Roger Ibounigg: 'Pöllau ist ein ungeniert katholisches Treffen'

23. Juli 2004 in Jugend


"Man braucht nicht die Liturgie zu zerstören um Jugendlichen entgegenzukommen" - kath.net sprach mit Roger Ibounigg, Mitiniator des Jugendtreffens in Pöllau - "Geheime Höhepunkt des Treffens ist, wenn die Jugendlichen beichten gehen"


Kath.net: Du bist der eigentliche Initiator des Treffens in Pöllau. Wie kam es dazu?

Kaplan Roger Ibounigg: Gründer, das kann man nicht so sagen , durch die Fügung Gottes wurde ich ohne mein Zutun als Neupriester nach Pöllau geschickt, alsKaplan, und es war dann von Graz aus, von verschiedenen Gebetskreisen herschon lange eine Verbindung mit anderen Priestern, vor allem mit Pfarrer Sterninger, P. Johannes, Kranzl Josef da.

Kath.net: Wann ist die Idee zum Jugendtreffen hier in Pöllau entstanden?

Kaplan Roger Ibounigg: Das war im Jahr 92, da gab es das ersteJugendtreffen, da waren wir 70 Jugendliche im Pfarrsaal und haben diesesTreffen gestartet. Im Jahr darauf war bereits das Zelt im Schlosspark. WasPöllau so ausmacht, warum Pöllau ideal ist, man kann das nicht überallmachen. Es gibt das herrliche Pöllauer Tal, die Landschaft, es ist diesewunderbare Kirche, vielleicht eine der schönsten Kirchen der Steiermark, esist eine riesige Kirche, vielleicht die drittgrößte im Land. Obenschließlich das Heiligtum am Pöllauberg, und was für uns sehr wichtig ist,der Schlosspark. Dieser ehemaliger Augustiner Chorherrn Park, alsoeigentlich ein geistliches Gelände, wenn man es genau nimmt, das alles machtPöllau aus. Wir versuchen das große Zelt im Schlosspark zu haben fürVorträge und Lobpreis, und die große Kirche für Liturgie.

Kath.net. Was sind die Schwerpunkte des Treffens?

Kaplan Roger Ibounigg: Es gibt ein Musical, ein richtig buntes Programm auf der Bühne, aber ich bin mir einfach sicher, und das spüre ich jedes Jahr,dass der geheime Höhepunkt des Treffens ist, wenn die Jugendlichen beichtengehen. Es waren 27 Priester hier am Freitag, der Beichtnachmittag ist daseigentliche Fest. Da sitzen die Priester auf Sesseln verstreut in der Kirchean den Seiten, und das geht nur in einer so großen Kirche wie hier. Das istso schön, die Eucharistie und die Beichte, und ich freue mich deshalb so,weil ich mich in meiner Berufung damals gefragt habe, warum willst dueigentlich Priester werden, und ich habe mir selbst so innerlich die Antwortgegeben: weil ich jungen Menschen die Eucharistie und die Beichte bringenwill. Alles andere, was bunt ist und Lobpreis, das kommt dazu. Und was unsganz wichtig geworden ist, das wir sauber trennen zwischen dem Zelt- da gehtdie Post ab, da kannst du Kopf stehen auf der Bühne, da ist es bunt- und inder Kirche ist Liturgie, also keine Tänze in der Kirche, sondern wirklichLiturgie, Weihrauch, die Gewänder. Man braucht nicht die Liturgie zuzerstören um Jugendlichen entgegenzukommen, heute z.B. war das Sanctuslateinisch, ich glaube, wir sind auf dem richtigen Weg. Oder wir fördernz.B.auch ganz sanft die knieende Kommunion, die Ehrfurcht vor derEucharistie.

Kath.net: Also ist die Liturgie oder die Hinführung zu einer würdigenLiturgie ein wichtiges Anliegen des Jugendtreffens?

Kaplan Roger Ibounigg: Vielleicht das wichtigste Anliegen. Heuer haben wirerstmals ein Anbetungszelt, ganz liebevoll ausgestattet mit großem Aufwand.Der geheime Mittelpunkt des Treffens ist Christus in der Eucharistie. Daswar ein Impuls vom Mitteleuropäischen Katholikentag, von Robert Schmalzbauerinitiiert, das es einen Gebetsraum im Zentralzelt gegeben hat, und wir habenheuer gesagt, wir müssen in Pöllau noch einen Schritt weiter gehen und denganzen Tag Anbetung haben. Es ist einfach so schön, aber man kann gar nichtstolz werden bei so einem Treffen, weil man genau weiß woher es kommt,nicht von uns, sondern von Jesus.

Kath.net: Wie sieht es mit der Unterstützung seitens der Kirche aus?

Kaplan Roger Ibounigg: Jetzt kommt sie langsam. Die wichtigste Unterstützungist, dass die Bischöfe herkommen, es waren bei uns Kardinal Schönborn,Bischof Weber, Weihbischof Lackner, das zweite Mal schon, also diese ideelleUnterstützung. Vom Budget her haben wir erstmals heuer etwas bekommen.

Kath.net: Gibt es Zusagen, dass da mehr noch kommen könnte nächstes Jahr, auch vom Land oder der Diözese?

Kaplan Roger Ibounigg: Also ich glaube das eher nicht. Ich glaube, wenn die Geldmittel knapp sind, ist es auch gut so. So ist der Idealismus größer,niemand bekommt Fahrgeld, die Dinge geschehen einfach. Wir werden hier sehrunterstützt von Pöllau, viele Privatquatiere, die Schulen, in denen dieJugendlichen übernachten, und wir zahlen für die gesamteWarmwasseraufbereitung die ganze Woche nichts.

Kath.net: Wie viele Leute sind dieses Mal beim Treffen dabei da und wieviele sind jedes Jahr?

Kaplan Roger Ibounigg: Das ist schwer zu schätzen, also ca. 450, aber amRande des Kommens und Gehens denke ich so ungefähr 500. Es ist ganz langsamim Wachsen. Das ist ein gutes Wachstum, wie ein Baum, der so ganz dünneJahresringe ansetzt, aber dafür ein gutes Holz hat. Für mich sehr schön istdie Einheit von Priestern, Ordensleuten und wirklich engagiertenJugendleitern, wo wir da wirklich in einer tiefen Einheit sind und alle daseine wollen, das ist für mich eine der schönsten Erfahrungen. Pöllau ist einungeniert katholisches Treffen und das muss es auch bleiben. Die großeSchwäche von unserem Treffen ist unsere Stärke, und die ist, dass wir selbernicht wissen, wer wir sind. Welche Gruppe, was wir sind, darum haben wiralle Platz. Das ist einfach so, wenn die Eucharistie, wenn Maria und derheilige Vater geliebt werden, dann ist alles kompatibel.

Kath.net: Danke für das Gespräch.

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