Zölibat ist nicht schuld! – Auch Ständige Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten fehlen verstärkt

23. Mai 2023 in Kommentar


Interne Zahlen aus der Diözese Rottenburg benennen nicht den Zölibat, sondern die Pensionierung der „Babyboomer“ als Grund für den dramatischen Schwund – Auch Frauen drängen nicht in die Seelsorgsverantwortungen - Kommentar von Petra Lorleberg


Rottenburg (kath.net/pl) Die Diözese Rottenburg-Stuttgart geht davon aus, dass die Zahl der bisherigen Mitarbeiter in der Seelsorge im Jahr 2041 auf nur 27 Prozent der Mitarbeiter im Jahr 2021 zurückgehen wird. kath.net vorliegende statistische Angaben der Diözese informieren, dass „40 % der aktuellen Mitarbeiter/innen im pastoralen Bereich“ innerhalb „der nächsten 10 Jahre in den Ruhestand“ gehen werden. „Gleichzeitig findet auch ein Rückgang der Arbeitskräfte im weltlichen Bereich statt, die ‚Babyboomer‘ gehen nach und nach in Rente.“

Während im Zusammenhang mit Änderungswünschen bezüglich des Zölibats für Priester und für Forderungen nach der Priesterweihe für Frauen gern mit dem Rückgang der Berufungszahlen argumentiert wird (Stichwort: Synodaler Weg), bleibt der dramatische Rückgang auch bei den Berufungswegen zum Ständigen Diakonat, zu den Pastoral- und Gemeindereferenten in der Darstellung gegenüber der Öffentlichkeit häufig unter dem Radar. Die Zahlen der Diözese Rottenburg-Stuttgart sprechen hier allerdings eine schonungslos offene Sprache: Es kann nicht am Zölibat liegen. Die Anzahl der 2021 aktiven 182 Ständigen Diakone (meist verheiratet, haupt- oder ehrenamtlich aktiv) wird voraussichtlich auf ganze 18 im Jahr 2041 geschrumpft sein. Die aktiven Pastoral- und Gemeindereferenten (diese Berufen stehen Frauen und Männern offen) werden innerhalb derselben 20 Jahre von 682 auf 252 schrumpfen. Der zu erwartende Rückgang in diesen kirchlichen Verantwortungen kann nicht anders als „dramatisch“ bezeichnet werden. In der Darstellung heißt es zwar ergänzend: „Zugänge durch Weihe/Beauftragung/Ausbildungskurs sind hier nicht berücksichtigt“ - doch sind auch hier bisher kein erheblichen Zuwächse zu erwarten, eine grundsätzliche Trendwende zeichnet sich nirgends ab.

Stichwort „Babyboomer“: Man kann allerdings die Frage stellen, warum sich die kirchlichen Berufe eigentlich analog zur Entwicklung der Bevölkerung verhalten sollen. Konkret: Warum hat die Kirche derzeit so wenig Attraktivität, dass sich nur noch wenige Menschen zu einem starken Engagement in der Kirche mit innerer Bindung an ihr Bekenntnis bewegen lassen, wie dies nicht nur für den Priester, sondern auch für den Ständigen Diakon und die Pastoral-/Gemeindereferenten eigentlich Voraussetzung ist?


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