19. April 2023 in Weltkirche
Bischöfliche Ermahnung für Geistlichen und Menschenrechts-Aktivisten, der als Leiter der neuen nationale Migrationsbehörde im Gespräch ist
Mexiko-Stadt (kath.net/KAP) Heftige Kritik in Mexikos Kirche hat die Nachricht ausgelöst, der Priester und Menschenrechtsaktivist Alejandro Solalinde (78) werde künftig die neue nationale Migrationsbehörde leiten. Sollte Solalinde tatsächlich ein öffentliches Amt bekleiden, könne er nicht weiter als Priester wirken, sagte der Bischof von Veracruz, Carlos Briseno Arch, gegenüber dem Portal "Xeu Noticias" (Sonntag Ortszeit). Nationale wie auch kirchliche Gesetze würden dies verbieten, so der Bischof. "Wenn ein Priester eine öffentliche Funktion anstrebt, hört er zwar nicht auf, Priester zu sein, kann aber nicht länger als solcher tätig sein."
Der Bischof äußerte sich nach Gesprächen zwischen Solalinde und Staatspräsident Andrés Manuel López Obrador über die Gründung der Nationalen Koordination für Migrations- und Auslandsangelegenheiten (CNAME). Mehrere Zwischenfälle in jüngster Vergangenheit hatten zuvor eine weit über die Grenzen hinaus reichende Debatte über Mexikos Migrationspolitik und das bisher bestimmende Nationale Migrationsinstitut ausgelöst. Dazu gehörte etwa am 27. März der Brand in einem Abschiebezentrum der Grenzstadt Ciudad Juarez, bei dem 40 Insassen, überwiegend aus Venezuela, Guatemala, Honduras und El Salvador, ums Leben kamen. Zuletzt wurden im Bundesstaat Veracruz 209 eingepferchte Migranten aus einem LKW gerettet.
Der Priester Solalinde, der für die Migrantenunterkunft "Hermanos en el camino" im Bundesstaat Oaxaca zuständig ist und dafür 2012 von der mexikanischen Regierung den Menschenrechtspreis erhielt, war bereits bei Amtsantritt des linkspopulistischen Präsidenten Lopez Obrador 2018 als Migrationsbeauftragter im Gespräch, winkte dann jedoch ab. Mexikanische Medien vergleichen den in den Medien sehr präsenten Priester mit Ernesto Cardenal (1925-2020), der als katholischer Priester in Zeiten der Revolution im sandinistischen Nicaragua von 1979 bis 1987 Kulturminister war und dafür von Papst Johannes Paul II. von seinen priesterlichen Diensten suspendiert wurde.
Seitens der zuständigen Diözese Tehuantepec erklärte Generalvikar Lucio Santiago Santiago der Wochenzeitung "Proceso" (Samstag), Solalinde sei von Diözesanbischof Ojeda Marquez schon 2018 wegen seiner starken Unterstützung für Lopez Obrador vor einer Einmischung in die Politik gewarnt worden, habe diese Ermahnung aber nicht befolgt. Die angedrohten Sanktionen würden derzeit geprüft. Die Argumentation von Präsidenten Lopez Obrador, Solalinde werde die Behörde ehrenamtlich leiten, um rechtliche Probleme zu vermeiden und weiter als Priester tätig bleiben zu können, wies der Generalvikar zurück. Entscheidend sei nicht das Gehalt, sondern die Funktion. Als Organisator eines Regierungsprojekts gingen Solalindes künftigen Agenden "weit über das hinaus, was einem Priester entspricht".
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Archivfoto Solalinde (c) Eneas De Troya/Wikipedia/CC BY 2.0
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