Gott zu vertrauen, geht nicht, ohne zu sagen: Dein Wille geschehe.

30. September 2023 in Jugend


Deshalb lade ich dich ein, heute einmal zu überlegen, wie oft du diese Bitte des Vater Unsers tatsächlich ernst meinst – meinst du sie auch dann ernst, wenn es dich etwas kostet? - Die Jugendkolumne von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Als ich heute die Kirche betreten habe, brachte ich eine Menge Fragen und Verzweiflung mit. Am liebsten wäre ich kurz, nachdem ich gekommen war, auch schon wieder gegangen, um der Konfrontation mit der Stille und damit der Konfrontation mit Gott und mit allem, was ich in diesem Moment in meinem Herzen trug, zu entgehen. Doch Gott nutzte das Ausharren in diesen Konfrontationen, in dem Offenlegen meines Herzens, um mich etwas zu lehren: Es geht um Vertrauen.

Ich musste daran denken, wie mir eine Freundin Anfang des Jahres die Frage stellte, was ich in diesem Jahr tun wolle, und meine Antwort war: „Vertrauen lernen“. Ich sah, wie schwer mir das noch immer fällt – ob in Bezug auf andere Menschen oder auch in Bezug auf Gott.

Gott als ein sorgender Vater? Das ist jener Gott, jener Vater, den ich zwar suchen möchte, der mir aber doch so oft nicht vertraut ist. Diese väterlich sorgende Seite Gottes ist jene Dimension, zu der es mir schwerfällt, eine Beziehung aufzubauen und aufrechtzuerhalten. Diese väterliche Seite Gottes ist jener Aspekt, der für mich persönlich oft so weit entfernt ist. Doch an diesem Abend wollte mich Gott als Vater etwas lehren: Wahres Vertrauen in ihn geht nicht ohne zu sagen: „Dein Wille geschehe.“

Was das zu bedeuten hat? Für mich hieß es, dass all das, was ich an diesem Abend mit in die Kirche gebracht habe, nicht einfach Steine sind, die ich hinter mir herschleppe, sondern sie sind so viel mehr als das: Diese Steine meines Lebens sind eine Schule des Vertrauens. Diese Steine, durch die ich mich kraftlos zu Boden zu sinken sehe, sind da, um mich innerlich freizumachen – freizumachen für seinen Willen.

Ich verstand, dass ich an diesem Punkt des Lebens stand – Auge in Auge mit der Ohnmacht des Menschen – um im Kontrast zu dieser Machtlosigkeit des Menschen die absolute Allmacht Gottes erkennen zu lernen. Ich verstand, dass ich an diesem Punkt meines Lebens stand um auf den Vater zurückgeworfen zu sein. Meine Ohnmacht ist nichts anderes als die Bühne für seine Allmacht.

Was bringt mir aber das Wissen um die Macht Gottes, das Wissen darum, dass er ein sorgender Vater ist, wenn ich nicht vertraue?

Wie oft beten wir im Vater Unser: „Dein Wille geschehe“? Wie oft davon meinen wir es auch wirklich ernst?

Der Wille des Vaters ist immer gut, er dient immer etwas Gutem, etwas, das uns bei weitem übersteigt, doch wie oft zweifeln wir das an oder wollen nicht von unserem fehlerhaften, menschlichen Willen abgehen? Und warum?

Letztendlich ist es eine Frage des Vertrauens, denn wenn ich Gott zugestehe, dass ich seinen Willen suchen und umsetzen will, dann gestehe ich ihm zu, dass sein Wille erstrebenswerter ist, dass er derjenige ist, der die Kontrolle haben sollte, dann gestehe ich ihm zu, meine menschliche Ohnmacht anzunehmen und mich seinem Willen radikal auszuliefern. Auszuliefern – vielleicht ein schweres Wort, doch so schön und erstrebenswert der Wille Gottes ist, so fühlt er sich für uns Menschen doch manchmal wie eine Auslieferung an.

Wenn wir nur wüssten und verstünden, dass wir in seinem Willen nur einem ausgeliefert sind: der Herrlichkeit Gottes. Denn letzten Endes dienen all die Steine, die wir hinter uns herziehen, dem Erbauen seines Königreichs auf dieser Erde – wenn wir bereit sind, ihm mit allem zu vertrauen: ob mit dem Ballast unserer Seele oder ihren Freuden. Er will alles – und wenn es schwerfällt, ihm dieses Alles zu übergeben, dann lohnt es sich umso mehr: Gott erlaubt kein Zerbrechen, ohne etwas Größeres entstehen zu lassen – der beste Beweis dafür ist der Tod seines Sohnes. Wenn sich dieses Alles anfühlt wie tosende Wellen, die unaufhörlich gegen die Brandung schlagen, dann sei gewiss: So wie die Wogen des Meeres den Felsen der Brandung formen und aushöhlen, so macht Gott dich frei für seinen Willen.

Gott zu vertrauen, geht nicht, ohne zu sagen: Dein Wille geschehe.

Deshalb lade ich dich ein, heute einmal zu überlegen, wie oft du diese Bitte des Vater Unsers tatsächlich ernst meinst – meinst du sie auch dann ernst, wenn es dich etwas kostet? Und wenn es dich heute besonders viel kostet, dann sprich trotzdem mit mir: Vater, dein Wille geschehe. Mein Alles soll dir gehören, sorge du.


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