„Es ist klar, dass die Dinge im Fall von Father Pavone einfach nicht zusammenpassen“

21. Dezember 2022 in Prolife


US-Journalist Hall: Kirchliches Vorgehen gegen Prolife-Priester wirft große Fragen auf – Weder versehentliche Nutzung eines Kraftausdrucks noch ein zu beerdigendes abgetriebenes Baby auf einem ungeweihten Aushilfsaltar rechtfertigen eine Laisierung


Rom (kath.net/pl) Warum wurde der katholische US-Priester Frank Pavone (Link) von Kardinal Lazzaro You Heung Sik, Präfekt des Dikasteriums für den Klerus, gemäß Schreiben vom 9.11.2022 laisiert? Das Dekret, das den US-Bischöfen in einem Schreiben des Apostolischen Nuntius in den Vereinigten Staaten, Erzbischof Christophe Pierre, vom 13. Dezember mitgeteilt wurde, schließt jede Möglichkeit der Berufung aus, schildern Shannon Mullen, Kelsey Wicks in ihrem Beitrag in der Catholic News Agency (CNA). Als Gründe seien genannt: wegen „blasphemischer Kommunikation in den sozialen Medien“ und „anhaltendem Ungehorsam gegenüber rechtmäßigen Anweisungen seines Diözesanbischofs“ wurde Pavone aus dem Priesteramt entfernt. Die beiden Journalisten stellen weiter fest,  der Fall werfe „eine Menge noch unbeantworteter Fragen auf. Darunter: Was sind die spezifischen kanonischen Verbrechen, deren Pavone angeklagt wurde? Und wann und wie wurde ihm mitgeteilt, dass er kein Priester mehr ist? Pavone seinerseits behauptet, dass er keine vorherige Benachrichtigung über die Aktion des Vatikans erhalten habe, bis er am 17. Dezember von CNA kontaktiert wurde – ist das plausibel?“

Kirchenrechtler Pfr. Gerald E. Murray (Holy Family Church/New York City) erläutert auf Anfrage von CNA: „normalerweise liegt es in der Verantwortung des Diözesanbischofs“, Vorwürfe wegen ‚blasphemischer Kommunikation in den sozialen Medien‘ und ‚anhaltendem Ungehorsam gegenüber rechtmäßigen Anweisungen seines Diözesanbischofs‘ zu untersuchen“. Stelle der Diözesanbischof fest, dass sich ein Priester tatsächlich schuldig gemacht habe, müsse er die Angelegenheit an den Heiligen Stuhl verweisen. Allerdings „sieht der Kodex des Kanonischen Rechts nicht vor, dass die möglichen Strafen für diese beiden Straftaten die Entlassung aus dem geistlichen Stand beinhalten.“ Obendrein könne in so einem Fall auch das Dikasterium für den Klerus kein Strafmaß verhängen, gegen das „keine Berufung möglich“ ist, vielmehr könne dies nur der Papst. Weiterhin, so erinnert Kirchenrechtler Murray, steht Pavones Aussage im Raum, er sei nicht ordnungsgemäß über seine Laisierung informiert worden, sondern habe die auf den 9.11. datierte Entscheidung erst am 17.12. durch Anfrage der Catholic News Agency erfahren, „es wäre interessant zu wissen, ob und wann Father Pavone eine Kopie des Dekrets erhalten hat“. Murray erläutert weiter: Da Blasphemie und Ungehorsam gemäß CIC „nicht mit der Entlassung aus dem geistlichen Stand bestraft“ werden, „erwarten Priester, die solcher Taten für schuldig befunden werden, vermutlich nicht, eine solche Strafe zu erhalten. Wenn sie zum ersten Mal solcher kanonischen Vergehen beschuldigt werden, wird es wahrscheinlich Streit darüber geben, ob ihre Taten tatsächlich Blasphemie oder Ungehorsam darstellen. Da der Heilige Stuhl beschlossen hat, diese Strafe zu verhängen, die über das hinausgeht, was im Kodex des kanonischen Rechts vorgesehen ist, wäre es die Pflicht des Diözesanbischofs und des Heiligen Stuhls gewesen, Father Pavone zu warnen, dass ihm im Falle eines Schuldspruchs eine solche Strafe drohen würde, die über die Bestimmungen des Kodex hinausgeht.“

