Weihnachten und Anti – Weihnachten

26. Dezember 2022 in Kommentar


Und auch den Hirten Kirche fliegt ein „Fürchte Dich!“ um die Ohren. Und sie fürchten sich. Funktionäre haben die Strukturen der Kirche okkupiert und drohen. „Fürchte Dich! - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Der erste Satz, den ein Engel in der Begegnung mit einem Menschen spricht, ist: „Fürchte Dich nicht!“. Das zeigt zweierlei, zum einen ist die menschliche Natur nicht so ohne weiteres auf die Begegnung mit einem Engel ausgelegt, zum anderen ist ein Engel keine Gestalt, vor der man sich fürchten sollte. Biblisch ist eine Begegnung mit einem Engel immer eine Begegnung mit Gott selber. So sehr verbindet sich der Engel mit dem Willen Gottes, dass der Mensch quasi einen Blick in den Himmel wirft. Das kann einen schon erschrecken, denn Gott übersteigt unser Denken so weit, dass ein Erschrecken vielleicht sogar eine angemessene Reaktion ist. Dennoch sagt uns Gott immer wieder: „Fürchte Dich nicht!“

Auch die Hirten es hörten zuerst „Fürchtet Euch nicht!“ Das ist noch vor der Geburtsankündigung und vor dem Gloria die allererste Weihnachtsbotschaft. Nicht nur vor dem Engel, sondern auch vor dem Christkind sollen wir uns nicht fürchten. Mit anderen Worten sagte uns genau dies ein großer Heiliger. Papst Johannes Paul II. begann sein Pontifikat mit dem Zuruf: „Non abbiate paura!“ – „Habt keine Angst!“ Keine Angst Christus die Pforten in unser Leben, in unser Land und in unsere Zeit zu öffnen. Weihnachten, das ist nichts anderes als die Forderung, keine Angst zu haben, für Christus die Tür zu öffnen.

Doch gerade erst mussten wir drei Jahre lang – und es ist noch nicht vorbei – erleben, wie uns genau das Gegenteil befohlen wurde: „Habt Angst!“, „Fürchtet Euch!“ Der Grund war eine Epidemie, die um die ganze Welt ging. Unisono verfolgten die Staaten der Welt – von wenigen Ausnahmen abgesehen – eine Politik der Angst. Und sie ergriffen Maßnahmen der Angst. Einschränkungen der Freiheit in einem Ausmaß, dass es einen Menschen sehr wohl erschrecken kann. Menschen durfte ihre Wohnungen nicht verlassen, Berufsverbote wurden erlassen, Bildung eingeschränkt bis unmöglich gemacht. Das soziale Leben kam zum Erliegen. Der Katalog ist lang. Den Menschen wurde Angst gemacht und sie bekamen Angst. Die Angst ist bei einigen so groß, dass sie bis heute ihr Haus nicht verlassen können, ohne eine Gesichtsmaske anzulegen. Im Kern ist das Angst vor dem Mitmenschen.

Als Folgen der Angst zeigen sich nach und nach alle Folgen, die Angst nach sich zieht. Eine Zunahme an depressiven Verstimmungen, sozialer Rückzug in vielen Bereichen, der bis zur Verwahrlosung geht und neben vielen anderen schädlichen Folgen auch eine dramatische Zunahme der Suizidalität besonders bei jungen Menschen. Das ist Anti- Weihnachten! Ein großes Drama ist, dass die Kirche bei diesem Spiel mitgespielt hat. Während Heilige wie Damian de Veuster mitten unter die Aussätzigen gingen, schloss die Kirche unserer Tage sich ein und verbannte die Gläubigen vor den Livestream, zwang ihnen umstrittene 2G oder 3G- Maßnahmen auf, betrieb Ausgrenzung, verbot das Singen, verstümmelte die Liturgie und vieles mehr. Die Folge zeigt sich jetzt in einem Zusammenbrechen der kirchlichen Sonntagspraxis. Der Besuch der Christmetten war überschaubar.

