Kölner Priester Alexander Krylov: „Wir stehen in der kosmischen Arena der Ewigkeit“

4. Mai 2023 in Interview


Wer als Christ in Europa heutzutage „für seine Glaubensüberzeugungen steht, riskiert, mit Steinen aus Papier, in der Form der Medienberichte, beworfen und in diesem Sinne medial hingerichtet zu werden.“ kath.net-Interview von Petra Lorleberg


Köln (kath.net/pl) In einer neuen Dokumentation über die Christenverfolgung im römischen Reich lädt uns der Kölner Priester Dr. Alexander Krylov in die Arena der Ewigkeit ein. Er ist unseren Lesern durch seine Bücher und medialen Beiträge schon gut bekannt. Diesmal erzählt der Seelsorger und Medienwissenschaftler eine dramatische Geschichte voller Spannungen, Leidenschaft, Zweifel, aber auch von Stärke und Liebe. Er hat sich vorgenommen, die heutigen Christen mit der Geschichte der, von vielen vergessenen jungen Märtyrerinnen Perpetua und Felicitas zu konfrontieren. Über die bei YouTube veröffentlichte neue Dokumentation „In der Arena der Ewigkeit“ spricht KATH.NET mit Alexander Krylov.

kath.net: Warum haben Sie sich entschieden, über die fast vergessenen Personen aus dem 3. Jahrhundert eine Dokumentation zu drehen? Die heutigen Zuschauer interessieren sich doch bestimmt eher für andere Themen…

Dr. Krylov: Das Tagebuch der heiligen Perpetua und die Geschichte dieser beiden Frauen haben mich so beeindruckt, dass ich diese unbedingt weitererzählen möchte. So ist ein perfektes Ziel für meinen Urlaub entstanden. Ich bin nach Karthago gefahren, habe viel recherchiert und habe mit zahlreichen Experten gesprochen. Einerseits merkte ich, wie das Martyrium von Perpetua und Felicitas die Herzen der Menschen berührt und ihnen einen neuen Blick auf ihren Glauben ermöglicht. Andererseits stellte ich fest, dass auch die Theologen nicht viel über diese Märtyrerinnen wissen. Die beiden heiligen Frauen wurden in der Arena von Karthago getötet. Da sie sich nicht für das irdische, sondern für das ewige und das himmlische Leben entschieden haben, wurde die Arena von Karthago für sie zur Arena der Ewigkeit.

kath.net: Stehen wir denn nicht alle in der Arena der Ewigkeit?

Dr. Krylov: Genau das wollte ich mit diesem Film ins Bewusstsein bringen. Unser ganzes Leben und auch unsere Gesellschaft kann aus dieser Perspektive betrachtet werden.

Heute werden Christen in Europa nicht öffentlich hingerichtet und mit Steinen beworfen. Wer aber für seine Glaubensüberzeugungen steht, riskiert, mit Steinen aus Papier, in der Form der Medienberichte, beworfen und in diesem Sinne medial hingerichtet zu werden.

Viele beanspruchen für sich in dieser Arena eine Zuschauerrolle. Es ist vielleicht bequem zu beobachten, wie einige wegen ihren Überzeugungen fertiggemacht werden. Manche befeuern dies sogar mit ihren Kommentaren.

Letztendlich stehen wir alle auf dieser kosmischen Weltbühne und sind aufgerufen unsere Entscheidungen für die Ewigkeit zu treffen.

kath.net: Heute fragen sich einige Menschen, ob die Märtyrer nicht einfach nur stur waren um Kompromisse zu schließen und damit ihr Leben zu retten.

Dr. Krylov: Auch diese Frage wird im Film ausführlich mit den Experten besprochen. Einerseits werden wir heute aufgerufen, an jeder Ecke Kompromisse, auch wegen unseres Glaubens, zu schließen. Andererseits sehen wir, wie vor unseren Augen einige politische Ideen kompromisslos durchgesetzt werden. Denken wir z. B. an diejenigen, die sich an den Straßen festkleben und damit das Leben der anderen Menschen behindern und auch das politische System ins Wanken zu bringen versuchen.

