Kyrill und Methodius, Apostel der Slawen. Einheit, Inkulturation und Freiheit

25. Oktober 2023 in Aktuelles


Franziskus: Offen für die Zukunft Gottes. Evangelisierung und Kultur sind eng miteinander verbunden. Das Evangelium kann nicht "destilliert" verkündet werden.  Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) „Als nun Petrus nach Jerusalem hinaufkam, hielten ihm die gläubig gewordenen Juden vor: 3 Du bist bei Unbeschnittenen eingekehrt und hast mit ihnen gegessen. Da begann Petrus, ihnen der Reihe nach zu berichten […] Als ich zu reden begann, kam der Heilige Geist auf sie herab, wie am Anfang auf uns. […] Wenn nun Gott ihnen die gleiche Gabe verliehen hat wie uns, als wir zum Glauben an Jesus Christus, den Herrn, gekommen sind: Wer bin ich, dass ich Gott hindern könnte?“ (Apg 11,2-4.15.17).

Einunddreißigste Generalaudienz 2023. Papst Franziskus setzte seine Katechesenreihe zum Thema „Die Leidenschaft für die Evangelisierung: der apostolische Eifer des Gläubigen“ fort. Die vierundzwanzigste Katechese widmete der Papst den heiligen Kyrill und Methodius.

Die beiden Brüder seien im 9. Jahrhundert in Griechenland geboren worden und hätten sich für das monastische Leben. entschieden. Als sie dann als Missionare nach Großmären gesandt worden seien, „trafen sie auf verschiedene Völker, die zum Teil zwar schon evangelisiert worden waren, bei denen aber noch viele heidnische Sitten üblich waren“.

Dadurch, dass die beiden griechischen Mönche das Evangelium in der Muttersprache der örtlichen Bevölkerung verkündet hätten, „konnte der christliche Glaube in den Herzen der Menschen tiefe Wurzeln schlagen“.

Papst Johannes Paul II. habe in der Enzyklika „Slavorum Apostoli“ im Blick auf ihr Wirken die Bedeutung der Einheit, der Inkulturation und der Freiheit hervogehobenr. Kyrill und Methodius hätten eine noch ungeteilte Christenheit erlebt. Je mehr die Einheit in Christus wachse, desto kraftvoller werde unser Glaubenszeugnis sein.

Ein zweiter Aspekt sei die Inkulturation, die sanft an das Gute und Wertvolle in den Kulturen der Völker anknüpfe und sie in Christus zu Erfüllung führe.

Schließlich „lebten die Apostel der Slawen ihren missionarischen Eifer in der Freiheit, die das Evangelium nicht in der Vergangenheit gefangen hält, sondern es in die Gegenwart und Zukunft hineinträgt“.

Die erste Aufgabe von Kyrill und Methodius bestehe also darin, die Kultur dieser Völker eingehend zu studieren. Kyrill frage, ob sie ein Alphabet hätten. Sie hätten dies verneint. Er antworte: „Wer kann eine Rede auf Wasser schreiben?“. In der Tat, um das Evangelium zu verkünden und zu beten, brauche man ein geeignetes, spezifisches Werkzeug. Also habe er das glagolitische Alphabet erfunden. Er „übersetzte die Bibel und liturgische Texte. Die Menschen spüren, dass der christliche Glaube nicht mehr ‚fremd‘ ist, sondern zu ihrem Glauben wird, der in ihrer Muttersprache gesprochen wird“.

Doch schon bald rege sich Widerstand von Seiten einiger Lateiner, die sich des Monopols der Verkündigung unter den Slawen beraubt sähen. Ihr Einwand sei religiöser Natur, aber nur dem Anschein nach: „Gott kann nur in den drei Sprachen gepriesen werden, die auf dem Kreuz geschrieben stehen: Hebräisch, Griechisch und Latein“. Dies sei eine Verschlossene Mentalität. Doch Kyrill antworte mit Nachdruck: „Gott will, dass jedes Volk ihn in seiner eigenen Sprache preist“.

Zusammen mit seinem Bruder Methodius wende er sich an den Papst, und dieser genehmige ihre liturgischen Texte in slawischer Sprache, „er lässt sie auf dem Altar der Kirche St. Maria Major aufstellen und singt mit ihnen den Lobpreis des Herrn nach diesen Büchern“.

Kyrill sei einige Tage später gestorben, seine Reliquien würden noch heute in der Basilika San Clemente in Rom verehrt. Methodius hingegen werde zum Bischof geweiht und in die Gebiete der Slawen zurückgeschickt. Hier müsse er viel leiden, er werde sogar eingekerkert, „aber das Wort Gottes ist nicht gefesselt und breitet sich unter diesen Völkern aus“.

Mit Blick auf das Zeugnis dieser beiden Evangelisatoren, die Johannes Paul II. zu Mitpatronen Europas machen wollte und über die er die Enzyklika „Slavorum Apostoli“ geschrieben habe, dachte der Papst über drei wichtige Aspekte nach.

Zunächst einmal die Einheit: die Griechen, der Papst, die Slawen: „Damals gab es in Europa eine ungeteilte Christenheit, die gemeinsam an der Evangelisierung arbeitete. 

Ein zweiter wichtiger Aspekt sei die Inkulturation: Evangelisierung und Kultur seien eng miteinander verbunden. Das Evangelium könne nicht "destilliert" verkündet werden. 

Sofort hätten sich jedoch die üblichen Puristen auf die Kathedra erhoben, die sagten: „das kann nicht sein“. Sie zementierten das Evangelium in den ihrer Meinung nach „heiligen Sprachen“. Doch auf diese Weise behinderten sie im Namen einer angeblichen Heiligkeit den Weg des Wortes Gottes zu den neuen Völkern. Inkulturation sei sehr wichtig.

Diese beiden Mönche entwickelten im Licht des Evangeliums einen missionarischen Einfallsreichtum, der ein neues Alphabet hervorbringe, das das Wachstum reicher und faszinierender Kulturen ermögliche. Die wahre Mission sei der Feind jeder Abschottung, jedes Nationalismus. Sie sei „sanft“: „Sie identifiziert sich mit dem Volk, dem sie verkündet, ohne jeglichen Anspruch auf Überlegenheit. Christus kasteit nicht, er schottet nicht ab, er baut keine Mauern, sondern stimuliert die schönsten Energien der Völker“.

Ein letzter Aspekt: die Freiheit. Franziskus merkte an, dass der Papst unter diesen Umständen auf der Seite der dem Evangelium entsprechenden Freiheit gestanden und diese mutigen Missionare unterstützt habe. Das Petrusamt stelle sich hier in den Dienst eines Evangeliums, das sich nicht wappnen lasse, sondern offen sei für die Zukunft Gottes: das wertschätzt, was der Geist bereits gesät hat, und sich nicht mit den Formen der Vergangenheit identifiziert. Gott ist frei und befreiend“.

Die Pilger und Besucher aus dem deutschen Sprachraum grüßte der Heilige Vater mit den folgenden Worten:

Einen herzlichen Gruß richte ich an die Pilger deutscher Sprache, besonders an die Schüler der Mädchenrealschule Volkach und des St. Raphael Gymnasium in Heidelberg. Nächste Woche begehen wir das Hochfest Allerheiligen. Hier in Rom kann man viele Orte entdecken, die uns dazu einladen, den Heiligen zu begegnen. Vertrauen wir all unsere Anliegen ihrer Fürsprache an.

Foto (c) Vatican Media

 


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