Indien: Gewalt gegen Christen und kirchliche Einrichtungen hält an

10. Jänner 2023 in Weltkirche


Nach pogromartigen Angriffen im Dezember zerstörte am Montag ein Mob aus 2.000 Personen eine Pfarre im Bundesstaat Chhattisgarh


Neu-Delhi (kath.net/KAP) Wiederholte gewalttätige Angriffe auf Christen und kirchliche Einrichtungen gibt es im zentralindischen Bundesstaat Chhattisgarh. Wie das Portal "Matters India" berichtet, wurde am Montag eine katholische Pfarre im Bezirk Narayanpur von einem Mob verwüstet. Erst vor wenigen Wochen wurden in derselben Region und im Nachbarbezirk Kondagaon bei einer konzertierten Aktion radikaler Hindu-Nationalisten 33 Dörfer angegriffen und dabei die dort lebenden christlichen Adivasi - so werden die Ureinwohner der Region genannt - aus ihren Häusern vertrieben. Ein aktueller Bericht nennt als Ursache Bestrebungen einer gewaltsamen Bekehrung zum Hinduismus und sieht die Christen vor Ort in akuter Gefahr.

Augenzeugen zufolge waren am Montag hunderte mit Stöcken und Steinen bewaffnete Menschen in das Areal der Kirche der zur Diözese Jagdalpur gehörenden Bezirkshauptstadt Narayanpur eingedrungen, warfen Steine auf die Herz-Jesu-Kirche und brachen das Haupttor auf, um die gesamte Inneneinrichtung einschließlich des Altarkreuzes zu zerstören. Auch eine Mariengrotte auf dem Gelände der Kirche wurde zerstört. Von der vor 50 Jahren errichteten Kirche, die vor fünf Jahren renoviert wurde, sei nichts mehr übrig, wird der Gemeindepfarrer P. Jomon TD von "Matters India" zitiert.

Laut dem zuständigen Diözesanbischof von Jagdalpur, Joseph Kollamparambil, sind derzeit weitere Angriffe auf kirchliche Einrichtungen in der Region absehbar. Auch der Erzbischof von Chhattisgarhs Hauptstadt Raipur, Victor Henry Thakur, äußerte sich. Er verurteilte den Vandalenakt, forderte eine Verfolgung der Täter und appellierte dazu an den zuständigen Chief Minister des Bundesstaats Chhattisgarh, Bhupesh Baghel. Die Situation der öffentlichen Ordnung in Narayanpur habe sich dramatisch verschlechtert, da Christen laufend angegriffen und attackiert würden, so der Erzbischof.

Angaben der "Hindustan Times" und der "Times of India" (Montagabend) zufolge waren an dem Mob mehr als 2.000 Menschen beteiligt, und es habe unter den einschreitenden Polizisten zehn Verletzte gegeben, darunter auch der Chef der Polizei, der infolge einer Kopfverletzung im Spital versorgt werden musste. Seinen Ausgang genommen habe der Vandalenakt beim Treffen einer radikal-hinduistischen Bewegung, die gegen den Übertritt von Stammesangehörigen zu anderen Glaubensrichtungen wie insbesondere zum Christentum und zum Islam auftritt. Behauptet wird, diese Übertritte fänden unter Zwang statt, was von den betroffenen Glaubensgemeinschaften jedoch vehement zurückgewiesen wird.

Morddrohungen und gewaltsame Bekehrungen

Denselben Hintergrund hatten bereits im Dezember gezielte Angriffe gegen 18 Dörfer im Bezirk Narayanpur sowie gegen 15 Dörfer im Nachbarbezirk Kondagaon, bei denen etwa 1.000 christliche Adivasi aus ihrer Heimat vertrieben wurden. "Die Vertriebenen wurden aufgefordert, ihren christlichen Glauben aufzugeben und zur Hindu-Religion zu konvertieren, andernfalls drohte man ihnen, sie müssten ihr Dorf verlassen oder mit schlimmen Konsequenzen einschließlich des Todes rechnen", heißt es in einem Untersuchungsbericht, der am 29. Dezember vom indischen "Centre for Study of Society and Secularism" in Zusammenarbeit u.a. mit dem "All India Peoples Forum", der "All India Lawyers Association for Justice", dem "United Christian Forum" vorgelegt wurde. Der Bericht beruht auf Angaben der Vertriebenen, von Augenzeugen und der Polizei.

Viele christliche Adivasi seien laut dem Bericht bei der Gewaltwelle zwischen 9. und 18. Dezember schwer angegriffen und mit Stöcken verprügelt worden. Mehr als zwei Dutzend Menschen mussten mit Verletzungen wie Knochenbrüchen ins Krankenhaus. Es gebe eine "organisierte Kampagne, um christliche Adivasi gewaltsam zur Hindu-Religion zu bekehren", seien bei den Angriffen doch auch gewaltsame Bekehrungen zum Hinduismus vorgenommen worden, hält der Bericht fest. Dabei seien Angehörige christlicher Familien - unter ihnen auch Menschen mit Behinderungen sowie schwangere Frauen - in Hindu-Tempel gezerrt, gewaltsam mit Wasser besprengt und nach einigen Ritualen zu Hindu erklärt worden, zudem habe man den Familien die Bibeln weggenommen.

Auf schon Monate zuvor ausgesprochene Drohungen, dass es zu diesen Gräueltaten kommen werde, hätten die Verwaltungsbehörden nicht reagiert, kritisieren die Autoren des Untersuchungsberichts. Gefordert wird eine Verfolgung der Täter, Hilfen zur Ermöglichung der Rückkehr der Vertriebenen sowie eine Untersuchung der Vorfälle durch den Obersten Gerichtshof Indiens.

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