6. Mai 2023 in Familie
Amerika-Koordinator der Schönstattbewegung, P. Correa, drängt auf neue Strukturen im Vatikan und andere Katechesen-Formate bei kirchlichen Großevents
Wien (kath.net/KAP) Um präzisere Antworten auf heutige Probleme und Herausforderungen von Familien und Ehen zu bieten, sollte die katholische Kirche ihr Engagement auf diesem Bereich neu strukturieren: Das hat der für den ganzen amerikanischen Kontinent zuständige Koordinator der Schönstatt-Bewegung, Pater Jose Luis Correa, im Interview mit Kathpress gefordert. Schon bisher setze sich die katholische Kirche "sehr viel" für die Familie ein, die "wirklichen Experten für diesen Bereich" - nämlich die Ehepaare selbst - würden von ihr jedoch zu wenig gehört, so der Priester im Anschluss an den viertägigen Europäischen Familienkongresses von Schönstatt, der am Montag in Wien zu Ende gegangen ist.
Besonders sollte das Dikasterium für Laien, Familie und Leben künftig besser von einem Ehepaar statt von einem Kardinal (derzeit: Joseph Farrell) geleitet werden, befand der bereits öfter als Vatikan-Berater in Familienfragen eingesetzte Geistliche. Ehepaare im Team einzusetzen bedeute, auf die "Komplementarität" von Mann und Frau sowie auch auf deren Lebenserfahrung zu setzen. Zumindest Ansätze dafür gebe es bereits - etwa im chilenischen Ehepaar Pilar Escudero und Luis Jensen, das 2018 zu Dikasteriums-Mitgliedern ernannt worden war und ebenfalls der Schönstatt-Bewegung angehört. Die beiden waren schon davor zu weltkirchlichen Ereignissen wie etwa der Familiensynode 2015 eingeladen oder berieten den damaligen Päpstlichen Rat für die Laien.
Ein Umdenken forderte P. Correa, der unter anderem dem vatikanischen Vorbereitungsteam für den Weltjugendtag in Panama 2019 angehörte, auch bei der vatikanischen Jugend- und Ehepastoral bei Großereignissen. Die fast ausschließlich von Bischöfen gehaltenen Katechesen seien "meist sehr langweilig", die dann üblicherweise vorgesehenen Lebenszeugnisse von Einzelpersonen oder Paaren böten "keine Gelegenheit, um das Gehörte zu diskutieren oder zumindest Feedback zu geben". Günstiger wäre, bei den Vorträgen "die Begabtesten" auftreten zu lassen, von denen es viele gäbe - "unter Priestern, Ordensleuten sowie Frauen und Männern im Laienstand".
Konkrete Modelle dazu hätten sich bei der Schönstatt-Bewegung bewährt, sagte Correa. Bei Großereignissen würden stets Ehepaare Impulsvorträge halten, ehe dann in Kleingruppen weiterdiskutiert wird. Mit dem Gruppen-Format mache man überhaupt beste Erfahrungen, berichtete der Priester über die Entwicklung in Nord- und Südamerika. Dort seien insgesamt rund 25.000 "Schönstatt-Paare" in ihren jeweiligen Pfarren engagiert, in Kursen für spezielle Gruppen: "Beispielsweise für Verlobte, die sich gemeinsam auf die Ehe vorbereiten wollen, oder für frisch Verheiratete, die wir gleich in der ersten Woche nach der Hochzeit aufsuchen und ihnen sagen: Wartet nicht darauf, bis die erste Krise kommt. Sondern sorgt jetzt schon vor", so Correa.
Doch auch für andere Zielgruppen wie Familien, allein teilnehmende Mütter oder Väter gebe es bei Schönstatt eigene Angebote, sogar für Witwen und Wiederverheiratete. Von einem Programm für letztere berichtete Correa: "Wir bieten in unseren Kursen Begleitung und Hinführung zur Mitfeier der Heiligen Messe. Die Priester machen mit und sagen vor der Kommunion: Wer nicht zum Empfang imstande ist, kreuzt die Arme vor der Brust und wird gesegnet." Bei so manchen Betroffenen habe diese Erfahrung zu Freudentränen geführt, keinesfalls jedoch zu Stigmatisierung, denn: "Auch andere Menschen sowie Kinder vor der Erstkommunion gingen dann mit verschränkten Armen nach vorne."
In Costa Rica, wo Correa lebt und zudem auch die nationale Schönstatt-Bewegung leitet, ist er der einzige Priester für rund 1.000 Ehepaare, die der Bewegung als Mitglieder angehören. Sie leiten auch hier die Kleingruppen vor Ort, während manche als Leiter für einzelne Diözesen zuständig sind. Pater Correas Funktion ist eine begleitende und beratende. Als Hauptbedrohung der Familien bezeichnete der Priester die Scheidungen. Ein Viertel aller Verheirateten seien in Costa Rica bereits ein Jahr nach der Hochzeit wieder getrennt, viele überdauerten nicht einmal die Flitterwochen.
Die Schönstatt-Bewegung beauftragt für genau diese Gruppe sogenannte "Monitores": Reifere Ehepaare, die etwa zwei Jahre lang Frischverheiratete regelmäßig besuchen, sie in ihren Anfängen begleiten und ihnen in Kleingruppen Schritte zu einer Stärkung der Beziehung vorschlagen. Andere haben sich als Begleiter für Paare in Krisen spezialisiert, andere auf Vorbereitung für einwöchige Missionseinsätze von Familien in Pfarren, sogenannte "Familienmissiones".
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