Die verfolgten Christen haben damals keine Proteste organisiert, keinen Sachschaden verursacht und das Leben der anderen nicht schwieriger gemacht. Der Störfaktor der Christen liegt darin, dass sie versuchen, sich nicht an weltlichen, sondern an himmlischen Werten zu orientieren.

Mit dieser Dokumentation versuchen wir zu zeigen, dass Martyrium genau das bedeutet – Zeugnis zu geben.

kath.net: Wie kann man sich die Arbeit an so einem Film vorstellen?

Dr. Krylov: Die Weitergabe des Glaubens ist für mich keine Arbeit, sondern mein Leben. Die Erstellung solcher Videos sehe ich dabei als ein Hobby. Es ist auch eine schöne Freizeitbeschäftigung. Wenn die anderen eine Sportarena besuchen, beschäftige ich mich mit den Medien.

Dafür habe ich eine wunderbare Belohnung – ich darf großartigen Menschen treffen und mit ihnen über faszinierenden Themen sprechen. So war es für mich ein richtiger Genuss die Gedanken für diese Dokumentation mit Frau Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, Sr. Dr. Justina Metzdorf OSB sowie dem Historiker und Theologen Martin Lohmann auszutauschen. Dankbar denke ich auch an vielen Menschen aus meiner Gemeinde, an Musiker, Lektoren und vielen anderen, die mich unterstützen und dabei selbst zu Zeugen des Glaubens werden.

Abenteuerlich war es in der Erstellung dieser Dokumentation, auf die Spur der Reliquien von heiligen Perpetua und Felicitas zu kommen. Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass diese Reliquien sich nicht mehr in Karthago, sondern schon seit einigen Jahrhunderten in Deutschland befinden.

kath.net: Diese Dokumentation ist wahrscheinlich die erste christliche Dokumentation, die grafisch mit der Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erstellt wurde.

Dr. Krylov: Man weiß nicht, wer in der Kirche mit der KI-Grafik bereits gearbeitet hat, aber ich habe tatsächlich diese schon ausprobiert. Wir wissen nicht genau, wie Perpetua und Felicitas aussahen. Es gibt von ihnen wenige Heiligenbilder, die allerdings auch Fantasiebilder sind. So habe ich die Möglichkeit der KI getestet und sie hat für mich mehrere Bilder von den Heiligen und ihrer Umgebung erstellt. Diese Bilder sind noch von mittelmäßiger Qualität, dennoch helfen sie uns, sich die Situation besser vorzustellen. Die Warnungen der Experten vor der KI nehme ich ernst, aber wir als Kirche müssen versuchen, das Positive zu erkennen und zu nutzen.

kath.net: Ihr neues Video scheint die ausführlichste Dokumentation über Perpetua und Felicitas nicht nur im deutschsprachigem, sondern auch im englischsprachigen Raum zu sein. Haben Sie den Anspruch, den großen Medien Konkurrenz zu machen?

Dr. Krylov: Diesen Anspruch habe ich nicht. Ich arbeite mit einfacher Technik für einfache Menschen. Besonders bei Ton und Schnitt gibt es noch viel Verbesserungspotenzial. Dennoch versuche ich einen Unterschied zu den vielen tollen professionellen Dokumentationen zu schaffen. Da wird über den Glauben oder über die Heiligen aus der Perspektive eines außenstehenden Beobachters gesprochen. Wir sind aber keine Zuschauer in diesem Leben, wir alle stehen in einer Arena der Ewigkeit.

Deswegen ist es wichtig zu schauen, dass die Inhalte mit denen wir uns beschäftigen, uns zu Gott und dadurch zu unserer ewigen Seligkeit führen. Dementsprechend wünsche ich auch, dass diese bescheidene Dokumentation die Zuschauer anspricht und ihnen hilft, ihre Gottesbeziehung zu vertiefen und immer mehr zu Zeugen unseres christlichen Glaubens zu werden.

kath.net: Danke für dieses Interview!

Die Dokumentation „In der Arena der Ewigkeit: Perpetua, Felicitas und die verfolgten Christen“ (62 Minuten) ist bei YouTube auf dem Kanal YouPriest unter folgendem Link zu sehen: https://youtu.be/RScY6aOG5N0


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