Kardinal Kasper zu Synodalem Rat: "Das kann nicht gut ausgehen"

9. Jänner 2024 in Weltkirche


Emeritierter Kurienkardinal: "Jetzt trotzdem mit diesem Projekt einfach weiterzumachen und vollendete Tatsachen zu schaffen, das kann man nicht anders denn als trotzige Herausforderung verstehen, die nicht gut ausgehen kann"


Freiburg i.Br. (kath.net/KAP) Der emeritierte Kurienkardinal Walter Kasper hat seine Kritik am deutschen Synodalen Weg erneuert: Im Blick auf die Konstituierung eines "Synodalen Ausschusses", der die Einsetzung eines Synodalen Rates als neues Entscheidungsgremium in der Katholischen Kirche in Deutschland vorbereiten soll, sagte Kasper, dies entbehre jeglicher Legitimierung und habe schließlich schon scharfe Kritik aus Rom erhalten. "Jetzt trotzdem mit diesem Projekt einfach weiterzumachen und vollendete Tatsachen zu schaffen, das kann man nicht anders denn als trotzige Herausforderung verstehen, die nicht gut ausgehen kann", sagte Kasper im Interview mit der Online-Plattform "communio"

Der geplante Synodale Rat sieht eine paritätische Besetzung mit Bischöfen, Priester und Laien vor und soll sich als Beratungs- und Leitungsorgan mit wesentlichen Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft befassen. Der vorbereitende Ausschuss tagte im November erstmals. Kritiker - darunter Communio-Schriftleiter Jan-Heiner Tück - hatten immer wieder eingewendet, dass ein Synodaler Rat einem "Umbau der bischöflichen Verfassung" gleichkomme und die freiwillige Selbstbindung an Mehrheitsbeschlüsse eines nationalen Synodalrates zu Dissonanzen mit Rom führen könne.

Leitungsvollmacht der Bischöfe aushebeln

Auch Kasper stimmte nun in den Chor der Kritiker ein und betonte: "Ein solcher Synodaler Rat wäre ohne Zweifel ein Eingriff in die sakramentale Struktur und würde die Leitungsvollmacht des Bischofs begrenzen oder gar aushebeln. Er hätte dann mehr Befugnisse als die Bischofskonferenz, welche nach dem gegenwärtigen Kodex des kanonischen Rechtes mit wenigen Ausnahmen ein Beratungsgremium ist." Ihm leuchte daher auch nicht ein, "wie man bei der Ordination ein Amt übernehmen kann und dann auf die Ausübung der Verpflichtungen, die zu diesem Amt wesentlich gehören und die man bei der Ordination öffentlich übernommen hat, verzichten kann."

Anstelle eines seines Erachtens theologisch nicht legitimierten Synodalen Rates sei es zielführender, die innerkirchliche Gesprächskultur zu stärken und Synodalität als bestimmendes Prinzip des Kirche-Seins zu etablieren: "Es geht nicht darum, unter Berufung auf die Synodalität zusätzliche neue Strukturen zu schaffen, sondern vielmehr darum, die bestehenden Strukturen im Sinn der Synodalität neu auszurichten und sie weniger bürokratisch, sondern mehr geistlich auszugestalten." Offen zeigte sich Kasper gegenüber der Idee "einer Art Verwaltungsgerichtsbarkeit oder einer unabhängigen Beschwerdestelle".

Auch gebe es etwa mit den regelmäßigen Beratungen zwischen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee deutscher Katholiken (ZdK) etablierte Beratungsformen, die es vorrangig weiterzuentwickeln gelte. "Nichts hindert, diese Beratungen noch etwas zu profilieren. Problematisch wird es jedoch dann, wenn ein Synodaler Rat bindende Beschlüsse fassen könnte, an welche der einzelne Bischof kanonisch oder moralisch gebunden ist."

Grundsätzlich positiv bewertete Kasper in dem Gespräch die im vergangenen Oktober zu Ende gegangene erste Session der Bischofssynode über Synodalität. Die Beratungsmethode habe sich bewährt, auch die Teilnahme von Laien und Frauen habe der Synode "sehr gut getan", so der emeritierte Kurienkardinal. Dies gelte es auch bei der kommenden Synode 2024 beizubehalten bzw. weiterzuentwickeln. Darüber hinaus sei es laut Kasper wünschenswert, "dass bei künftigen Synoden nicht nur an die Teilnahme von Bischöfen und Laien gedacht wird, sondern auch in der Seelsorge vor Ort tätige Priester einbezogen werden, da sie es sind, welche die 'Hitze des Tages' zu ertragen haben."

Kardinal Kasper (90) war von 2001 bis 2010 Leiter der vatikanischen Kurienbehörde zur Förderung der Einheit der Christen und zuvor unter anderem Bischof der deutschen Diözese Rottenburg-Stuttgart.

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Archivfoto Kardinal Kasper (c) kath.net/Petra Lorleberg


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