Papst: Verteidigung ist ein Akt der Liebe für das Vaterland

16. September 2022 in Aktuelles


Franziskus auf Rückflug von Kasachstan nach Rom: "Waffenlieferungen in die Ukraine, sei eine politische Entscheidung. Diese könne moralisch akzeptabel sein, wenn sie unter moralischen Bedingungen getroffen werde. Davon gebe es viele."


Nur Sultan/Rom (kath.net/KAP) Papst Franziskus sieht das Recht auf Verteidigung als Akt der Liebe für das Vaterland. "Wer etwas nicht verteidigt, liebt es auch nicht, wer verteidigt, liebt", sagte das Kirchenoberhaupt am Donnerstag auf dem Rückflug von seiner Kasachstan-Reise vor den mitreisenden Journalisten. Zugleich sagte er, gefragt nach möglichen Waffenlieferungen in die Ukraine, dies sei eine politische Entscheidung.

Diese könne moralisch akzeptabel sein, wenn sie unter moralischen Bedingungen getroffen werde. Davon gebe es viele. "Aber sie kann unmoralisch sein, wenn sie gemacht wird, um mehr Krieg zu provozieren, um Waffen zu verkaufen oder um Waffen loszuwerden, die nicht mehr gebraucht werden." Letztlich sei die Motivation entscheidend mit Blick auf die Moralität einer solchen Handlung.

Es sei zudem richtig, über die Frage des "gerechten Krieges" nachzudenken, so Franziskus weiter. Es gebe derzeit viele Kriege, nicht nur den Krieg in der Ukraine, sondern auch in Aserbaidschan oder seit mehr als einem Jahrzehnt den Krieg in Syrien. Ebenfalls nannte der Papst die Minderheit der Rohingya in Südostasien, die "wie Staatenlose herumirrten". "Wir sind im weltweiten Krieg", beklagte Franziskus. Und manchmal scheine es, als ob unnütz sei, wer nicht Krieg führe. Aber letztlich bleibe der Frieden immer größer als der Krieg.

Wie der Papst weiter sagte, sei ihm auch der Dialog mit allen Kriegsparteien wichtig. "Ich schließe den Dialog mit einer Macht, die Krieg führt nicht aus, auch wenn es der Angreifer ist", sagte der Papst, ohne Russlands Angriff auf die Ukraine explizit zu nennen. Es bestehe immer die Möglichkeit, dass der Dialog den Verlauf der Dinge ändere. Dass er neue Perspektiven und neue Überlegungen eröffne.

Er könne nachvollziehen, dass es schwierig sei, einen Dialog zu verstehen, der mit Ländern geführt werde, die Krieg angezettelt hätten. "Das stinkt, aber wir müssen es machen". Es sei am Ende immer ein Schritt nach vorne, in Richtung Frieden. Wenn es den Dialog nicht gebe, gebe es Ignoranz oder Krieg. Denn oft sei fehlendes Wissen mitverantwortlich für den Ausbruch eines Krieges.

Papst Franziskus hatte in der kasachischen Hauptstadt am VII. Kongress der Führer der Weltreligionen teilgenommen. Ein ursprünglich geplantes Treffen mit dem Moskauer Patriarchen, Kyrill I., scheiterte an dem Nicht-Kommen des Patriarchen. Franziskus tauschte sich indes mit dem Chef der russischen Delegation, Metropolit Antonij, aus. Dieser erklärte nach dem Gespräch, dass die russisch-orthodoxe Kirche weiterhin ein Treffen der beiden Kirchenoberhäupter für wichtig und erstrebenswert halte.

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