Bekannter ägyptischer Jesuit Henri Boulad 91-jährig gestorben

15. Juni 2023 in Aktuelles


Bücher des Mystikers wurden in viele Sprachen übersetzt - International erlangte er auch als eine jener Stimmen Bekanntheit, die vor einem sich ausbreitenden Islam warnen


Kairo (kath.net/KAP) Der als Mystiker, aber auch wegen seiner Islam-kritischen Haltung bekannte Jesuitenpater Henri Boulad (Archivfoto) ist am Mittwoch im Alter von 91 Jahren in seinem Heimatland Ägypten gestorben. Das haben das Jesuiten-Kolleg der Heiligen Familie in Kairo sowie der Caritas-Kontinentalverband für Nordafrika und den Nahen Osten (MONA) bestätigt. Bereits am Donnerstag fand die Besetzung auf dem Friedhof der Jesuiten im Kairoer Stadtteil Matareya statt.

Der 1931 als Sohn einer syrisch-italienischen Familie in der Hafenstadt Alexandria geborene Ordensmann war lange Jahre Provinzial der Jesuiten in Ägypten und Direktor des "Jesuit Cultural Center" in seiner Geburtsstadt. Zwischen 1991 und 1995 war der damalige Präsident von Caritas Ägypten auch Vorsitzender des Caritas-Kontinentalverbands MONA.

Boulad studierte Theologie im Libanon, Philosophie in Frankreich und Psychologie in den USA. International trat er immer wieder als Vortragender und Buchautor in Erscheinung. Mit seinen Werken, die um verschiedene Aspekte mystischen Erlebens kreisen und in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden, war er auch in Österreich oft zu Gast und eine vielgelesener spiritueller Autor.

Seit etlichen Jahren war Boulad auch als eine jener Stimmen bekannt, die vor einem sich ausbreitenden Islam warnen. 2017 nahm der Jesuit auf eigene Initiative die ungarische Staatsbürgerschaft an, um - wie er sagte - die restriktive Migrationspolitik Viktor Orbans zu unterstützen. Die Aufnahmefähigkeit Europas habe "ihre Grenzen", kritisierte Boulad damals in einem Interview für die ungarische Wochenzeitung "Heti Valasz" eine "bedingungslose Zuwanderung" und warnte vor einer künftigen muslimischen Bevölkerungsmehrheit auf dem Kontinent.

Entsprechend zurückhaltend bewertete Boulad auch die Flüchtlingshilfe der katholischen Kirche. Diesbezügliche Initiativen kirchlicher Organisationen, aber etwa auch die "Vorhaben des Papstes" seien "großartig und vom Evangelium her motiviert", sagte er 2017 im "Heti Valasz"-Interview. Man könne sich aber "trotz der Ehrlichkeit irren", so der Ordensmann damals: "Ich meine, dass der Westen und der Papst die wahre Natur des Islam nicht kennen." Nach dem Selbstverständnis des Islam sei "ein friedliches Zusammenleben auf längere Zeit unmöglich, oder nur unter der Bedingung, dass sich die Christen als zweitrangige Bürger zufrieden geben", sagte Boulad.

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