„Es ist wahr: Gott liebt alle. Aber wir müssen ergänzen: Gott liebt nicht alles“

22. Jänner 2024 in Spirituelles


Durch die atheistische Gender-Ideologie werden Jugendliche in ihrer Identität verunsichert und „von medizinischen Konzernen für viel Geld zur Verstümmelung ihres Körpers verführt“. Predigt zum Fest der hl. Agnes 2024. Von Card. Gerhard Müller, Rom


Rom (kath.net) kath.net dokumentiert die Predigt von Kardinal Gerhard Müller zum Patrozinium seiner Titelkirche St. Agnese in Agone am 21.1.2024 in voller Länge und dankt S.E. für die freundliche Erlaubnis zur Veröffentlichung:

Die Kritik der Juden und Christen am antiken Polytheismus besteht nicht darin, dass die Heiden überhaupt ihren Blick auf eine höhere Macht richteten, sondern dass sie anstelle des einzigen und wahren Gottes dessen Geschöpfe als Götter anbeteten. Obwohl jeder Mensch aufgrund seiner Vernunft in der Lage ist aus den Werken der Schöpfung Gottes ewige Macht und Existenz zu erkennen, ließen die meisten Menschen sich dennoch vom Glanz der Welt, des Reichtums, der Macht, des Ruhms verführen. Welche Tragödie sich hier ereignete, bringt Paulus zu Beginn des Briefes an die Römer so auf den Punkt: „Sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers.“ (Röm 1, 25).

In einer nihilistischen Welt, in der sich die die Devise herrscht: „Lasst uns essen und trinken, denn morgen sind wir tot“ (1 Kor 15, 32), muss das asketische und opferbereite Lebensideal der Christen wie ein rotes Tuch wirken, auf das sich der Stier des nackten Lebensgenusses mit wilder Wut stürzt. Was in der alten Welt der Götzenkult war, das ist heute der Personenkult mit den Reichen, Schönen und Mächtigen. Doch auch für die frivolen Oligarchen und arroganten Eliten der Neuen Weltordnung und Agenda 2030 gilt die Wahrheit, dass der Ruhm der Welt vergeht und alle Menschen einmal sterben müssen. Allein die von der Mainstreampresse totgeschwiegenen kriminellen Machenschaften um den amerikanischen Investmentbanker Jeffrey Epstein mit seiner prominenten Freunden, beweisen die tödliche Lüge des neuen Heidentums, die nur durch die Wahrheit Gottes aufgedeckt und überwunden werden kann..

"Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn." (Röm 6, 23)

Wenn dieses Wort der Heiligen Schrift wahr ist, dann lautet die Schlussfolgerung: Kein Priester Christi kann im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes eine Sünde segnen, die sich gegen die von Gott geschaffene Natur des Menschen richtet. Es ist wahr: Gott liebt alle. Aber wir müssen ergänzen: Gott liebt nicht alles, sondern er hasst die Sünde, weil sie uns in den ewigen Tod reißt. Deshalb dürfen wir die göttliche Liebe nicht so interpretieren, wie es den Menschen passt, sondern wie sie uns in Christus seine Barmherzigkeit erweist. Gott selbst offenbart uns Grund und Sinn seiner Liebe zu den Sündern als den einzigen Weg der Erlösung: „So wahr ich lebe – Spruch Gottes, des Herrn –, ich habe kein Gefallen am Tod des Schuldigen, sondern daran, dass er auf seinem Weg umkehrt und am Leben bleibt.“ (Ez 33, 11; vgl. Jer 31, 20).

Die heilige Agnes, die wir heute verehren, war eine christliche Märtyrerin in den letzten Phasen der Christenverfolgung im römischen Reich. Diese jungfräuliche Märtyrerin ist das Ideal des neuen Lebens in Gott unserem Schöpfer und Erlöser. Wir brauchen nicht ein Sexidol des alten und neuen Heidentums als Objekt unserer Begierde, die nihilistisches Gefühl des Seins ohne Gott betäubt. Auf der ganzen Welt bewundern die Katholiken die 12-jährige Römerin für ihren Heldenmut und verehren sie als Heilige und Fürsprecherin der christlichen Jugend. Im Hinblick auf ihr Gott ergebenes Sterben sagt der große Kirchenvater Ambrosius von Mailand: "So habt ihr denn in dem einen Opfer ein zweifaches Martyrium, das der Jungfräulichkeit und das der Gottesverehrung: Jungfrau blieb sie, die Märtyrerkrone erlangte sie." (De virg. II, 9).

