Lackner bei Maria-Namen-Feier: Gebet um Frieden nötiger denn je

12. September 2022 in Spirituelles


Glaubensfest im Jubiläumsjahr der Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft


Wien (kath.net/KAP) Das Gebet um den Frieden in der Welt ist angesichts eines Kriegs in Europa dringend nötig: Das hat der Salzburger Erzbischof Franz Lackner bei der Maria-Namen-Feier am Sonntagnachmittag im Wiener Stephansdom betont. Seit 75 Jahren bete die Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft bereits um "Frieden unter den Völkern und in den Herzen der Menschen", nun sei man "einem Weltkrieg näher als wir wahrhaben wollen". Die Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft (RSK), die die große Glaubensfeier jedes Jahr organisiert, feiert in diesem Jahr ihr 75-Jahr-Jubiläum. Die traditionsreiche Maria-Namen-Feier steht heuer unter dem Motto "Dank - Gebet - Aufbruch". Am Samstag feierte Kardinal Christoph Schönborn den Gottesdienst mit der RSK-Gemeinschaft, er ist wie Lackner Schirmherr des RSK.

Kritik übte der Salzburger Erzbischof an der Auffassung, "ein Recht auf ein glückliches Leben" zu haben. Gleichzeitig stellte er eine gesellschaftliche Müdigkeit in puncto der Hoffnung auf Erlösung und Auferstehung fest. Wenn das Leben dann nicht gelänge, seien meist die Institutionen schuld; hier habe die Pandemie und der Versuch ihrer Bewältigung einiges geoffenbart, mahnte Lackner. Als konkretes Beispiel nannte er zudem den assistierten Selbstmord, gegen den er sich bereits mehrmals ausgesprochen hatte. Denn auch wenn die Meinung, dass der Tod einem selbst gehöre und niemanden etwas angehe, teils vorherrsche, sei auch der Prozess des Sterbens und der Tod selbst "das Herzstück unseres Glaubens".

Lackner berichtete in seiner Predigt auch von seinem Besuch im ukrainischen Lemberg Anfang Juli, wo er viele Kinderheime, Flüchtlingslager und Kirchen besucht hatte. Er schilderte dabei die Trauer einer Mutter um ihren im Krieg gefallenen Sohn sowie die Hoffnungslosigkeit angesichts des Leides und eines sinnlosen Kriegs. Der Glaube an die Auferstehung und Gott könne in Zeiten einer solchen Verzweiflung und Trauer helfen, so der Erzbischof.

Figl: Religiosität statt Krisenstimmung

An beiden Tagen hatte der Bezirksvorsteher Wien-Innere Stadt, Markus Figl (ÖVP), zu Beginn der Feier religiöse Gemeinschaften ermutigt, den Menschen "das Mehr im Leben" zu zeigen. In Zeiten der Gesundheits-, Natur- und Politikkrisen seien es Gemeinschaften, wie die RSK, die Anreize geben könnten, Religion statt Krise und Religiosität statt Krisenstimmung zu fördern. Die RSK sei damit eine Plattform des gemeinsamen Aufbruchs sowie für Frieden und Gemeinschaft.

Jubiläumsjahr 2022

Die RSK - die vor 75 Jahren unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs gegründet wurde - begeht das Jahr 2022 als Jubiläumsjahr. Eröffnet wurde es von Erzbischof Lackner im Rahmen einer Pontifikalfeier am 5. Jänner in der Wiener Franziskanerkirche. Weitere Höhepunkte waren ein Festgottesdienst mit Franziskaner-Provinzial P. Fritz Wenigwieser am 2. Februar, dem Hochfest Mariä Lichtmess, an dem die Gebetsgemeinschaft für den Frieden 1947 durch den Franziskanerpater Petrus Pavlicek gegründet wurde sowie eine Fatimafeier mit Domdekan Rudolf Prokschi am 13. Mai.

Abgeschlossen wird das Jubiläumsjahr mit zwei Gottesdiensten im Dezember 2022: Am 14. Dezember wird der 40. Todestag von P. Petrus Pavlicek unter der Leitung des Geistlichen Assistenten der RSK, P. Benno Mikocki, gefeiert. Am 18. Dezember werde das Jubiläumsjahr schließlich mit einer Pontifikalfeier, der Kardinal Schönborn vorstehen wird, beschlossen.

Historische Bezüge

Die Wiener Maria-Namen-Feier geht ursprünglich aus der Dankesfeier für die Befreiung der österreichischen Hauptstadt von der Türkengefahr hervor und hat sich in den vergangenen 70 Jahren zu einem Friedensgebet gewandelt, das jährlich begangen wird. Dabei hat besonders die Prozession, die vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie durch die Wiener Innenstadt führte, historische Bezüge: Als sich die vereinigten christlichen Heere gegen die zweite Wiener Türkenbelagerung formierten, wurde die Schutzmantelmadonna vorangetragen.

Die Prozession erinnert auch an die großen Bittumzüge über den Wiener Ring, die die 1947 vom Franziskanerpater Petrus Pavlicek (1902-1982) gegründete Rosenkranz-Sühnekreuzzug-Gebetsgemeinschaft organisierte und dabei zum Gebet für die Freiheit des nach dem Krieg besetzten Landes aufrief. Ab 1958 war die Wiener Stadthalle Veranstaltungsort für die Tausenden Mitfeiernden, sowie schließlich ab 2011 der Stephansdom. Die RSK umfasst heute rund 700.000 Mitglieder in mehr als 130 Ländern und gibt die Zeitschrift "Betendes Gottesvolk" heraus.

Das Fest der Namensgebung der Jungfrau Maria wurde von Papst Innozenz XI (1676-1689) zu Ehren des heiligen Namens der Mutter Jesu festgesetzt. Papst Pius X verlegte es dann auf den "Siegestag" der Schlacht auf dem Wiener Kahlenberg während der Türkenbelagerung von 1683, den 12. September. Als das Fest wegen der Doppelung zum Fest Mariä Geburt am 8. September aus dem katholischen Festkalender gestrichen wurde, blieb es in Österreich wegen der historischen Verwurzelung weiterhin bestehen. (Infos: https://www.rsk-ma.at)

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Archivfoto Erzbischof Lackner (c) kathpress/Henning Klingen


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