Zwei Aspekte: die Diskrepanz zwischen Reden und Tun und der Vorrang des Äußeren gegenüber Innerem

5. November 2023 in Aktuelles


Franziskus: die Gefahr, vor der wir uns hüten müssen: die Doppelzüngigkeit des Herzens, die die Echtheit unseres Zeugnisses und unsere Glaubwürdigkeit als Menschen und Christen gefährdet. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Angelus mit Papst Franziskus auf dem Petersplatz am eindreißigsten Sonntag im Jahreskreis: „Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und die Pharisäer. Tut und befolgt also alles, was sie euch sagen, aber richtet euch nicht nach ihren Taten; denn sie reden nur, tun es aber nicht - Der Größte von euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden“.

Im Evangelium der heutigen Liturgie hörten wir einige Worte Jesu über die Schriftgelehrten und Pharisäer, also die religiösen Führer des Volkes. Gegen diese Autoritäten wende sich Jesus mit sehr harten Worten, „denn sie reden nur, tun es aber nicht“ (Mt 23,3), weiter: „Alles, was sie tun, tun sie, um von den Menschen gesehen zu werden (V. 5).

Zwei Aspekte also: die Diskrepanz zwischen Reden und Tun und dem Vorrang des Äußeren gegenüber dem Inneren.

Der erste Aspekt: die Diskrepanz zwischen Wort und Tat. Diesen Lehrern Israels mit den Anspruch, andere das Wort Gottes zu lehren und als Autoritäten des Tempels respektiert zu werden, werfe Jesus die Doppelzüngigkeit ihres Lebens vor: „Sie predigen das eine, leben aber das andere“. Diese Worte Jesu erinnerten an die Worte der Propheten, insbesondere Jesajas: „Weil dieses Volk sich mir mit seinem Mund näherte / und mich mit seinen Lippen ehrte, sein Herz aber fernhielt von mir und weil ihre Furcht vor mir / zu einem angelernten menschlichen Gebot wurde“ (Jes 29,13). Das sei die Gefahr, vor der wir uns hüten müssten: die Doppelzüngigkeit des Herzens, die die Echtheit unseres Zeugnisses und unsere Glaubwürdigkeit als Menschen und Christen gefährde.

Wir alle erlebten aufgrund unserer Gebrechlichkeit eine gewisse Distanz zwischen dem, was wir sagten, und dem, was wir täten. Doch etwas anderes sei es, ein doppeltes Herz zu haben, mit „einem Fuß in zwei Schuhen“ zu leben, ohne daraus ein Problem zu machen:

„Vor allem, wenn wir im Leben, in der Gesellschaft oder in der Kirche eine verantwortungsvolle Rolle zu spielen haben, sollten wir uns daran erinnern: Nein zur Doppelzüngigkeit!“. Für einen Priester, einen Seelsorger, einen Politiker, einen Lehrer oder ein Elternteil gelte immer diese Regel: „Was man sagt, was man anderen predigt, dazu verpflichtet man sich, es zuerst zu leben“. Um ein autoritativer Lehrer zu sein, müsse man zuerst ein glaubwürdiger Zeuge sein, wie der heilige Paul VI. In Erinnerung gerufen habe.

Der zweite Aspekt sei eine Folge des ersten: der Vorrang des Äußeren vor dem Inneren. Die Schriftgelehrten und Pharisäer, die in Doppelzüngigkeit lebten, seien in der Tat besorgt darüber, dass sie ihre Inkonsequenz verbergen müssten, um ihren Ruf nach außen zu retten. Denn „wenn die Menschen wüssten, was wirklich in ihrem Herzen ist, wären sie der Scham ausgesetzt und würden ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Also vollbringen sie Werke, um gerecht zu erscheinen, um ‚ihr Gesicht zu wahren‘“.

Diese "Schminke" sei sehr gewöhnlich: nach außen hin gut aussehen, um die Fäulnis im Inneren zu verbergen. Aber das sei eine hässliche Krankheit, besonders für uns Christen: wenn das geschminkte Äußere über das Innere siege. Manchmal seien wir sogar in der Kirche versucht, die Fassade zu retten, während wir uns um das innere Leben kümmern sollten, um konsequente und glaubwürdige Christen zu sein.

„Wenn wir diese Warnung Jesu annehmen“, so der Papst, um zu seinen üblichen Fragen überzugehen „so sollten wir uns auch fragen: Versuchen wir zu praktizieren, was wir predigen, oder leben wir in Doppelzüngigkeit? Sind wir nur darauf bedacht, uns äußerlich tadellos zu zeigen, oder kümmern wir uns in Aufrichtigkeit des Herzens um unser inneres Leben?“.

Nach dem Angelus beteuerte der Papst erneut seine Sorge um die Lage im Heiligen Land. Die Waffen sollten schweigen. Eine Ausweitung des Konflikts müsse vermieden werden, die Geiseln sollten befreit werden. 

Foto (c) Vatican Media

 


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