"Nazi-Eklat" um deutschen Kirchenrechtler Schüller

21. September 2023 in Deutschland


Augsburger Bischof Bertram Meier ist für einen differenzierteren Umgang mit AfD-Mitgliedern in der Kirche - Kirchenrechtler Schüller möchte jetzt den Bischof in eine Tradition der deutschen Bischöfe der NS-Zeit stellen


Augsburg (kath.net)
Der Augsburger Bischof Bertram Meier hat sich wenige Tage vor der Landtagswahl in Bayern in einem Interview mit der "Augsburger Allgemeinen" für einen differenzierten Umgang mit Mitgliedern der AfD in der Kirche ausgesprochen. "Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen. In solchen Fällen geht es darum, das Gespräch zu suchen. Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke", erklärte Meier. Die AfD habe sich mittlerweile in der Parteienlandschaft etabliert. Für ihn heiße das, dass man gut hinschauen und prüfen müsse. "Die AfD lediglich als Partei der Protestwähler zu interpretieren, greift mittlerweile deutlich zu kurz", betonte der Bischof. Meier möchte auch weiterhin dafür Sorge tragen, dass "menschenverachtende" oder "demokratiefeindliche" Gruppierungen und Einzelpersonen benannt werden. Aufgrund des Umfragehochs der AfD in Deutschland möchte Meier, dass alle das Parteiprogramm studieren und sich mit den einzelnen Kandidaten befassen. "Wie die Kirche tritt etwa die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein - und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen."

Für diese Äußerungen bekam Meier prompt scharfe Kritik vom deutschen Kirchenrechtler Thomas Schüller, der gegenüber der DPA meint, dass es keine guten christlichen und keine schlechten AfD-Mitglieder gebe. "Wer der AfD angehört verachtet die Demokratie, spricht Menschen mit Behinderung oder anderer Hautfarbe das Existenzrecht ab, kurz: verhöhnt die Grundaussagen des christlichen Glaubens wie die Ebenbildlichkeit des Menschen", so Schüller und stellt dann den Bischof von Augsburg in eine Tradition der deutschen Bischöfe der NS-Zeit. "Bischof Meier stellt sich damit in die Tradition der deutschen Bischöfe in der NS-Zeit die das menschenverachtende System nicht aktiv bekämpft haben. Er wird zum Steigbügelhalter für eine breiter werdende gesellschaftliche Akzeptanz von Rechtsradikalen."


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