durch Fiducia supplicans verbotene Segen spendeten. Die Massenmedien verbreiteten schnell weltweit die Nachricht: Die katholische Kirche habe ihre Meinung geändert, sie befürworte jetzt gleichgeschlechtliche Partnerschaften.

Aus dem Kongo erklang eine andere Stimme. Kardinal Fridolin Ambongo erklärte, dass Fiducia in Afrika „eine Schockwelle“ ausgelöst habe. Überall auf dem Kontinent verblüffte die angebliche päpstliche Ermächtigung zur Segnung homosexueller Paare evangelikale und pfingstlerische Christen, die immer auf ein unerschütterliches katholisches Zeugnis für die biblisch fundierte Wahrheit der Ehe gesetzt hatten. Auch Afrikas Muslime nahmen das Dokument kritisch zur Kenntnis. Dasselbe taten auch die afrikanischen Bischöfe.

Kardinal Ambongo brachte ihre Bedenken umgehend nach Rom, um dort ausführliche Gespräche mit Papst Franziskus und Kardinal Fernandez zu führen. Mit Zustimmung des Papstes haben die beiden Kardinäle sorgfältig eine Erklärung ausgearbeitet und „im Namen der gesamten katholischen Kirche in Afrika“ unterzeichnet. Darin wurde die Überzeugung der Bischöfe zum Ausdruck gebracht, dass „die außerliturgischen Segnungen, die in Fiducia Supplicans vorgeschlagen werden, können in Afrika nicht durchgeführt werden, ohne dass es zu Skandalen kommt.“

Ich glaube ebenso wenig, dass sie [diese Segnungen] in der Diözese Baker skandalfrei durchgeführt werden könnten. Wenn hier wie in Afrika ein zusammenlebendes heterosexuelles oder gleichgeschlechtliches Paar einen Priester um seinen Segen bitten würde, würde es sich um ein offizielles Zeichen der Zustimmung zu einem Verhalten bemühen, das nach der Lehre der Kirche in Gottes Augen sündhaft ist. Wenn der Priester ihrer Bitte nachkommt, werden die subtilen Unterscheidungen der Fiducia Supplicans Umstehende nicht davon abhalten, zu dem Schluss zu kommen, dass die Kirche, die der Priester vertritt, nicht mehr so glaubt, wie sie es immer zuvor getan hat, sondern jetzt die Verbindungen unverheirateter Paare befürwortet.

Das ist nicht eine Botschaft, von der ich mir als Bischof wünsche, dass die Priester in der Diözese Baker sie aussenden. Daher bitte ich die Priester von Baker im Einklang mit den oben erwähnten Warnungen von Kardinal Fernandez bezüglich des Stiftens von Verwirrung sowie der Erklärung der afrikanischen Bischöfe, keine bekanntermaßen zusammenlebenden Paare des gleichen oder beider Geschlechts zu segnen. Einzelne Männer und Frauen sollten sich jedoch, wie sich Kardinal Fernandez und die afrikanischen Bischöfe einig sind, frei fühlen, einen priesterlichen Segen außerhalb der Messe zu erbitten und zu empfangen. Gemäß einem Vorschlag von Kardinal Fernandez sollte der Priester die folgenden Worte sagen:

Möge der allmächtige Gott –
Vater, Sohn und Heiliger Geist –
dich segnen mit der Gnade
dich von der Sünde abwenden
und an das Evangelium glauben.

Ich für meinen Teil würde mich jeden Tag meines Lebens freuen, wenn ein Priester diese Worte über mich sagen würde.

Die Evangelien versichern uns, dass unser Schöpfer von „Anfang an“ beabsichtigte, dass das menschliche Gedeihen aus der zu-einem-Fleisch-werdenden ehelichen Umarmung eines Mannes und einer Frau erwächst, die offen für die Weitergabe des Lebens sind. Mit Blick auf das menschliche Glück behielt er diese gegenseitige körperliche Umarmung dem Ehebett vor und segnete sie am Hochzeitstag feierlich. Wenn Priester Jesu Christi ein Verhalten segnen, das seinen Geboten widerspricht, entwerten sie die Heiligkeit des Eheversprechens und verzerren den göttlichen Plan für menschliches Glück. „Was Gott zusammengefügt hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ Der Gott des Bundesversprechens ist der Erlöser der Ehe, nicht ihr Vernichter. Jede Form des Segens, die außereheliche Verbindungen befürwortet, kann nicht aus den Händen Seiner Priester kommen.

Link zum Originalbeitrag des Bischofs auf der Website des Bistums Baker: To Bless or Not to Bless - On the Vatican Declaration Fiducia Supplicans - Bishop Liam Cary

Der Bischof von Lincoln (US-Bundesstaat Nebraska), James D. Conley, teilte diese Erklärung von Bischof Cary auf seinen eigenen Auftritten in sozialen Netzwerken und kommentierte dazu: „Dies ist bisher die vielleicht klarste und überzeugendste Antwort auf Fiducia Supplicans. Bischof Liam Cary ist seit über 30 Jahren ein guter Freund von mir. Wir waren zusammen zum Studium in Rom und sind seitdem Freunde. Ich nahm im Mai 2012 in Baker, Oregon an seiner Bischofsweihe teil.“

This is, perhaps, the clearest and most compelling response to Fiducia Supplicans yet. Bishop Liam Cary is a good friend of mine of over 30 years. We were in Rome together for grad studies and have been friends since. I attended his episcopal consecration in Baker, OR in May 2012 pic.twitter.com/wwGsXKDfpE

— James D Conley (@bishop_conley) February 20, 2024

Archivfoto (c) Diözese Baker


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