23. Jänner 2024 in Deutschland
WELT-Chefreporter Jacques Schuster übt deutliche Kritik an den Demos gegen Rechts in Deutschland und den falschen Geschichtsvergleichen - Die "bröseligen Relikte des eigenen Geschichtsunterrichts"
Berlin (kath.net)
"Verharmlosend und geschichtsvergessend ist die gegenwärtige Überspanntheit. Überdies hilft sie keinen Schritt weiter. Trotzdem lässt sie sich sogar unter vielen Politikern und Kommentatoren wahrnehmen. Sie führen die Worte „Nazi“ und „Faschisten“ derart häufig im Mund, als drohe ein neues Ermächtigungsgesetz, ließe man sie weg." Mit deutlichen Worten hat am Montag Jacques Schuster, der Chefkommentator der "WELT" die Demos gegen die AfD in Deuschland kritisiert. "Viele, die gegen die AfD auf die Straße gehen, gebärden sich, als böten sie wie 1933 oder 1943 mutig dem Faschismus die Stirn. Abgesehen von der Frage, ob diese Demonstrationen den gewünschten Effekt haben – sich heute für die Weiße Rose zu halten, ist ein anstößiger Vergleich."
Schuster kritisiert die Demonstranten, die schaurig-schön bequem "im Schatten des Faschismus" leben. Es müsse sofort der "große Dämon" beschworen werden. Dann werden die "bröseligen Relikte des eigenen Geschichtsunterrichts" im Tremolo der Ergriffenheit hervorgeholt und die Lage in Deutschland so gezeichnet, als marschierten bald wieder Hitlers Schergen durch das Brandenburger Tor.
Natürlich sei es in Deutschland nicht so weit. Das behaupten nur "Entrückte und Nervenbündel". Es bestehe ein Unterschied zwischen der Weimarer und der Berliner Republik, die Mehrheit der Gesellschaft stehe zur Demokratie. Besonders anstößig für Schuster sind Versuche von Demonstranten, sich mit den Widerstand der Weißen Rose zu vergleichen. Zur Erinnerung: Das war eine kleine Schar von Studenten, die unter Todesgefahr Flugblätter gegen Hitler verteilten. Fast alle MItglieder wurden erwischt und hingerichtet. Schuster schreibt dazu: "Selbst dem Begriffsstutzigsten soll klar werden, wogegen Widerstand geübt wird. Im Furor der guten Sache merkt offenbar keiner, wie anstößig sämtliche Vergleiche mit der Weißen Rose und der Nazizeit sind."
Für den Chefreporter befinden sich viele Deutsche im Wahn eines "nachgeholten Widerstandes". Sie übertragen die Vergangenheit in die Konflikte der Gegenwart, als müsste heute der Kampf geführt werden, den damals die eigenen Großväter und Großmütter in ihrer Mehrheit nie geführt hatten, weil sie mut- oder kraftlos oder gleichgültig oder eben selber Nazis waren." Die deutsche Nazi-Vergangenheit sorge laut dem WELT-Chefreporter dafür, dass große Teile der Gesellschaft Maß und Mitte verloren haben, der Nazi-Vorwurf ist über die Jahrzehnte zu einem "Plastikwort des Polit-Jargons" geworden. Laut Schuster sage dieser nichts mehr aus.
Der ARTIKEL bei der WELT: https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus249651640/Proteste-gegen-AfD-Die-Ueberspanntheit-ist-geschichtsvergessen.html
Was wir erleben, ist die größte Relativierung des Nationalsozialismus in der Geschichte der Bundesrepublik, betrieben von der Bundesregierung und den öffentlich-rechtlichen Medien, dankbar aufgeschnappt von einer links-grünen Elite, die mit Steuergeldern großgezogen worden ist. pic.twitter.com/bUysKi9qFb
— Julian Reichelt (@jreichelt) January 22, 2024
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