Wir wollen nur Dein Geld – Jesus ist kein Thema!

12. Jänner 2023 in Kommentar


Eh alles nicht so schlimm, eh alles so „stabil“ – Schluss mit den Beschwichtigungserklärungen nach kirchlichen Horroraustrittszahlen – Ein Kommentar von Roland Noé zu den österreichischen Kirchenaustrittszahlen


Linz-Wien (kath.net/rn)
Es ist ja eh alles nicht so schlimm, es ist alles so schön „stabil“. Jedes Jahr werden in Österreich unmittelbar nach den Horrorzahlen der Kirchenaustritte binnen Minuten dann via KAP die „Erklärungen“ von Kirchenbeamten, Generalvikare, Bischöfe usw. nachgeschickt, mit denen der Öffentlichkeit erklärt wird, dass eh alles nicht so schlimm ist. Nach der Lektüre fragt man sich dann oft, in welchem Paralleluniversum gewisse Kirchenbeamte leben.

So meinte der Wiener Generalvikar Nikolaus Krasa, dass in einem Jahr voller Unsicherheiten und mit außerordentlichem Spardruck haben "nur" zwei Prozent der Katholiken die Kirche verlassen haben. "Das freut uns – und wir sind den 98 Prozent Katholiken sehr dankbar, die ihrer Kirche die Treue gehalten haben…“

Fakt ist, dass es 2022 die zweithöchste Austrittszahl der vergangenen Jahre gab, die Kirche in Österreich z.B. mit der Impfpolitik durchaus sich auch ein gewaltiges Eigentor geschossen hat. Das traut man sich nicht zuzugeben. Man möge in St. Pölten bei Bischof Alois Schwarz nachfragen, der vor einigen Monaten diese kirchliche Einseitigkeit (Stichwort „Impfung im Stephansdom“, siehe Link) durchaus kritisiert hat, oder auch in Innsbruck beim dortigen „Impf-Bischof“ Hermann Glettler.

Lustig sind auch die Ausreden bzw. Erklärungen aus Vorarlberg. Dort möchte der Feldkircher Pastoralamtsleiter Martin Fenkart das „Nahversorgungsangebot“ stärken. Aja, welches denn, den Verkauf von Obst oder Gemüse oder vielleicht doch das Jesus-Angebot? Von Jesus spricht Fenkart nicht, es geht ums liebe Geld. Denn die Seelenheil und die Message, dass nur Jesus rettet, ist für die Menschen bei den meisten Pastoralamtsleitern der österreichischen Diözesen leider kaum ein Thema.

Und der Kirchenbeamte stellt dann in den Raum, dass die Austritte durch die polarisierende Impf- und Corona-Debatte, die Berichte zur Missbrauchsaufarbeitung in der benachbarten Erzdiözese München und den Ausbruch des Kriegs in der Ukraine verursacht seien. Natürlich, weil Russland die Ukraine überfallen hat, treten in Österreich die Menschen aus der Kirche aus. Für wie dumm will man uns bitte verkaufen?

Kein Thema ist übrigens in den Erklärungen über den gewaltigen Einbruch bei den Messbesuchern während der Covid-Pandemie. Für diese Zahlen tragen die Bischöfe durchaus auch Mitverantwortung. Wer völlig unkritisch die staatlichen Covid-Maßnahmen einfach immer wieder übernommen hat und wochenlang Gläubige aktiv von den Messen ausgeschlossen hat, der darf sich später nicht wundern, dass Gläubige einfach dann gar nicht mehr kommen. Für diese Katholikenvertreibung tragen Bischöfe eine Mitverantwortung.

Aber sei es drum. Das größte Problem ist, dass früher nur mehr 10 Prozent, jetzt vielleicht noch 5 Prozent der Katholiken noch zur Messe gehen und damit zeigen, dass Gott auch noch ein Thema ist. Denn diesen Eindruck vermitteln die Bischöfe nur bedingt. In Österreich bekommt man jedes Jahr mindestens einmal Post von der Kirche, manchmal auch zwei- oder dreimal oder noch öfters, je nachdem. Nein, in den Briefen geht es aber nicht um Jesus oder um die eigentliche Message der Kirche. Es geht ums Geld und sonst nichts. Zahl deine Kirchensteuer, dann geben wir ‚a Ruh‘ und wir werden Dich auch nicht mehr weiter belästigen. Diese Botschaft wird vermittelt, mit Wissen und Unterstützung der Bischöfe: Wir wollen nur Dein Geld, Deine Seele ist uns egal. Wie tragisch. Doch solange die Bistümer weiterhin auf diese falsche Karte setzen und das eigentliche zentrale Thema vernachlässigen, werden die Bischöfe und ihre Beamte weiterhin jedes Jahr nur Konkursverwalter sein und nicht mehr und dann uns auch weiterhin uns jedes Jahr frohlockend erklären, dass es nicht so schlimm ist, wenn wieder 2 Prozent der Katholiken ausgetreten sind. Doch dieses Märchen glaubt schon länger kein Katholik mehr in Österreich.

"Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes". Wer einmal die Chance hat, in Atlanta in den USA das fantastische "World of Coca-Cola"-Museum zu besichtigen, weiß, mit welcher Leidenschaft z.b. Coca Cola sein Produkt vermarktet, mit unglaublicher Professionalität, mit Leidenschaft und Hingabe und es geht von A bis Z nur um eines: um Coca Cola. Und was machen unsere Bischöfe, was machen unsere Kirchenvertreter? Sie betreiben nicht nur schlechtes Marketing, sie reden kaum auch mehr vom Hauptprodukt "Jesus". Solange sich hier nichts ändert, werden die Menschen auch weiterhin in Scharen die Kirchen verlassen, denn eine Kirche, die sich an den Zeitgeist anbiedert, ist für Katholiken einfach uninteressant. Da gibt es bessere Alternativen.

Rod Dreher schreibt in seinem Buch „Die Benedikt-Option“: „Wenn die heutigen Kirchen das neue dunkle Zeitalter überleben wollen, müssen sie aufhören, ‚normal zu sein‘. Wir werden eine tiefere Hingabe an unseren Glauben entwickeln müssen, und wir werden das in einer Weise tun müssen, die in den Augen der Zeitgenossen sonderbar erscheint. Indem wir die Vergangenheit neu entdecken, den Sinn für Liturgie und Askese zurückgewinnen, unser Leben auf die kirchliche Gemeinschaft ausrichten und die kirchliche Disziplin festigen, werden wir, mit Gottes Gnade, wieder zu den eigenartigen Leuten werden, die wir immer hätten sein sollen.“


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