Grundsatzstreit über Katholikentags-Ausrichtung – Vorsitzender des Trägervereins tritt zurück

10. Dezember 2023 in Kommentar


Früherer Oberbürgermeister von Erfurt, Manfred Ruge, wirft dem ZdK vor, nach einem Leitspruch des DDR-Kopfes Walter Ulbricht zu verfahren: „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand behalten.“


Erfurt (kath.net) Es kam zum offenen Eklat zwischen dem Trägervereins des Katholikentags Erfurt und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Am Mittwoch gab der Vorsitzende des Trägervereins, Manfred Ruge (früherer Bürgermeister von Erfurt), dem Trägerverein seinen Rücktritt bekannt, wie die „Thüringer Allgemeine“ am Samstag berichtete.

Ruge kritisiert nach Darstellung der „Thüringer Allgemeinen“  öffentlich, dass ostdeutsche Themen und Persönlichkeiten im Programm unterrepräsentiert seien. Wörtlich stellte er in seiner Stellungnahme fest: „Wir sitzen unten am Katzentisch. Unsere Geschichten dürfen wir nicht erzählen.“ Seine Programmkritik wurde zuvor beim ZdK offenbar nicht ausreichend erst genommen, nun schreibt er: „In mehr als 70 Jahren Diaspora und Ökumene haben wir uns im deutschen Osten zu selbstbewussten Christen entwickelt.“

Ruge wirft dem ZdK vor, nach einem Leitspruch des langjährigen DDR-Spitzenpolitikers Walter Ulbricht zu verfahren, der über zwei Jahrzehnte an der Spitze des Zentralkomitees der SED gestanden hatte (und u.a. 1961 mitverantwortlich für den Mauerbau gewesen war): „Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand behalten.“

In ersten Reaktionen zeigen sich das ZdK und dessen umstrittene Vorsitzende Irme Stetter-Karp sowie der Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr, als beratungsresistent gegen die von Ruge vorgebrachten Themen. Das ZdK redete sich zunächst damit heraus, dass das Rücktrittsschreiben Ruges nicht beim ZdK vorliege.

Die Zeit für Entscheidungen drängt, denn der Katholikentag in Erfurt ist auf den 29. Mai bis 2. Juni 2024 geplant, erwarten werden etwa 20.000 Teilnehmer. Leitwort des 103. Deutschen Katholikentags wird sein: „Zukunft hat der Mensch des Friedens“.


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