Vatikan-Vertreter bei der UNO: Jeder siebte Christ wird verfolgt

25. März 2023 in Weltkirche


Kurienerzbischof Nwachukwu warnt bei UN-Menschenrechtsrat vor Einschränkungen der Religionsfreiheit, steigende Zahl der Angriffe auf religiöse Führer und Gebetsorte sowie auch subtilere Formen der Diskriminierung hinter einer "Fassade von Toleranz".


Genf (kath.net/ KAP)
Auf die anhaltende Verfolgung von Christen und Anhängern anderer Religionen aufgrund ihres Glaubens hat der Vatikan bei der UNO hingewiesen. "Gewalt und repressive Maßnahmen haben in den letzten Jahren zugenommen. Gläubigen wird oft das Recht verweigert, ihren Glauben auszudrücken und zu praktizieren, selbst wenn dies nicht die öffentliche Sicherheit gefährdet oder die Rechte anderer verletzt", sagte Nuntius Fortunatus Nwachukwu, Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, laut Vatican News (Mittwoch) bei der 52. Sitzung des UN-Menschenrechtsrates in Genf. Jeder siebte Christ leide heute unter Verfolgung.

Die Verfolgung von Menschen nur aufgrund der Tatsache, dass sie sich öffentlich zu ihrem Glauben bekennen, sei "besorgniserregend", betonte der Kurienerzbischof, der erst vor kurzem vom Papst zum Sektionssekretär im Dikasterium für die Evangelisierung ernannt wurde. Einschränkungen der Religionsfreiheit gebe es heute in vielen Ländern, in denen insgesamt rund ein Drittel der Weltbevölkerung leben. Die allgemeine Anerkennung der Religionsfreiheit sei eine unbedingte Voraussetzung für Frieden und auch für ein Leben in Würde unabkömmlich.

Betroffen seien einerseits religiöse Minderheiten, gegen die sich die Repressionen - "auch durch nationale Behörden" - in vielen Ländern in den jüngsten Jahren verschärft hätten, sagte Nwachukwu. Gläubigen werde oft das Recht verweigert, ihren Glauben auszudrücken und zu praktizieren, selbst wenn dadurch weder die öffentliche Sicherheit gefährdet noch die Rechte anderer Gruppen oder Personen verletzt werde. Darüber hinaus hätten Schändungen und Zerstörungen von Gebetsstätten und religiösen Stätten sowie auch gewalttätige Angriffe auf religiöse Führer in letzter Zeit zugenommen. Sie seien "in erschreckendem Maße häufiger geworden".

Zensur hemmt Verkündigung
Nicht weniger besorgniserregend ist laut dem Vatikan-Vertreter die "subtilere und heimtückischere" Diskriminierung von Gläubigen in einigen Ländern, die oft hinter der "Fassade von Toleranz" und infolge eines "falschen Verständnisses von Integration" geschehe. Zunehmend schränkten Zensurmaßnahmen die Möglichkeit ein, eigene Überzeugungen öffentlich und politisch zu äußern, "häufig unter dem Vorwand, die Empfindlichkeiten anderer nicht zu verletzen". Dies schade dem gesunden Dialog und dem öffentlichen Diskurs, sowie in Folge auch dem Grundrecht auf Religionsfreiheit und der Gedanken- und Gewissensfreiheit.

Gewalt und Diskriminierung gegen Christen sowie Einschränkungen der Religionsfreiheit seien jedoch auch in vielen Ländern auf dem Vormarsch, in denen Christen keine Minderheit sind, sagte der Nuntius unter Bezugnahme auf Zitate von Papst Franziskus. Die Regierungen stünden in der Pflicht, Religionsfreiheit zu schützen. Jeder Mensch müsse in einer mit dem Gemeinwohl zu vereinbarenden Weise die Möglichkeit haben, "nach seinem Gewissen zu handeln, auch im öffentlichen Bereich und bei der Ausübung seines Glaubensbekenntnisses", so Nwachukwu.

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Foto: Zerstörte Kirche, (C) Kirche in Not


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