Bätzing’scher Starrsinn

7. Oktober 2022 in Kommentar


Es geht in Deutschland nicht um eine Wiederbelebung des Glaubens, wie Papst Franziskus die fordert, sondern um einen Rückschritt und einen Erhalt der Kirche als Serviceagentur - BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt


Regensburg (kath.net)

Nachdem bei der letzten Synodalversammlung erneut Worte gefallen sind wie Blockierer, Fortschrittsfeinde, Dunkelmänner, Täterorganisation, missbrauchsgebeugte Kirche und Verweigerer der Missbrauchsaufarbeitung, um all diejenigen zu brandmarken, die den Forderungenkatalog vom Vorsitzenden der deutschen Bischöfe, Bischof Georg Bätzing, und seinen Anhägern nicht unterzeichnen wollen, ist Zeit für Klartext: Die eigentliche Starrsinnigkeit, die Bätzing den so genannten Konservativen vorwirft, legt gerade er selbst an den Tag.

Allein der Vorwurf, bestimmte Menschen wollten keine Reformen, ist falsch. Es ist ein Narrativ, eine rhetorische und infame Unterstellung, die aber Köpfe und Herzen der Menschen erobern soll, um Bätzings eigenem Vorhaben eine besondere Legitimität zu geben. Richtig ist: Bätzings Forderungen sind alles andere als legitim; der Bätzing’sche Starrsinn opfert die dogmatische und sakramentale Identität der Kirche sowie die Identität ihrer Lehre. Bätzing will die Kirche konstitutiv als Betreuungskirche und Serviceunternehmen erhalten, die die Christen systematisch zu Konsumenten erzieht statt ihnen zu helfen, zu echten und selbstständigen Jüngern des Herrn heranzureifen.

Das ist nicht fortschrittlich, sondern rückwärtsgewandt, verschleppt man damit doch nur Probleme des letzten Jahrhunderts und erhebt Forderungen, die keine Kraft haben, Menschen mit Christus in Verbindung zu bringen — sondern nur das Potenzial, in ihnen ein egozentrisches und hedonistisches Denken zu etablieren.  Eine Kirche darf nicht aus sicher heraus glänzen wollen, sondern muss Christus leuchten lassen und als eschatologisches Zeichen die Botschaft Christi vom kommenden Reich widerstrahlen.

Papst Franziskus hatte bereits klargestellt, dass die „Wiederbelebung des Glaubens“ über die Wiederbelebung eines neuen sakramentalen Sinns des Lebens des Menschen und der christlichen Existenz führt. Und er hat auf das Zweite Vatikanische Konzil als „neue Lektüre des Evangeliums im Licht der zeitgenössischen Kultur“ verwiesen, das eine Bewegung der Erneuerung ausgelöst habe, die aus dem Evangelium selbst kommt — nicht aus dem Menschen.

Echte Erneuerung kann also nicht liberal, sondern muss radikal sein in den Sinn, dass sie sich rückbesinnt auf ihre Wurzeln (radix). Mit ein bisschen facelifiting, also institutionell-strukturellen Reformen allein und ohne Hingabe an Christus hängt die Kirche in der Luft und wird hin- und hergeweht vom Wind der Zeit.

Heißt: Wir brauchen eine „semper reformanda“ der Kirche in Sinne einer Rückbesinnung auf Jesus Christus, eine Erneuerung dem Evangelium und im Geist Gottes. So eine Erneuerung wird sich auch auf die soziale Kultur der Kirche auswirken; sie zerstört aber den Kern nicht, sondern kommt aber aus ihm hervor und wirkt von dort nach außen. Was wir so genannten Fortschrittsverweigerer wünschen, ist also kein Stillstand — den will Bätzing —, sondern die wahren tiefgreifende Reformen.

Insofern ist nicht Bätzings „Reform oder Stillstand?“ die richtige Frage, sondern die Frage ist, welche Reformen wir brauchen; was kann, muss und darf Kirche im Licht des Evangeliums ändern? Nicht jede Veränderung ist eine Reform. Ohne den Heiligen Geist und das (unverfälschte) Evangelium ist jede Veränderung Menschenwerk und Windhauch und trägt das Potenzial der Kernspaltung in sich.

Leider passiert genau das auf dem Synodalen Weg. Er ist höchst selbstreferentiell, die Ziele sind von Anfang an festgesteckt, werden vehement verfolgt und sollen im Eiltempo in die Praxis umgesetzt werden. Hier gibt es weder Raum für den Heiligen Geist noch geht es ernsthaft um Jesus und die Kreuzesnachfolge, um das persönliche Zeugnis, die Schönheit und Herausforderung des Glaubens, und das Abenteuer des gelebten ungezähmten Evangeliums, das immer noch Suchende anzieht und begeistert. Hier sollen menschliche Glanzleistungen triumphieren und in einem Machtgerangel Mitspracherechte erhoben werden bis hin zur Abschaffung des Episkopats. Ein freier Austausch von Argumenten war zu keiner Zeit möglich noch gewollt. Das gemeinsame Suchen wurde mit dem Hinweis abgeblockt, es brauche den Druck, den Konflikt und den „Bruch“, damit die geplanten Veränderungen in der Kirche endlich durchgeboxt werden können. Eine um sich kreisende Kirche hat der Papst als „krank“ bezeichnet. So eine kranke Kirche hat nicht nur keine Zukunft und überfordert heillos sich selbst; Sie ist im besten Sinne Heil-los.

Papst Franziskus hat den deutschen Synodalen mehrfach die Leviten gelesen. Doch sie haben nicht gehört, Bätzing hat nicht gehört. Er hat auf niemandem gehört, sondern nur immer beschwichtigt oder die „Gegenseite“ angegriffen und mit boshaften verbalen Etiketten verziert.

Die Früchte: ein Stapel heidnischer Synodal-Papiere, ein Bruch mit dem Lehramt, das schmutzige Schisma, eine enorme Selbstüberschätzung und ein Ummodeln der Kirche in eine Parlamentarische Institution mit — allenfalls rudimentärem — christlichem Zuckerguss. Und einer Menge Funktionäre oder Staatskleriker.

Wenn das so weitergeht, wird die Erneuerung der katholischen Kirche in Deutschland zur Deutschen Nationalkirche mit der totalen Veränderung ihrer DNA sowie dem Eingriff in ihre Sakramentalität und den apostolischen Glauben nicht als geistgewirkte Reform in die Geschichte eingehen, sondern als die Kirche deformierende Reform im Geiste Bischof Bätzings.


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