Die Irrtümer des Genderwahns

2. September 2022 in Kommentar


Von Innen zerfressen - Kirche auf dem Weg in die Gnosis - Bei der nächsten Synodalversammlung soll offenbar auch das Thema Gendersprache auf der Tagesordnung erscheinen. BeneDicta am Freitag von Dorothea Schmidt


Regensburg (kath.net)

Nächste Woche tagt die Synodalversammlung zum 4. Mal. Das Thema Gendersprache soll dort auch auf der Tagesordnung erscheinen. Das war zumindest der Plan. Wenn nicht, sollte man ein Veto einlegen. Denn ohne vorherige Absprache wird die Gendersprache in den Texten bereits verwendet. Das ist mainstream, aber nicht katholisch, wie sich eigentlich der gesamte Synodale Weg kaum noch katholisch nennen sollte. Denn die geplante Demokratisierung der Kirche bedeutet, sich von Christus und vom Evangelium zu entfernen, Christus gewissermaßen zu entthronen. Der Schweizer Theologie Martin Grichting hat neulich erst davon gesprochen, dass demokratische Strukturen die Substanz des Christentums angreifen würden.

Mehr noch: Er sprach von einer Ideologie des Reformprozesses, da nicht mehr der sich selbst offenbarende Gott, das Evangelium und die kirchliche Überlieferung maßgebend seien für die Kirche, „sondern die zeitgenössische, postchristliche Weltanschauung“.

Und dazu gehört ganz wesentlich die Gender-Sprache. Das Thema wird zwar kontrovers diskutiert, aber wie generell bei Gender und LGBTQ-Themen, regiert eine Minderheit im Promillebereich die ganze Welt, auch die Kirche. Dabei hat eine Ideologie gerade in der Kirche nullkommanichts zu suchen.

Ideologien, so lehrt uns die Geschichte, bauen auf Lügen und Utopien der Welt auf und lassen jede Orientierung vermissen, weil sie sich in jede Richtung interpretieren und umbiegen lassen, bei gleichzeitiger Manipulation und Terrorisierung der Menschen. Das Christentum dagegen baut auf einer Botschaft auf, die ewig gültig und immer wahr und heilsam für den Menschen ist. Die Kirche sollte also, statt sich in Ideologien zu verrennen, vielmehr davor warnen. Die Gendersprache ist hier der Anfang der kirchlich inkulturierten Ideologie.

Gender-Sprache stört nicht nur die Lesbarkeit (auch von den Synodaltexten), sie ist Linguisten zufolge schlichtweg falsch. Warum Feministinnen unter dem Vorwand von Geschlechtergerechtigkeit selbige einfordern, scheint vielen zu Recht rätselhaft und falsch, denn feministische Linguisten, Sprachkritiker und Synodale vermischen Genus und Sexus (das grammatische und natürliche Geschlecht) häufig in vielfältiger und mehrdeutiger Weise.

Maskulinum, Femininum und Neutrum bilden die drei Genus-Formen, die natürlichen/ biologischen Geschlechter sind männlich und weiblich. Das Genus wird übergeschlechtlich verwendet („der Herd“, „der Theologe“), während der Sexus in männlich und weiblich unterteilt.

Hiermit haben feministische Linguisten ein Problem. Manche behaupten, mit „der Theologe“ (generisches Maskulinum) würden nur Männer gemeint, und suggerieren damit, Frauen würden unterdrückt. Das ist aber eine Unterstellung und genauso falsch, als würde man sagen, dass mit „die Theologen“ (Plural und mit Artikel) nur Frauen gemeint wären, weil der Artikel „die" verwendet wird. Der Artikel drückt aber in dieser Verwendung den Sexus gar nicht aus. Den haben erst die Feministen in die Sprache eingeführt, um uns Ungerechtigkeiten vorzugaukeln, wo keine sind, und um im Namen der Gerechtigkeit ideologische Ziele noch vehementer zu verfolgen und durchzusetzen. 

Natürlich ist nicht zu leugnen, dass es Diskriminierung lange Zeit auch in der Kirche gegeben hat und in Teilen der Welt immer noch gibt bzw. sie in der Mentalität nachwirkt. Aber gerade deshalb darf man die wahren Charismen von Mann und Frau (auch in der Sprache) nicht konterkarieren und sie um die Verwirklichung ihrer Bestimmung bringen, indem man sie gegeneinander ausspielt bis hin zur Leugnung der Geschlechter. Das führt nur in die Gnosis und weg von der christlichen Anthropologie. Was wir brauchen, ist ein tiefes Verständnis und eine Annahme der Lehrverkündigung der Kirche, die auf den Schöpfungsberichten fußt, wie sie seit je her überliefert worden sind — und die nicht zeitgemäß eingegendert werden darf. Auch sprachlich nicht.

Oberbegriffe wie „der Theologe“ braucht die deutsche Sprache, weil sie gerade niemanden ausschließen will, auch die Intersexuellen nicht. Ohne solche Oberbegriffe könnten wir manche Sachverhalte überhaupt nicht in Worte fassen: „Frauen sind die vernünftigeren Autofahrer“. Hier Autofahrerinnen zu benutzen, wäre genauso Humbug wie es das Wort „Studierende“ ist. Niemand ist dauernd am Studieren.

Wenn es um Gerechtigkeit geht, sind sicher alle Frauen dafür, dass sie genauso bezahlt werden wie Männer. Aber hier hilft uns kein umständlicher „Gendersprech“. Der hat auch nichts mit Emanzipation und Gerechtigkeit zu tun, sondern mit Konfusion, Ungerechtigkeit und einer fehlgeleiteten Hybris. Steigt die Kirche auf diesen Zug mit auf, wird sie statt Orientierung nurmehr Verwirrung bringen. Und neue Probleme bei gleichzeitiger, bloß vermeintlicher Geschlechtergerechtigkeit.

Ein paar Beispiele: Wenn Transfrauen mit unseren Töchtern allein in der Umkleide sein dürfen, werden einem möglichen Missbrauch Tür und Tor geöffnet. Dergleichen hat sich leider schon ereignet. Männer können den Frauen die Quoten-Posten rauben, weil sie sich via Verwaltungsakt auch Frauen nennen dürfen. Bei Olympia dürfen sie innerhalb von Frauenteams an Wettkämpfen teilnehmen, obwohl sie ihnen körperlich überlegen sind aufgrund ihres höheren Testosteronspiegels und dem damit verbundenen muskulöserem Körperbaus. 

Jugendliche können in der Phase der Unsicherheit statt Hilfe eine Überweisung zur Geschlechtsumwandlung beantragen, deren Folgen sie dann ihr Leben lang alleine aus- und ertragen müssen, wenn sich herausstellt, dass eine operative und chemisch-hormonell getriggerte Umwandlung gar nicht die Lösung ihrer wahren Pubertäts-Probleme war. Und es kein Zurück gibt. Internationale Studien bezeugen eine sehr hohe Selbstmordrate in solchen Fällen.

Die Irrtümer dieses Genderwahns sind nicht von der Hand zu weisen. Statt als Kirche statt mit Ideologien zu liebäugeln oder sie gar in sich aufzunehmen bis sie die Kirche von innen her zerfrisst, sollten wir von vorn anfangen, uns mit neuem Eifer der christlichen Botschaft ausstrecken und sie verkündigen. Denn sie allein bringt Erlösung, Erfüllung und wahre Gerechtigkeit.


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