Kein Schisma nirgends

22. August 2022 in Kommentar


Doch eines ist bei all dem Grausen gewiss: Der gewöhnliche Katholik halte sich an den Katechismus, erfülle seine weltlichen und geistlichen Pflichten und bleibe der Lehre der Apostel treu - Der Montagskick von Peter Winnemöller


Linz (kath.net)

Immer virulenter wird die Frage, ob sich ein Teil der deutschen Diözesen auf dem Weg in ein Schisma befinden. Es gibt drei Formen der Spaltung in der Kirche. Da ist zunächst die Apostasie, diese bedeutet einen vollständigen Abfall vom gesamten überlieferten apostolischen Glauben. Der Apostat ist zwar durch die Taufe ein Glied der Kirche, verliert aber durch den Akt der Apostasie wesentlich die Teilhabe an den Gnadengaben der Kirche. Die zweite Form der Spaltung ist die Häresie, diese ist definiert als ein dauerhaftes Festhalten an einem Irrtum hinsichtlich eines oder mehrerer als sicher feststehenden Glaubensinhaltes. Die Abgrenzung zur Apostasie ist ein zumindest grundsätzliches Festhalten am Glauben der Kirche. Dennoch kann eine Häresie, so sie kirchlich festgestellt wird, Kirchenstrafen nach sich ziehen. Letztlich gibt es noch das Schisma, dieses ist definiert als eine Trennung in der Leitung der Kirche. Wer also die Autorität und Einheit des apostolischen Amtes bestreitet oder sich absichtlich davon trennt, ist Schismatiker. Sowohl Apostasie als auch Häresie und Schisma müssen von der kirchlichen Obrigkeit festgestellt werden. Darum kann derzeit niemand behaupten, einzelne Bischöfe, Priester oder ganze Diözesen in Deutschland seien im Schisma. Schisma ist, wenn Rom sagt, es ist ein Schisma. Bislang sind aus Rom lediglich Warnungen zu vernehmen.

Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop hatte am vergangenen Donnerstag erklärt, sie halte "diesen alten Begriff" des Schismas für "nicht hilfreich, um die massive Entfremdung" zahlreicher Katholiken "von der Amtskirche und ihrem Gottesdienst zu beschreiben". Es kommt selten vor, aber in der Tat, muss man hier einer Protagonistin des synodalen Weges von DBK und „ZdK“ zustimmen. Die massive Entfremdung einer so großen Anzahl von Katholiken ist in der Tat eher ein apostatisches Phänomen. Wenn überhaupt jemals bei den heute so entfremdeten katholisch getauften Kirchenmitgliedern der Glaube der Kirche eine volle innere Zustimmung gefunden hätte, müsste man von einer Massenapostasie reden. Das man nicht einmal davon ausgehen kann, hat einen sehr konkreten Grund: Zahlreiche Katholiken hatten in ihrem Leben nicht die Chance zu erlernen, was die Kirche wirklich glaubt und mithin nie die Chance, eine innere Zustimmung zum Glauben der Kirche zu gewinnen. Die sie über 50 Jahren vollkommen Abwesenheit von Katechese in Religionsunterricht und Sakramentenpastoral hat den schon vorher im Volk schwindenden Glauben in einen breiten religiösen Analphabetismus überführt.

Ein oberflächlicher Blick auf die zahlreichen Umfragen der jüngeren Zeit macht deutlich, wie groß die Differenz zwischen persönlichen Überzeugungen der Mehrheit der Kirchenmitglieder und dem, was die Kirche lehrt in Wirklichkeit ist. Allein der bei einer Mehrheit der Katholiken fehlende Glaube an die Auferstehung Christi zeigt doch, wie sehr im Kern die Menschen von der Kirche entfernt sind. Gerade einmal 28 Prozent der Katholiken glaubten einer Umfrage von 2019 zu Folge an die leibliche Auferstehung Jesu Christi. Tatsächlich ist der Begriff Schisma hier nicht zielführend. In 1 Kor 15,14 schreibt der Heilige Paulus: „Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos.“ Schauen wir uns die Verkündigung der Erfurter Dogmatikerin einmal an: "Kirchliche Lehren und Strukturen" seien "nicht vom Himmel gefallen", behauptet Knop. Das ist im Kern reine Polemik, denn natürlich ist Gott Mensch geworden und hat unter uns Menschen gelebt, um uns seine Lehre zu offenbaren. Also ist zwar in der Tat zwar nicht die Lehre und nicht die Struktur vom Himmel gefallen, aber sowohl das eine als auch das andere sind göttliche Offenbarung.

