"Diese Flüchtlingskrise wird größer als 2015".

1. November 2022 in Deutschland


Migrationsforscher Gerald Knaus: Terror gegen Zivilisten und Zerstörung der Infrastruktur in der Ukraine sollen eine neue Flüchtlingsbewegung in Gang setzen. Klares Ziels des Kremls. Erinnert an die Blockade von West-Berlin unter Stalin


Berlin (kath.net)
"Diese Flüchtlingskrise wird größer als 2015". Putins Angriffe auf die Ukraine stürzen die EU in eine historische Flüchtlingskrise. Zusammen mit den Menschen, die über die Balkanroute einreisen, stehe Deutschland diesen Winter vor einer einzigartigen humanitären Herausforderung. Das erklärt der öst. Migrationsforscher Gerald Knaus in einem Interview mit NTV. Knaus verweist darauf, dass diese Flüchtlingspolitik ein klares Ziel des Kremls sei und dies auch wochenalang im russischen Fernsehen als Strategie diskutiert wurde. Der Terror gegen Zivilisten und Zerstörung der Infrastruktur und Energieversorgung sollen eine neue Flüchtlingsbewegung in Gang setzen.

Die humanitäre Krise erinnere ihn seit Februar an die Blockade von West-Berlin unter Stalin, die anschließend zur Berliner Luftbrücke geführt habe. Für Knaus entstehe derzeit ein humanitärer Ausnahmezustand, den es in Europa seit den 1940er Jahren nicht mehr gegeben habe. Tatsächlich haben 2022 bislang schon mehr Menschen in Deutschland Schutz gesucht als im Rekordjahr 2015. "Die Krise liegt nicht hinter uns, sie könnte sich nochmal drastisch verschärfen." Die beste Fluchtursachenbekämpfung sei daher, dass man die Ukraine finanziell und militärisch unterstütze. Polen aber auch Tschechien haben laut Knaus bislang pro Kopf dreimal mehr Ukrainer aufgenommen als Deutschland. Der Migrationsforscher schlägt auch vor, dass man für den Wiederaufbau der Infrastruktur in der Ukraine schon jetzt die eingefrorenen russischen Zentralbankdevisen konfiszieren und dafür verwende, damit es in der Ukraine nicht zu einer Hyperinflation komme.

Jetzt gehe es darum, dass die Ukraine den Winter überstehe.  Bei Zurückeroberung von weiterem Territorium dürften im Frühjahr sehr viele Ukrainer zurückkehren können. Dieser Winter werde aber laut Knaus eine "einzigartige humanitäre Herausforderung". "Es wird ein Test. Putin setzt darauf, dass die Europäer ihn nicht bestehen. Er hat sich aber zuvor schon in der EU getäuscht, auch in Deutschland. Wir müssen zeigen, dass er sich wieder täuscht.", betont der Migrationsforscher.


© 2022 www.kath.net