Auch andere Kräfte arbeiten mit der Angst. Die oft noch jugendlichen Vordenker der sogenannten Klimaschutzbewegung setzen die Angst sehr bewusst ein. „I want you to panic!“, lautet die Botschaft. Es wirkt. Zahlreiche junge Menschen sind erfüllt von der Angst, dass ihr Leben keine Zukunft mehr hat. Das Bildungsdesaster fördert diese Angst noch. Die Furcht als solche ist real und muss ernst genommen werden, aber insofern sie hingegen irrational ist, muss ihr mit Aufklärung und Wecken von Mut abgeholfen werden. „Fürchtet Euch nicht!“ Wenn es ein Problem gibt, sucht nach innovativen Lösungen! Wie werden die jugendlichen Klimakleber später über ihre heutigen Handlungen denken, wenn sie 60 oder 70 Jahre alt sind? Sie leben dann vielleicht mit irreparablen Schäden an der Haut der Hände und das sind vielleicht nicht die schlimmsten Schäden.

Dass das Karbonzeitalter enden muss und dass Windmühlen und Sonnensegel sicher nicht die Zukunft der Energiewirtschaft sein können, kann man mit wenig Nachdenken herausfinden. Tatsächlich könnten wir uns an einem Kipppunkt befinden, an dem sich entscheidet, ob es weiteren technologischen Fortschritt mit weiterer Verbesserung der Lebensqualität gibt oder ob wir technologisch zurückfallen. Letzteres ist sehr wahrscheinlich, denn kultureller Rückgang bedeutete in der Vergangenheit immer auch einen technologischen Rückgang. Diese Angst der jungen Menschen, eine Anti – Weihnacht der besonderen Art, führt zudem in einen Zukunftsnihilismus, der den Menschen selbst zu null macht. Um des Klimas Willen keine Kinder zu kriegen, ist geradezu der Gipfel dieser Anti – Weihnacht. Gerade das ist eine Botschaft von Weihnachten: Ein Kind bedeutet Zukunft. Immer! Das zu verneinen ist ein Verneinen des Lebens selbst.

Unsere Kultur verneint die Botschaft von Weihnachten auf vielen Ebenen. Auch das Töten der Kinder vor ihrer Geburt ist eine anti-weihnachtliche Kultur des Todes. Und wieder ist es die Angst, die Furcht. Menschen sagen einer Mutter: „Fürchte Dich!“ Dein Kind wird Deine berufliche Zukunft vernichten, Dein Kind wird Dich arm machen, Dein Kind wird Dich sozial isolieren… „Fürchte Dein Kind! Töte, was Du fürchtest!“ Das ist Anti- Weihnachten. Und es ist eine Schande, dass die Hirten der Kirche hier keine größere Klarheit an den Tag legen. Wer unsere Gesellschaft und unsere Kultur betrachtet, wird leicht feststellen, wie konträr zur Botschaft der Weihnacht wir längst geworden sind.

Und auch den Hirten Kirche fliegt ein „Fürchte Dich!“ um die Ohren. Und sie fürchten sich. Funktionäre haben die Strukturen der Kirche okkupiert und drohen. „Fürchte Dich! Stimmst Du unseren Reformplänen nicht zu, vernichten wir Dich!“ Manche der Hirten haben sich an die Spitze der Bewegung gestellt und stimmen ein in den Chor: „Fürchte Dich! Willst Du nicht in den Medien gejagt werden, willst Du nicht unter permanentem Druck stehen! Fürchte Dich!“ Statt zur Krippe geht der Hirte unsere Tage an die Fleischtöpfe der Welt. Der Glaube der Kirche, den an Weihnachten ein kleines Kind in der Krippe Mensch werden lässt, wird verraten für eine Illusion. Doch wer glaubt die Welt besänftigen zu können, ihr irgendwann genug zu Willen gewesen zu sein, genug Reformen umgesetzt zu haben, genug vom Glauben der Kirche gestrichen zu haben, der wird unmittelbar wieder die Stimme der Welt hören: „Fürchte Dich!“ Die Anti – Weihnacht ist in der Welt, denn sie ist von der Welt und sie ist im Kern nichts anderes als die Urversuchung des Menschen, sich vor Gott zu fürchten.

Darum sagt jeder Engel zuerst die Worte, die auch die Weihnacht einläuteten: „Fürchte Dich nicht!“. Es war das Wirken des Heiligen Geistes, Papst Johannes Paul II. diese Worte in den Mund zu legen: „Non abbiate paura! Aprite, anzi, spalancate le porte a Cristo!“ – „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“

Das und nichts anderes bedeutet Weihnachten: „Fürchtet Euch nicht!“


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