Zerstrittene Bischöfe wollen Menschen den Frieden erklären

12. Februar 2024 in Kommentar


Die Vollversammlung der DBK steht bevor. Man darf die übliche gepflegte Langeweile und exzellentes Framing erwarten. Was folgt daraus? Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Es ist mal wieder so weit. Der Frühling lässt zwar noch auf sich warten, aber die Bischöfe in Deutschland finden sich in der kommenden Woche zu ihrer Frühjahrsvollversammlung in Augsburg ein. Eines der Themen auf der Tagesordnung soll der Frieden sein. Nun ist es wohl kaum zu erwarten, dass Teilnehmer und Nichtteilnehmer am umstrittenen Synodalen Ausschuss öffentlich das Kalumet rauchen und den katastrophalen Synodalen Ausschuss beerdigen. Vielmehr geht es darum, so die Webseite der Deutschen Bischofskonferenz, sich mit dem neuen Friedenswort „Friede diesem Haus“ in die Tradition der der friedensethischen Grundlagentexte „Gerechtigkeit schafft Frieden“ (1983) und „Gerechter Friede“ (2000) zu stellen.

Wie diese Vorgängerdokumente, fährt der Einladungstext zur Pressekonferenz zur Vorstellung dieses Dokumentes fort, sei auch „Friede diesem Haus“ der Versuch, „die Friedensbotschaft des Evangeliums im Angesicht der aktuellen weltpolitischen Situation prinzipienfest, aber auch nuanciert und wirklichkeitsgerecht zur Sprache zu bringen“. Dass im Folgenden nur der Ukraine-Krieg als „Frontalangriff auf die Prinzipien der geltenden Ordnung“ bezeichnet werden, während der feige und brutale Terrorakt der Hamas auf Israel peinlich verschwiegen wird, ist sprechend. Wer die Dokumente von 1983 und 2000 kennt, kann sich denken, was zu erwarten ist. Nichts als ein lauwarmer dritter Aufguss. Lesen müssen sowas nur Journalisten und Kirchenmitarbeiter. Erstere, um es für die Leser einordnen zu können, letztere, um karrierefördernd daraus zitieren zu können. Zum Glück kann man heute klimafreundlich darauf verzichten, solche Texte auf tote Bäume zu drucken. Interessant wäre es in der Tat zu erfahren, wie oft der Text in der Woche nach der Veröffentlichung heruntergeladen wird.

Nun ist das Absurdum, dass eine zerstrittenen, zerspaltene und vielleicht schon zersplitterte Konferenz den Menschen den Frieden erklären will, Grund genug, den deutschen Episkopat erst einmal eine Woche gemeinsame Schweigeexerzitien zu verordnen, bevor sie uns Laien in der Welt die Welt erklären. Ja, eine friedensethische Einordnung der Weltpolitik ist sicher eine gute Sache. Hier sollte man einen Brückenschlag versuchen zu einem weiteren Punkt der Tagesordnung, in dessen Verlauf sich die Bischöfe im Rahmen eines Studientages von den üblichen Verdächtigen die Kirche erklären lassen. Im Fokus steht die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, die unter anderem zu Tage gefördert hat, dass über 50 Prozent der Menschen nicht mehr religiös ansprechbar seien. Wir werden im Anschluss das übliche zu Hören bekommen. Pastoraltheologen und Sozialwissenschaftler werden den Bischöfen erklären, wie toll und wichtig es ist, mit den Reformen in der Kirche fortzufahren.

Oh, wait! Die Reformen, um die es hier geht, sind in der EKD längst verwirklicht und weit übertroffen. Es handelt sich um die Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung eben jener EKD unter Beteiligung der DBK, die der Kirche gerade komplette gesellschaftliche Irrelevanz bescheinigt hat. Nun, halten wir fest, eine irrelevante Organisation, deren Vertreter völlig zerstritten sind, wollen der Welt den Frieden erklären. OK. Weiter im Text.

Und ja, es geht weiter. Während man gebannt auf eine Studie der EKD schaut, die eben gerade aus der „Woche für das Leben“ ausgestiegen ist, weil man sie nicht mehr für zeitgerecht hält und sich Wortmeldungen von Vertreter*glucks*innen der EKD mehren, die sich einem linksgrünen Fantasieprodukt namens „Recht auf Abtreibung“ annähern, ja mehr noch, sogar die oberste katholische Laienfunktionärin schon mal flächendeckende Abtreibungsmöglichkeiten gefordert hatte, sieht welche Gefährten sich die DBK sucht.

