Vatikan bietet Nicaragua Wiederaufnahme von Gesprächen an

1. Oktober 2023 in Weltkirche


Außenbeauftragter Gallagher bei UNO-Vollversammlung in New York: Hoffnung auf respektvoller diplomatischen Dialog zum Wohl der Kirche und der gesamten Bevölkerung


New York (kath.net/KAP) Der Vatikan will mit der Diktatur in Nicaragua erneut das diplomatische Gespräch aufnehmen. Wie der Außenbeauftragte des Heiligen Stuhls, Erzbischof Paul Richard Gallagher, am Dienstag bei der 78. Sitzung der UNO-Vollversammlung in New York hervorgehoben hat, sei man bestrebt, das verloren gegangene Vertrauen wiederaufzubauen zum Wohl aller. Dabei wurde besonders auf das mittelamerikanische Land unter der Herrschaft von Machthaber Daniel Ortega verwiesen.

"Ein besonderer Gedanke gilt Nicaragua, mit dem der Heilige Stuhl einen respektvollen diplomatischen Dialog zum Wohl der dortigen Kirche und der gesamten Bevölkerung führen möchte", sagte der vatikanische "Außenminister". Gallagher bekundete auch "Solidarität" mit Nicaragua. Der erhoffte Dialog, der auch über die örtlichen Kirchen zu führen sei, könne "im Interesse der nationalen Bevölkerung sein", so der Erzbischof.

An die UNO gerichtet, forderte Gallagher, die Staatengemeinschaft müsse "wieder zu einem Ort werden, an dem die Probleme der Welt gelöst werden". Die Rückkehr zum gegenseitigen Zuhören und zum Dialog seien für die Beendigung von Konflikten und die Vermeidung neuer vonnöten, doch sei aktuell eine gegensätzliche Entwicklung zu beobachten: "Die Menschen hören nicht nur nicht zu, sondern sie wollen diejenigen, die anderer Meinung sind als sie, mit scheinbar plausiblen Argumenten zum Schweigen bringen oder ausgrenzen."

Obwohl Gallagher nur kurz auf den Krisenstaat eingegangen war, seien seine Worte "besonders wichtig in einer Zeit, in der sich der Unterdrückungsapparat des Ortega-Regimes gegen die katholische Kirche richtet", kommentierte am Mittwoch in Nicaragua das regierungskritische Portal "Despacho 505". Hingewiesen wurde auch darauf, dass bei Gallaghers Rede vor der UNO auch der nicaraguanische Außenminister Denis Moncada zugegen war.

Moncada seinerseits ging in einer Rede am Dienstag nicht auf das vatikanische Angebot ein. Er sprach u.a. mit Blick auf die von den USA und der EU verhängten Sanktionen gegen Nicaragua von der "Verteidigung der Souveränität" seines Landes gegenüber den "Bedrohungen des Imperialismus". Durch Sanktionen gegen Nicaragua oder auch Kuba und Venezuela einen dortigen Regierungswechsel erzwingen zu wollen, zeuge von "Arroganz und Hochmut".

Nicaraguas Kirche, Nichtregierungsorganisationen und unabhängige Medien prangerten in den vergangenen Jahren immer wieder Menschenrechtsverletzungen des Regimes an. Dieses reagierte mit Verhaftungen Oppositioneller und dem Verbot hunderter Organisationen. Gezielt lässt Machthaber Ortega auch kirchliche Einrichtungen schließen und geht gegen Kirchenvertreter vor.
Das Regime legt laut "Despacho 505" anhaltend große Feindseligkeit gegenüber der Kirche an den Tag, mit Enteignungen, Schließung katholischer Einrichtungen, Bespitzelung der Gottesdienste, Landesverweisen für Ordensleute und den Apostolischen Nuntius, Inhaftierung von Priestern und eines Bischofs - Rolando Alvarez -, sowie schweren Verbalangriffen von Machthaber Ortega gegen Papst Franziskus.

Die Ausweisung des damaligen päpstlichen Nuntius Waldemar Sommertag durch Nicaragua war bereits im Frühjahr 2022 geschehen, wenig später die kam Anordnung zur kompletten Räumung der Vatikan-Botschaft. Der Vatikan hatte daraufhin

Copyright 2023 Katholische Presseagentur KATHPRESS, Wien, Österreich
Alle Rechte vorbehalten

Archivfoto: Der nicaraguanische Bischof Alvarez bei seiner Verhaftung 2022


© 2023 www.kath.net