29. September 2023 in Kommentar
... und neues Leben blüht aus den Ruinen - Eine Satire von Pfr. Winfried Abel
München (kath.net)
Seit 156 Jahren gibt es die Deutsche Bischofskonferenz. In einer aufgewühlten Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche trafen sich vom 16. bis 21. Oktober 1867 die Oberhirten unseres Landes zum ersten Mal am Grab des heiligen Bonifatius in Fulda. Der Name "Fuldaer Bischofskonferenz" wurde zum Markenzeichen und stand für Festigkeit im Glauben und Treue zum Petrusamt in Rom. Das dürfte nun Vergangenheit sein.
In diesem Jahr fand zum ersten Mal die Herbstvollversammlung der Deutschen Bischöfe an einem anderen Ort statt, nämlich in Wiesbaden. im Bistum Limburg. Das Fuldaer Bischöfliche Priesterseminar, seit mehr als 100 Jahren das Domizil der tagenden Bischöfe, stehe – so die offizielle Verlautbarung – wegen "Renovierungsarbeiten" nicht mehr zur Verfügung. Den eigentlichen Grund für den Auszug der Bischöfe aus Fulda verschweigt allerdings der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz diskret, weil bei Veröffentlichung der wahren Motive die Grundfesten der Kirche in Deutschland erschüttert würden.
Im Zuge der Ermittlungen von Missbrauchsfällen durch Kleriker in der Vergangenheit ist man nicht nur einigen Vertuschern und Verharmlosern im Bischofsamt auf die Spur gekommen, sondern wurde neuestens sogar bei einem deutschen Kardinal fündig, der erwiesenermaßen vor mehr als 60 Jahren an einem Kindesmissbrauch beteiligt war. Sein Denkmal wurde konsequent vom Sockel entfernt. An den Grablegen der Paderborner Bischöfe, die sich ähnlicher Verbrechen schuldig gemacht hatten, wurden bereits Tafeln aufgestellt, die auf die Vergehen der dort ruhenden geistlichen Übeltäter hinweisen.
Inzwischen hat diese Praxis der zeitverzögerten Gerichtsbarkeit weltkirchlich Schule gemacht und findet ihre Nachahmer. Am Petrusgrab in Rom ließ Papst Franziskus vor wenigen Tagen eine Tafel aufstellen, die die Rompilger an die dreimalige Verleugnung des ersten Papstes der Kirche erinnert. Auch in der Basilika St. Paul vor den Mauern wurde am Grab des Völkerapostels ein Hinweis auf das skandalöse Vorleben des späteren Paulus hingewiesen. Wie ein Vatikanexperte kürzlich verlauten ließ, ziehe der Papst sogar in Erwägung, die Briefe des heiligen Paulus aus den Schriften des Neuen Testamentes zu entfernen. Das würde die Theologie der Kirche so sehr erschüttern, dass die gesamte katholische Exegese, Dogmatik und Moraltheologie umgeschrieben werden müssten. Es ist zu erwarten, dass demnächst in Rom ein eigener "Synodaler Weg zur Entpaulisierung des Neuen Testaments" ins Leben gerufen wird. Papst Franziskus hat vor wenigen Tagen den deutschen Bischöfen seinen Dank ausgesprochen, dass sie dafür bereits auf dem "Synodalen Weg" erste Weichen gestellt haben.
Auch die Gebeine des hl. Augustinus sollen demnächst aus seinem Grab in Pavia entfernt werden. Das Vorleben dieses als großen Kirchengelehrten gefeierten Bischofs ist der heutigen moralisch sensiblen Gesellschaft nicht mehr zuzumuten.
Ja, selbst ein Eingriff in die Evangelien scheint unvermeidbar. Nachdem die Deutsche Bischofskonferenz bereits die Änderung des Katholischen Katechismus beschlossen hat, sieht Papst Franziskus kein Hindernis mehr, auch solche Stellen aus den Evangelien zu streichen, die dem modernen sittlichen Empfinden der Menschen nicht mehr entsprechen. Der Evangelist Lukas berichtet zum Beispiel in seinem Evangelium (Lk.23,43) dass Jesus einen Mörder wenige Minuten vor seinem Tod heiliggesprochen hat. Ein Mann mit einem solchem Vorleben ist für die Kirche kein Vorbild mehr. So wird diese Stelle in der nächsten Bibelausgabe wohl nicht mehr zu finden sein. Allerdings werden die Ehebrecherin (Joh.8) und die Samariterin am Brunnen (Joh.4) eine Neubewertung erfahren, weil deren "Vergehen" aus heutiger Sicht nicht mehr als Sünde benannt werden dürfen, sondern eher Wertschätzung verdienen – als Ausdruck von befreiter und verantwortbarer Sexualität.
Nun aber zurück zu dem Auszug der Deutschen Bischofskonferenz aus Fulda. Vor wenigen Wochen haben "Forschende" das Leben des heiligen Bonifatius, den man auch den Apostel Deutschlands nennt, einer erneuten Prüfung unterzogen und sind zu einem erschütternden Ergebnis gekommen.
Es war nicht frommer Missionseifer, der Bonifatius dazu antrieb, mit 40 Jahren sein Heimatland zu verlassen, sondern nichts anderes als die Flucht vor der befürchteten Aufdeckung seiner Vergangenheit. Mit einer unmündigen Teenagerin namens Lioba, die sogar eine Blutsverwandte des Bonifatius war – ein Brief von ihr aus dieser Zeit ist fatalerweise erhalten –, spielte dabei eine wichtige Rolle. Sie folgte ihrem geliebten "Vorbild" auf das europäische Festland und ließ sich später in posthumem Konkubinat mit Bonifatius ins Grab legen. Ein eindeutiger Beleg für Ephebophilie.
Die Deutsche Bischofskonferenz wird sich mit diesem entsetzlichen Missbrauchsfall hinter verschlossenen Türen befassen müssen. Es ist nicht auszuschließen, dass demnächst in Fulda das Bonifatiusdenkmal vor dem Stadtschloss aus "Restaurierungsgründen" von seinem Sockel entfernt werden wird.
Dass nun die Bischofskonferenz nicht mehr in Fulda, sondern im Bistum Limburg tagt, ist dem Umstand zu verdanken, dass Limburg das erste Deutsche Bistum ist, das eine vorbildliche und radikale Aufklärung betreibt, die keinerlei Rücksicht auf Titel, Amt und Würde einer Person nimmt. Auf nachahmenswerte Weise hat man dort prunksüchtige und verschwenderische Bischöfe bereits entfernt, wie der jetzt amtierende Bischof Georg Bätzing kürzlich durch die goldene Badewanne auf seinem T-Shirt so eindrücklich zum Ausdruck brachte. Wir dürfen dankbar sein, dass eine neue Bischofsgeneration über den als heilig verehrten Bonifatius hinausgewachsen ist. Das verspricht für die Kirche im deutschen Land eine bessere Zukunft. Kürzlich haben sich sogar bereits drei Menschen gefunden, die der katholischen Kirche wieder beigetreten sind. Ein hoffnungsvolles Zeichen.
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