Junge US-Priester bezeichnen sich als theologisch konservativ

16. November 2023 in Weltkirche


Studie: Keiner der nach 2020 geweihten Priester wähne sich als "sehr progressiv", mehr als die Hälfte (52 Prozent) hingegen auf der konservativen Seite der Skala und 44 Prozent als "moderat".


Washington (kath.net/KAP) Jüngere Priester in den USA sehen sich selbst weit eher als theologisch konservativ als ihre älteren Berufskollegen. Das geht aus einer groß angelegten Studie hervor, deren Ergebnisse die Catholic University of America in Washington diese Woche präsentiert hat. Keiner der nach 2020 geweihten Priester wähne sich als "sehr progressiv", mehr als die Hälfte (52 Prozent) hingegen auf der konservativen Seite der Skala und 44 Prozent als "moderat", erklärte Studienleiter Stephen White. Insgesamt seien die US-Priester in den vergangenen Jahrzehnten "theologisch einheitlicher, politisch gemäßigter sowie ethnisch vielfältiger" geworden.

Die Studie stützt sich auf die größte Umfrage unter katholischen Priestern seit 50 Jahren. An der im Vorjahr durchgeführten "National study of catholic priests" nahmen 3.516 der insgesamt rund 10.000 Priester in den Vereinigten Staaten teil, und zwar aus 191 Diözesen und Eparchien, wobei alle Altersgruppen der katholischen Geistlichen vertreten waren. Auch ausführliche Interviews mit über 100 Priestern sowie eine Umfrage unter 131 US-Bischöfen flossen ins Ergebnis ein.

Hinsichtlich der Selbsteinschätzung wies Studienleiter White darauf, dass sich nicht nur die Einstellungen der Priester, sondern auch Begrifflichkeiten gewandelt hätten. Zur Zeit des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) hätte Joseph Ratzinger - der spätere Papst Benedikt XVI. - durchaus als progressiven Reformator im Verhältnis zu seinem Umfeld gegolten. Jahrzehnte später wäre er mit derselben Einstellung völlig anders beschrieben worden. Interessant sei, dass gerade die jüngsten Priester - obwohl mehrheitlich konservativ - hohe Loyalität gegenüber Papst Franziskus verspürten. Dies gelte, obwohl Franziskus als liberaler als seine Vorgänger angesehen werde, berichtete Studienleiter White.

Spezielles Augenmerk legte die Studie auch auf das Thema sexueller Missbrauch durch Geistliche und die dadurch verursachte Krise, die in den USA bereits im Jahr 2002 ausbrach. 71 Prozent der befragten Priester gaben an, mindestens ein Opfer zu kennen, 11 Prozent sogar fünf oder mehr. 54 Prozent gaben an, sie würden ein Missbrauchsopfer seelsorglich betreuen. 9 Prozent sagten, sie hätten während ihrer Priesterausbildung oder ihres Priesterseminars persönlich sexuelle Belästigung oder Missbrauch oder sexuelles Fehlverhalten erlitten.

Insgesamt zeigte sich unter den katholischen US-Priestern eine hohe Zufriedenheit mit ihrem Beruf: Nur 4 Prozent würden darüber nachdenken, das Amt zu verlassen, geht aus den ermittelten Daten hervor. Der Grad des Vertrauens, das Priester ihren jeweiligen Bischöfen entgegenbrachten, variierte in den Diözesen stark und reichte von 100 bis 9 Prozent. Allgemein würden Priester laut den Forschern vor allem jenen Bischöfen vertrauen, die ihre theologischen und politischen Ansichten teilten.

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