Darum nämlich wird es auch gehen, um die Weggefährten auf dem verlängerten „Synodalen Weg“ von DBK und „ZdK“. Man nennt es „Synodalen Ausschuss“ und hat ihm den Auftrag gegeben, einen von Rom untersagten bundesweiten „Synodalen Rat“ zu gründen. Natürlich will niemand eine Volkskirche und niemand will die Spaltung und niemand will sich von Rom lösen. Es scheint sogar zu gelingen, der veröffentlichten Meinung den Besuch einiger Dikasterienchefs unter Leitung von Kardinal Fernandez als Bestärkung auf dem „Synodalen Weg“ zu framen. Der Chef der Glaubenskongregation hingegen sprach davon, ein paar Dinge richtigzustellen. Warten wir es ab.

Am Donnerstag, 22. Februar wird uns der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing erklären, wie toll alles war und wie gut man miteinander gearbeitet hat und wie wichtig es doch ist, beieinander zu bleiben. Eigentlich wird man mit Interesse lauschen, ob und mit welchen Mehrheiten Satzung und Geschäftsordnung des „Synodalen Ausschuss“ genehmigt worden sind. Viellicht gibt es ja ein paar mutige Weihbischöfe, die das Ergebnis schlechter und damit realistischer aussehen lassen. Vielleicht aber haben auch alle einfach die Nase voll und winken den Mist nur noch durch. Auch das ist eine Option, die nachvollziehbar ist, in der Versammlung alles durchwinken, um zuhause in Ruhe arbeiten zu können.

Letztendlich muss man sich ehrlicherweise eingestehen, dass ein Schisma oder zumindest ein schismatischer Zustand durch den inzwischen krachend gescheiterten synodalen Irrweg kaum noch aufzuhalten sind. Immerhin ist das Narrativ des „Synodalen Weges“ der systemischen Ursachen für sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche, die zu beseitigen seien, an der jüngsten Studie der EKD zum sexuellen Missbrauch in evangelischen Landeskirchen heftig zerschellt. Weder Zölibat noch sakramentales Amt noch den Männern vorbehaltene Priesterweihe noch kollegiale Leitungsstrukturen können nunmehr monokausal verantwortlich gemacht werden. Eine sakrale staatliche Studie in Spanien hingegen brachte zu Tage, dass bis zu 90 Prozent der Täter homosexuell veranlagt waren. Auch hier kracht ein Narrativ in sich zusammen.

Weder die DBK noch das „ZdK“ werden sich diesen Ergebnissen stellen. Man wird den beschrittenen Weg des immer schneller werdenden Kreisens um sich selber fortsetzen. Vielleicht hilft eine Beobachtung. Alle Leser dieser Kolumne sind herzlich eingeladen, am Freitag den 23. Februar und den folgenden Tagen in alle von ihnen gelesenen Medien zu schauen, ob und wenn ja wie umfangreich von der Vollversammlung der DBK berichtet wird. Zudem kann man darauf achten, ob das Medium selber berichtet oder einfach eine Meldung von einer Agentur (z.B.: dpa oder kna) übernimmt. Mag nun auf Basis dieser Beobachtung jeder selber bewerten, wie relevant es tatsächlich ist, wenn die katholischen Bischöfe sich versammeln.

Als Katholik darf einem das nicht gleichgültig sein. Wir leben in schwierigen Zeiten und die Tendenz zeigt sehr klar, dass das Ende des Niedergangs noch lange nicht erreicht ist. Nun ist die Kirche nicht der große Problemlöser für die Zeit, vielmehr ist es die Kirche, die uns den Weg in die Ewigkeit weisen soll. Das hat nicht in Form einer Jenseitsvertröstung zu geschehen, doch die derzeitige Selbst- und Diesseitsfixierung der Kirche stellt ein ernstes Problem dar. Neben dem unbedingt erforderlichen Gebet um die Bekehrung unserer Bischöfe, darf man es ihnen auch mal ins Stammbuch schreiben. Die derzeitige Irrelevanz der Kirche geht auch auf ihr Konto. Man schaue mal in die Kirchengeschichte, wie viele heilige Bischöfe es gibt. Ein paar heilige Bischöfe könnten wir jetzt auch gerade gut gebrauchen. Denn es ist die Kirche und damit vor allem die Bischöfe, an denen es liegt, uns den Weg durch die Zeit(!) in die Ewigkeit zu weisen. Könnte ja sein, dass Heiligkeit und sogar das Streben nach Heiligkeit durchaus etwas mit Relevanz zu tun haben. Und letztendlich muss man sich auf die Brust klopfen, jede echte Kirchenreform aus dem Glauben heraus kam von den Laien.

Foto: (c) Pixabay


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