"Wenn sie sich in Glauben und Leben nicht mehr bewähren“, sagt Knop, und wir müssen wohl feststellen, dass sich der Glaube an die leibliche Auferstehung ganz und gar nicht bewährt hat, „müssen sie korrigiert werden“, fährt Knop fort. Dies begründet die Theologin damit, dass weder kirchliche Lehren noch kirchliche Strukturen ein Selbstzweck seien. Welchen Zweck Lehre und Struktur der Kirche haben, verschweigt sie allerdings. Das sei an dieser Stelle kurz nachgereicht: die Lehre und die Struktur der Kirche dienen dazu dem Menschen den Weg zum ewigen Heil zu ebnen. Dazu sind der Kirche die Schrift, die Sakramente und das apostolische Amt anvertraut.

Der Heilige Paulus fährt von 1 Kor 15,15 ff. fort: „Wir werden dann auch als falsche Zeugen Gottes entlarvt, weil wir im Widerspruch zu Gott das Zeugnis abgelegt haben. Er hat Christus auferweckt. Er hat ihn eben nicht auferweckt, wenn Tote nicht auferweckt werden. Denn wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren.“

Paulus bleibt beim Kernsatz des Glaubens, bei der leiblichen Auferstehung des Herrn. Er geht hier sogar soweit, sich selbst und alle, die mit ihm zu verkündigen als Halunken zu bezeichnen, sollten sie etwa falsches Zeugnis abgelegt haben. Wenn aber nun Paulus, wie er selber beschreibt, erleben muss, dass sich der Glaube an die Auferstehung einfach nicht bewährt, so müsste er, folgte er Julia Knop, seine Verkündigung korrigieren. Paulus hingegen bleibt stur.

Die Sturheit des Paulus und die seiner Nachfolger, all derer, die im apostolischen Dienst stur an der Wahrheit des Glaubens festhalten, haben wir zu verdanken, dass wir an die Auferstehung Christi glauben können. Können! Es ist in der Tat in allerletzter Konsequenz ein Willensakt der von uns verlangt wird. Ein Willensakt auch dort nötig, wo man uns den überlieferten Glauben nehmen und uns zu anderen Lehren, die den Ohren schmeicheln überreden möchte.

Tatsächlich, so muss man feststellen, steht der sogenannte synodale Weg im Verdacht, zahlreiche Häresien zu verbreiten. Bereits an seinen Wurzeln, in der selbst vorgenommenen Theologischen Grundlegung, dass nämlich die Zeichen der Zeit und der Glaubenssinn des Gottesvolkes (s.o. Glaube an die Auferstehung) Erkenntnisorte für die Theologie seien, ist vermutlich ein schwerer Glaubensirrtum. Katholiken kann man nur empfehlen, den sogenannten synodalen Weg von DBK und „ZdK“ in seiner Gesamtheit und in aller Entschiedenheit sowohl innerlich als auch im öffentlichen Zeugnis (d.h. im Gespräch mit anderen) entschieden abzulehnen und dessen Lehren mit aller Entschlossenheit als vermutliche Glaubensirrtümer zurückzuweisen. Plötzlich fällt auf, dass das ganze populistische Leugnen eines bislang gar nicht existenten Schisma einfach nur Blendwerk ist. Es soll davon ablenken, dass der synodale Weg seine Irrtümer ausbreiten und in der Kirche verankern will.

Wir sind als Katholiken in der glücklichen Lage, dass uns ein heiliger Papst als sein Erbe eine verbindliche und authentische Darstellung des Glaubens der Kirche vorgelegt hat. Niemand, kein Bischof, kein Theologe, kein Priester und erst recht keiner der umstrittenen Laienfunktionäre kann uns zwingen, eine andere Lehre anzunehmen, als sie uns im Katechismus der Katholischen Kirche als wahre Lehre zu glauben vorgelegt wurde. Mag also ein mehr oder weniger großer Teil des Kirchenvolkes in Apostasie gefallen sein – wir wissen es nicht, denn Gott allein schaut die Herzen der Menschen. Mag auch ein großer Teil von Episkopat und Klerus im Irrtum verharren – das festzustellen steht allein den kirchlichen Oberen zu. Mag sich längst ein Teil des Episkopats innerlich von der Einheit verabschiedet haben – allein der Papst kann ein Schisma feststellen. Das alles kann uns sehr belasten. Zugegeben, der Zustand der Kirche ein Deutschland gibt nicht erst seit gestern Anlass zur Sorge. Doch eines ist bei all dem Grausen gewiss: Der gewöhnliche Katholik halte sich an den Katechismus, erfülle seine weltlichen und geistlichen Pflichten und bleibe der Lehre der Apostel treu. Dann steht uns – mit Gottes Barmherzigkeit – der Weg ins ewige Leben offen.


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