Äbtissin Reemts: „Ich war entsetzt von der Feindseligkeit vieler Beiträge“ beim Synodalen Weg

12. September 2022 in Aktuelles


Benediktiner-Theologin: „Ich weiß, dass viele meinen Blog als gegen diese Veranstaltung gerichtet verstehen, obwohl ich hier zum allerersten Mal den Begriff ‚Synodaler Weg‘ verwende.“


Mariendonk (kath.net/pl) „Gestern habe ich hin und wieder in die Beratungen in Frankfurt hineingehört und war entsetzt von der Feindseligkeit vieler Beiträge. Herr, wohin führst Du Deine Kirche?“ Das schrieb die Mariendonker Äbtissin und profilierte Theologin Dr. Christiana Reemts OSB während der Tage der 4. Vollversammlung des umstrittenen „Synodalen Wegs“ in Frankfurt a.M. Sie hatte offenbar Teile der Diskussionen via Livestream verfolgt. Auf ihrem Blog auf der Website der Benediktinerinnen-Abtei Mariendonk führte sie weiter aus, dass sie da am nächsten Tag, während sie die Messe mitfeierte, den „nicht gerade erhebenden, aber doch alles etwas relativierenden Gedanke“ gehabt habe, ob es überhaupt eine Rolle spiele, wie in Frankfurt die Abstimmungsergebnisse seien? „Natürlich spielt es eine Rolle, denn wie abgestimmt wird, offenbart, wie die Mehrheit denkt. Aber in anderer Hinsicht ist es völlig egal, denn der Synodale Weg hat keine Macht, irgendetwas anzuordnen oder zu verbieten. Das bedeutet: Auch wenn alle Texte an der Sperrminorität scheitern würden, würde die Mehrzahl (auch der Bischöfe) weitermachen wie bisher und versuchen ihr Veränderungsprogramm durchzusetzen. Und auf der anderen Seite: Auch wenn ein Text mit Zweidrittelmehrheit der Bischöfe angenommen wird, kann ein Bischof, dessen Gewissen es ihm verbietet, Ja zu sagen, die Beschlüsse nicht umsetzen. Egal, was also in diesen Tagen geredet wird: Es wird in Passau, Eichstädt oder Regensburg wohl auch in Zukunft keine Regenbogenfahnen geben, in unserem Bistum dagegen schon...“ Ihre Benediktinerinnen-Abtei befindet sich im Bereich des Bistums Aachen. Sie glaube, merkt die Benediktinerin an: „Nur Christus kann uns neu und auf Wegen, die wir im Moment nicht erahnen, in die Einheit führen. Bitten wir ihn darum!“

In einem ihrer früheren Blogbeiträge hatte sie zum Thema „Synodaler Weg“ kurz vor Beginn der 4. Vollversammlung notiert: „Ich weiß, dass viele meinen Blog als gegen diese Veranstaltung gerichtet verstehen, obwohl ich hier zum allerersten Mal den Begriff ‚Synodaler Weg‘ verwende. Es ist wohl der Inhalt meiner Texte, der diesen Eindruck nahelegt. Ich bin aber überhaupt nicht gegen Synodalität, sondern sehe ebenfalls in unserer Kirche eine Fülle von Fragen, die dringend besprochen werden müssen.“ Allerdings würden ihr „die Schwerpunkte, die der Synodale Weg bis jetzt setzt“, Sorgen bereiten. Sie wünschte sich für die Vollversammlung, „dass die Synodalen das Evangelium vom letzten Sonntag intensiv meditiert haben (Lk 14,25-33), denn in ihm geht es um die Maßstäbe. Das Wichtigste scheint mir ‚hinter Jesus hergehen‘ (V.27) zu sein, denn er ist der Herr der Kirche, der bestimmt, wo es langgeht.“ Eigens wies sie darauf hin, dass „jede Form von Mißbrauch“ ein „Abfall von dieser Nachfolge“ sei, „an dem nicht nur die Täter schuld sind, sondern wir alle ‚drum herum‘. Darauf müssen wir mit Umkehr und Buße antworten. All das, was jetzt ans Licht gekommen ist, macht uns ganz klein und zeigt uns, wie wenig wir Katholiken diejenigen sind, die alles (besser) wissen. Aber wir haben einen, der uns führt, an ihn halten wir uns. Wenn das nicht mehr gilt, d.h. wenn nicht mehr das Wort Gottes die Norm ist, nach der in der Kirche entschieden wird, dann sind wir nur noch ein skurriler Haufen, der der Gesamtgesellschaft hinterherläuft, ohne sie jemals einzuholen.“

Dr. Christiana Reemts OSB (siehe Link) ist seit 2005 die Äbtissin der im Bistum Aachen liegenden Abtei Mariendonk. Sie hat unter anderem Arbeiten zu den Kirchenvätern veröffentlicht. Mariendonker Ordensfrauen arbeiten seit 1990 an den „Fontes christiani“, einer zweisprachigen Ausgabe der Kirchenväter, mit, außerdem bei der Edition der Vetus Latina und dem Novum Testamentum Patristicum.

Foto: Symbolbild 


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