Bioethikerin Kummer begrüßt Papst-Vorstoß für Leihmutterschafts-Verbot

13. Jänner 2024 in Prolife


Kummer/IMABE: es gibt keine "ethisch saubere" Leihmutterschaft. Kinder werden bei dieser Praxis kommerziell gehandelt und Frauen "seelisch und körperlich ausgebeutet, wenn sie sich in die sogenannte Fortpflanzungsindustrie begeben"


Wien/Vatikanstadt (kath.net/KAP) Lob und Unterstützung für das von Papst Franziskus geforderte weltweite Verbot von Leihmutterschaft hat die Direktorin des Bioethikinstituts IMABE, Susanne Kummer, geäußert. Mit seinem Appell zur globalen Ächtung dieser umstrittenen Praxis habe das Kirchenoberhaupt "eine bedeutende menschenrechtliche Forderung der Stunde" aufgegriffen, sagte die Wiener Expertin am Dienstag im Gespräch mit "Vatican News". Mit sehr klaren Worten habe der Papst unterstrichen, "dass Leihmutterschaft sowohl in Hinblick auf die Kinder als auch auf die Frauen dem Konzept der Menschenrechte widerspricht", so Kummer.

Papst Franziskus hatte am Montag bei seiner Neujahrsansprache vor Diplomaten aus 180 Ländern die internationale Gemeinschaft zum Einsatz für ein weltweites Leihmutterschafts-Verbot aufgerufen. Ein Kind sei "immer ein Geschenk und niemals ein Vertragsgegenstand", sagte er bei diesem Anlass.

Wie Kummer im Interview erklärte, gäbe es schlichtweg keine "ethisch saubere" Leihmutterschaft. Kinder würden bei dieser Praxis kommerziell gehandelt und Frauen "seelisch und körperlich ausgebeutet, wenn sie sich in die sogenannte Fortpflanzungsindustrie begeben". Untersuchungen kämen zu dem Schluss, dass diese Frauen "sehr häufig aus armen Verhältnissen stammen, sich in Abhängigkeitsverhältnisse begeben und selbst dramatische Situationen erleben, wenn sie dieses Kind, das sie leiblich ausgetragen haben, hergeben müssen, weil das vertraglich so festgelegt ist", berichtete die Leiterin des Fachinstituts der österreichischen Bischofskonferenz.

Der Papst wird laut der IMABE-Expertin nicht müde, an die "Humanökologie" zu erinnern. Im Bereich der Tierrechte sei man hier schon weiter, seien doch etwa in Kanada Hundezüchter gesetzlich dazu verpflichtet, Welpen vor dem Verkauf mindestens drei Monate bei ihrer Mutter zu lassen, um sie "nicht zu traumatisieren". Hingegen müssten Leihmütter die neugeborenen Kinder binnen weniger Stunden an die Bestelleltern abgeben. Kummer dazu: "Wir können die Natur und die Ökologie nur dann schützen, wenn wir auch die Humanökologie respektieren, wenn wir auch uns selbst sozusagen artgerecht schützen."

Produkt eines Geschäfts

Einige junge Erwachsene, die selbst von Leihmüttern geboren wurden, habe Papst Franziskus erst kürzlich im Vatikan empfangen, so Kummer über den Hintergrund des Appells. Eine von ihnen sei die erklärte Atheistin und Feministin Olivia Maurel gewesen, die für ein Leihmutterschafts-Verbot eintritt. Maurel habe dem Papst ihre eigene Erfahrung geschildert, "was es bedeutet, Produkt eines Geschäfts zu sein": es sei dies "ein entwürdigendes Prozedere für das Kind". Besonders traumatisch sei, "dass es sich hier nicht um eine schicksalshafte Trennung von der leiblichen Mutter oder von der genetischen Mutter handelt, sondern dass das ganze Konzept der Existenzwerdung von Anfang an gekoppelt ist daran, dass man gegen Geld gehandelt wird als Kind", habe die Französin bei dieser Begegnung gesagt und den Papst dann gleich auch um öffentliche Stellungnahme gebeten.

Kummer verwies im Gespräch mit Vatican News auch auf den politischen Rahmen des Appells von Franziskus zum Verbot der Leihmutterschaft. Seit 2015 arbeitet die Haager Konferenz, eine multilaterale Organisation zur Vereinheitlichung von Regeln des internationalen Privatrechts, an einem internationalen Rechtsrahmen für Leihmutterschaft. Erst im vergangenen Dezember hat sich das Parlament der Europäischen Union für die EU-weite Anerkennung der Elternschaft ausgesprochen, unabhängig von der Art der Familie des Kindes und davon, wie das Kind empfangen oder geboren wurde.

Dies öffne letztlich dem Kinderhandel Tür und Tor, so die Bioethik-Expertin. Es gelte aber: "Weder der Körper der Frau noch die Geburt eines Kindes können in Form von Produktion und Warenaustausch gehandelt werden, ohne dass dabei die Rechte des Einzelnen grob verletzt werden." Der Papst habe wohl vor den Diplomaten vehement aufmerksam machen wollen und entsprechend eingefordert, "dass hier auch das internationale Recht zum Schutz der Menschenrechte gesichert wird".

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