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Seligsprechungsgottesdienst mit dem Papst in Rom
Rom (kath.net/pst-essen)
Andächtige Stille herrschte auf dem Petersplatz in Rom, als der Essener Bischof Dr. Hubert Luthe während des Seligsprechungsgottesdienstes dem Papst und den anwesenden Gläubigen den Journalisten und Märtyrer Nikolaus Groß vorstellte. Von ihm könnten wir lernen, so der Bischof, “dass der Mensch nur in der gläubigen Verbindung mit Gott Halt finden kann. Von ihm können wir uns ermahnen, ermutigen und belehren lassen, was Glauben, was Bekennen und was Zeugnis geben heißt – bis in den Tod.” Und unter dem Beifall von mehreren tausend Pilgern auf dem Petersplatz spricht Papst Johannes Paul II. die Formel, mit der Nikolaus Groß “zur Ehre der Altäre” erhoben wird. Das Gedächtnis des seligen Nikolaus Groß soll, wie der Papst bekannt gab, “künftig am 23. Januar an den hierfür vorgesehenen Orten gefeiert werden”.
In seiner Ansprache richtete der Papst den Blick auf den seligen Nikolaus Groß, den Journalisten und Familienvater aus dem Ruhrgebiet. Mit Scharfsinn habe Groß erkannt, dass sich die nationalisozialistische Ideologie nicht mit dem christlichen Glauben verbinden lasse. Er habe mutig zur Feder gegriffen, um ein “Plädoyer für die Würde des Menschen abzulegen”. Nikolaus Groß habe seine Frau und Kinder sehr geliebt. Aber nicht einmal das innige Band zu seiner eigenen Familie habe es ihm erlaubt, “sich vom Bekenntnis zu Christus und seiner Kirche zurück zu ziehen”.
In Konzelebration mit dem Papst feierten Priester aus dem Bistum Essen den Gottesdienst: Bischof Dr. Hubert Luthe und die Weihbischöfe Franz Grave und Franz Vorrath, Generalvikar Dieter Schümmelfeder, Prälat Dr. Gerd Lohaus, Pfarrer Eberhard Stute aus St. Mauritius, Hattingen-Niederwenigern (Taufkirche von Nikolaus Groß), und Prälat Albert Kaußen.
Aus dem Wortlaut der Papstanspracheim Seligsprechunsgottesdienst für Nikolaus Großam Sonntag, 7. Oktober 2001, auf dem Petersplatz in Rom:
Die beiden neuen Seligen aus Deutschland führen uns in eine dunkle Zeit des 20. Jahrhunderts. Unser Blick richtet sich auf den seligen Nikolaus Groß, den Journalisten und Familienvater. Mit Scharfsinn erkannte er, dass sich die nationalsozialistische Ideologie nicht mit dem christlichen Glauben verbinden lässt. Mutig griff er zur Feder, um ein Plädoyer für die Würde des Menschen abzulegen.
Nikolaus Groß hat seine Frau und Kinder sehr geliebt. Aber nicht einmal das innige Band zu seiner eigenen Familie erlaubte es ihm, sich vom Bekenntnis zu Christus und seiner Kirche zurück zu ziehen. Ihm war klar: "Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie wollen wir dann vor Gott und unserem Volk einmal bestehen!"
Für diese Überzeugung musste er an den Galgen. Doch dafür öffnete sich ihm der Himmel. Im seligen Märtyrer Nikolaus Groß verwirklicht sich, was der Prophet vorausgesgt hat: "Der Gerechte bleibt wegen seiner Treue am Leben" (Hab 1,4).
Kurzbiografie Nikolaus Großgesprochen von Bischof Dr. Hubert Luthe,Essen,beim Seligsprechungsgottesdienst am 7. Oktober 2001
Nikolaus Groß, am 30. September 1898 in Niederwenigern an der Ruhr geboren, wird zunächst, was dort viele werden: Bergmann. Jede freie Minute nutzt er zur Fortbildung. Bald ist er Gewerkschaftssekretär. Seine unermüdliche Einsatzbereitschaft, sein unbestechlicher Gerechtigkeitssinn und vor allem sein Einfühlungsvermögen in die Nöte und Belastungen der Arbeiter verschaffen ihm schnell Respekt und Anerkennung. Der Glaube hilft ihm über Misserfolg und Rückschläge hinweg. Seine Frau und seine sieben Kinder sind ihm Lebensglück.
Realistisch und sicher sieht er die Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus. Die Leser und Leserinnen der “Westdeutschen Arbeiter-Zeitung”, deren Schriftleiter er ist, warnt er offen vor ihm. Nachdem Hitler an der Macht ist, wird er vorsichtiger. Zitate aus Hirtenbriefen und bekannten Werken der Weltliteratur helfen ihm, seine Abneigung gegen ein gott- und menschenverachtendes politisches System zum Ausdruck zu bringen. Für ihn gilt, dass man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen. Immer stärker wird er in die Widerstandsbewegung einbezogen. Dass dies lebensgefährlich ist, weiß Nikolaus Groß. Auf die Gefahr angesprochen, antwortet er unmissverständlich: “Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie wollen wir dann vor Gott und unserem Volke einmal bestehen?” Seine Aktivität im Widerstand macht ihn zum Feind der Machthaber und bringt ihm am 23. Januar 1945 den gewaltsamen Tod. Zum Abschied schreibt er seiner Familie: “Fürchtet nicht, dass angesichts des Todes großer Sturm und Unruhe in mir sei. Ich habe3 täglich immer wieder um die Kraft und die Gnade gebeten, dass der Herr mich und Euch stark mache, alles geduldig und ergeben auf uns zu nehmen, was er für uns bestimmt oder zugelassen. Und ich spüre, wie es durch das Gebet in mir still und friedlich geworden ist.”
So kann nur einer sprechen, der sich in Gottes Nähe geborgen weiß. Von ihm lernen wir, dass der Mensch nur in der gläubigen Verbindung mit Gott Halt finden kann. Von ihm können wir uns ermahnen, ermutigen und belehren lassen, was Glauben, was Bekennen und was Zeugnis geben heißt – bis in den Tod.
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