US-Journalist Kennedy Hall schreibt in „LifeSiteNews“ über ein Video, das Father Pavone 2016 erstellt hatte mit der Absicht, Katholiken zur Wahl von des Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu motivieren und das ihn anscheinend mit dem Leichnam eines abgetriebenen Babys auf einem Altar zeigt: „Bischof Zureck nannte das … eine ‚Altarentweihung‘“, allerdings könne es sich bei einem Tisch, der manchmal zur Messfeier werdet wird, nicht um eine „Entweihung“ handeln, da es genau sind, hat er nichts entweiht. Außerdem wurde das Baby Father Pavone übergeben, um eine angemessene Beerdigung für die arme abgetriebene Seele durchzuführen. Meine Güte, wir sprechen von einem Priester, dem der abgetriebene Leichnam eines toten Kindes zur würdevollen Bestattung gegeben wurde, und wir befürchten, dass er mit seinem herzlichen Appell, diesen Wahnsinn zu stoppen, das Ziel verfehlt haben könnte? Was läuft falsch in der Hierarchie der Kirche, dass viele sich mehr Sorgen darüber machen, dass Father Pavone etwas Geschmackloses getan hat und nicht, dass ihm wegen des Verbrechens der Abtreibung ein buchstäblich totes Baby gegeben wurde? Wenn ich ehrlich bin: wenn mir jemand ein abgetriebenes Baby übergeben hätte, weiß ich nicht, ob ich so ruhig und gemessen gehandelt hätte wie Father Pavone. Außerdem wird das berüchtigte Video nicht einmal als Ursache für seine Laisierung aufgeführt“.

Journalist Hall stellt weiter fest, dass Pavone zwar offenbar keine Berufung gegen diese Entscheidung einlegen könne, aber immerhin könne „ein zukünftiger Papst die Entscheidung rückgängig machen, da es sich nicht um einen unfehlbaren Akt des Glaubens und der Moral handelt“. „Es ist klar, dass die Dinge im Fall Father Pavone einfach nicht zusammenpassen. Würde ich zum Wetten neigen, würde ich sagen, dass die liberale Hierarchie eine der mächtigsten Stimmen in der katholischen Pro-Life-Bewegung in Amerika verfolgt hat, um ein Exempel an ihr zu statuieren.“ Hall fügt an: „Ich gehe davon aus, dass dies einen Präzedenzfall geschaffen hat und dass Father Pavone der erste von vielen sein wird.“

Vollends merkwürdig wird die Laisierung, wenn man sich die Mühe macht, den Namen „Pavone“ in die Suchfunktion auf der Seite der US-amerikanischen katholischen Bischofskonferenz einzugeben. Man erhält vier Treffer. Nach dem umstrittenen Video Pavones aus dem Jahr 2016 zählte er in den Jahren 2018 und 2019 zu den ganz offiziellen Unterzeichnern von Briefen der USCCB zu Prolife-Themen an den damals amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. „Father Frank Pavone, Nationaldirektor der Priester für das Leben“, steht unter diesen Briefen ganz offiziell zu lesen. Offenbar waren zu dieser Zeit noch keine Grundsatzfragen an der Ehrbarkeit von Father Pavone und seinem Engagement für den Lebensschutz bzw. Grundsatzfragen an seiner Bereitschaft zum kirchlichen Gehorsam aufgekommen, trotz einiger offizieller Einwände, bsp. 2014 von Kardinal Thimothy Dolan. Gleichzeitig liegt noch keine Pressenotiz o.ä. der US-Bischöfe zur Causa Pavone vor. Das Schreiben des Apostolischen Nuntius Christophe Pierre ist auf der Seite der Diözese Amarillo mit Datum 19.12.2 veröffentlicht (siehe Link).

 

VIDEO: Aktuelles INTERVIEW mit P. Frank Pavone


© 2022 www.kath.net