‚Wenn die Abtreibung nicht aufhört, hören wir auch nicht auf!’

18. November 2022 in Prolife


Jonathon Van Maren analysiert warum die Referenden in fünf US-Bundesstaaten Mehrheiten gegen den Lebensschutz erhalten haben.


Washington D.C. (kath.net/jg)

Bei den US-Wahlen am 8. November haben fünf Bundesstaaten Referenden über Abtreibungsfragen abgehalten. Alle Referenden sind zu Gunsten der Abtreibungsbefürworter ausgegangen. Der Autor und Lebensschützer Jonathon Van Maren hat die Situation in den USA für das Magazin First Things analysiert.

Nach der Aufhebung des Urteils „Roe v. Wade“ durch den Obersten Gerichtshof können die US-Bundesstaaten die Abtreibung gesetzlich einschränken oder verbieten. Die Abtreibungsbefürworter in den USA gehen jetzt auf dieselbe Weise vor wie die Pro-Abtreibungsbewegung in Irland, der es 2018 gelungen ist, die Abtreibung zu legalisieren, schreibt Van Maren.

Die Wähler könnten grob in drei Gruppen eingeteilt werden: die überzeugten Lebensschützer, die überzeugten Abtreibungsbefürworter und die zwischen diesen beiden befindliche „weiche Mitte“, welche die Anliegen der Abtreibungsbewegung als zu extrem empfindet, aber Abtreibungen unter bestimmten Bedingungen befürwortet. Die Aktivisten beider Seiten müssen bei Volksabstimmungen versuchen, diese Gruppe auf ihre Seite zu bringen. Die Abtreibungsbewegung habe dabei signifikante Vorteile, schreibt Van Maren.

Zum ersten hätten die Abtreibungsbefürworter die Medien auf ihrer Seite. So habe es etwa beim Abtreibungsreferendum in Irland keine Rolle gespielt, dass mehrere Untersuchungen zu dem Ergebnis gekommen seien, dass Savita Halappanavar nicht gestorben sei weil ihr eine Abtreibung verweigert worden ist. Entscheidend sei gewesen, dass die Medien ein einfaches, schlagkräftiges Narrativ geschaffen hatten: Das Abtreibungsverbot in der irischen Verfassung sei für den Tod einer jungen Frau verantwortlich. Den Medien gelang es, die Wähler davon zu überzeugen, dass Frauen sterben, wenn das Abtreibungsverbot nicht aufgehoben wird. Die Abtreibungsbewegung musste nicht Abtreibung auf Verlangen verkaufen. Es reichte, die Wähler in der Mitte davon zu überzeugen, das Lebensschutzgesetze Frauen töten.

Das gleiche Narrativ habe bei den US-Wahlen 2022 funktioniert. Zahllose Berichte in Zeitungen und Nachrichten sowie die Werbeeinschaltungen in den Medien hätten den Wählern die Botschaft vermittelt, dass sie für legale Abtreibung stimmen müssen – sonst würden Frauen sterben.

Lebensschützer hätten diese Behauptung widerlegt, hätten dafür aber nicht dieselbe Aufmerksamkeit der Medien erhalten. Im Gegenteil, die Medien hätten diesen Erklärungen häufig direkt widersprochen. Es gelte auch hier das Sprichwort: Wenn Du in der Politik etwas erklären musst, hast Du schon verloren. Die Lebensschützer seien ständig zum Erklären gezwungen worden. Ihre komplexeren Antworten hätten gegen die einfache, von den Medien geförderte Pro-Abtreibungs-Botschaft keine Chance gehabt.

Die finanzielle Unterstützung der Pro-Abtreibungsbewegung sei weit größer gewesen als die der Lebensschutzbewegung. Das habe für Irland 2018 ebenso gegolten wie für die USA 2022. In Michigan habe die Organisation Reproductive Freedom for All mehr als 40 Millionen US-Dollar an Spenden erhalten und mindestens 22,5 Millionen für Wahlwerbung ausgegeben. Die Lebensschützer hätten nur 16,9 Millionen US-Dollar zur Verfügung gehabt.

Die Lebensschützer hätten die stärkere Basisbewegung gehabt, um die Wähler direkt anzusprechen. Aber sowohl in Irland als auch in den USA hätte dies nicht ausgereicht, um die Wirkung der Werbung der Pro-Abtreibungsbewegung auszugleichen, die von jedem Bildschirm gekommen sei. Die großen Technologiekonzerne wie Google hätten Einfluss genommen, um den Lebensschützern die Verbreitung ihrer Botschaft schwerer zu machen.

Van Maren hat zwei Vorschläge für die Lebensschutzbewegung. Sie müsse erstens ihre Botschaft vereinfachen. Das wirksamste Argument seien Bilder von Abtreibungen. Umfragen hätten gezeigt, dass die Bilder einen starken Einfluss auf die Einstellung zur Abtreibung hätten. Sie würden das Thema vom abstrakten Bereich der „Gesundheitsversorgung“ lösen und die Wirklichkeit der Abtreibung zeigen. „Wenn wir den Menschen nicht zeigen was Abtreibung ist, können sie nicht verstehen, was auf dem Spiel steht“, schreibt Van Maren wörtlich.

Die Lebensschutzbewegung müsse zweitens die Vorteile, welche die direkte Demokratie derzeit der Pro-Abtreibungsbewegung biete, verringern. Zwar seien die Referenden im November für den Lebensschutz negativ ausgegangen, es gebe aber auch positive Signale. So hätten Gouverneure, die Lebensschutzgesetze unterstützt hätten, deutliche Siege errungen. Nicht wenige Bundesstaaten hätten Gesetze zum Schutz der Ungeborenen verabschiedet, die zu einem Rückgang der Abtreibungszahlen geführt hätten.

Abschließend zitiert er eine Lebensschützerin aus Michigan: „Heute trauern wir. Aber morgen gehen wir wieder an die Arbeit. Wir müssen jetzt alle Anwälte der Ungeborenen werden. Wir werden jetzt mehr als je zuvor gebraucht. Wenn die Abtreibung nicht aufhört, hören wir auch nicht auf.“

 


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