Wahre Gottesverehrung und die echte Keuschheit des Geistes und Leibes bedingen einander wechselseitig. Die Verehrung der Götzen von Sex, Geld und Macht hat – wie der Apostel ausführt – eine selbstzerstörerische Konsequenz für unser Denken und Verhalten, die im geistigen und geistlichen Tod enden muss:

„Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander…Und da sie es nicht für wert erachteten, sich gemäß ihrer Erkenntnis an Gott zu halten, lieferte Gott sie einem haltlosen Denken aus, sodass sie tun, was sich nicht gehört: Sie sind voll Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier und Bosheit, voll Neid, Mord, Streit, List und Tücke, sie verleumden und treiben üble Nachrede, sie hassen Gott, sind überheblich, hochmütig und prahlerisch, erfinderisch im Bösen und ungehorsam gegen die Eltern, sie sind unverständig und haltlos, ohne Liebe und Erbarmen.“ (Röm 1, 26-32).

Das ist das sinnlose Dasein, das die Gottlosen unter der Herrschaft der Götter dieser Welt fristen müssen.

Keuschheit als christliche Tugend, die aus der Verehrung des einzigen und wahren Gottes als Schöpfer und Vollender unseres Lebens hervorwächst, bedeutet Anerkennung der positiven Bedeutung der Leiblichkeit überhaupt und der männlichen und weiblichen Sexualität im Besonderen. Denn Gott hat die Menschen geschaffen als Mann und Frau. Sie sind in Christus mit allem Segen seines Geistes gesegnet, damit sie seine Liebe einander erzeigen und damit sie in der wechselseitigen Liebe von Eltern und Kindern das Leben in der Folge der Generationen weitergeben. So wirken die Ehegatten und Eltern mit am universalen Heilswillen Gottes, „der uns aus Lieb im voraus dazu bestimmt hat seine Söhne/Töchter zu werden durch Jesus Christus“. (Eph 1,5).

Es ist nur ein Beweis für die Menschenfeindlichkeit des neuen Heidentums, wenn die atheistische Gender-Ideologie die pubertierenden Jugendlichen in ihrer männlichen oder weiblichen Identität verunsichert und wenn sie von medizinischen Konzernen für viel Geld zur Verstümmelung ihres Körpers verführt werden. Es braucht keine große Intelligenz um die perfide Propaganda zu durchschauen, wenn diese Verbrechen gegen die Menschlichkeit mit der Phrase von der freien Geschlechtswahl euphemistisch verschleiert werden.

In Wirklichkeit ist der Menschen eine natürliche Einheit von Leib und Seele. Indem ich das reuelose Ja, das der Schöpfer zu meiner geistig-leiblichen Existenz in Raum und Zeit gesprochen hat, freudig akzeptiere, darf ich auch mich selbst annehmen. Ich bin Geschöpf Gottes, ich bin Sohn oder Tochter des Vaters, ich bin Bruder oder Schwester von Gottes eingeborenem Sohn Jesus Christus und ich bin Freund oder Freundin des Heiligen Geistes.

Die christliche Moral und besonders auch das 6. und 9. Gebot „Du sollst nicht die Ehe brechen und Unkeuschheit treiben“ haben nichts zu tun mit der Dressur des wilden Tieres in uns oder dem von der pragmatischen Vernunft regulierten Triebleben. Alle Gebote, die das Verhältnis des Menschen zu sich selbst und zu den Mitmenschen betreffen, haben ihre Mitte in der Liebe von Person zu Person. Die Liebe macht den Menschen vollkommen, ob er freiwillig gemäß seinem Charisma in der Ehelosigkeit um des Himmelreiches willen lebt oder der göttlichen Berufung gemäß in der Ehe lebt. „Denn das ist, was Gott will, eure Heiligung. Das bedeutet, dass ihr die Unzucht meidet, dass jeder von euch lernt, in heiliger und achtungsvollerweise miteinander umzugehen, nicht in leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen…Denn Gott hat euch nicht dazu berufen, unkeusch und schamlos zu leben, sondern heilig zu sein.“ (1 Thess 4, 3-7).

Die heilige Agnes helfe uns bei der Unterscheidung der Wahrheit Gottes und der Lügen des neuen Heidentums und ihrer Fürbitte empfehlen wir besonders die heranwachsenden Kinder und Jugendlichen, damit sie sich ihres Menschseins freuen und gute Christen werden.

Heilige Agnes, sei unsren Kindern und Jugendlichen ein Vorbild und bitte für sie bei Gott, unserem Herrn. Amen.


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