Wenn der Glaube von Geboten und Regelungen entkoppelt wird, dann fehlt ihm etwas Essentielles

16. September 2022 in Jugend


Gott ist kein Gott, der den Menschen von Freude und Glück abhalten will, sondern er ist jener Gott, der die größte Freude für den Menschen ersehnt - Die Jugendkolumne von kath.net - Von Magdalena Preineder


Wien (kath.net)

Wenn ich auf Social Media unterwegs bin, begegne ich immer wieder Menschen, die ihren christlichen Glauben bekunden, diesen aber fernab von Religion praktizieren wollen. Religion und Kirche wird in den nächsten Sätzen dann meist mit einem Regelwerk und einem etwas-erfüllen-müssen-um-Gnade-zu-erhalten gleichgesetzt.

Ich halte diese „seien wir mal nicht so streng“ und „die zehn Gebote haben heute keine Relevanz mehr – ich nehme mir aus der Bibel nur mit was mir gefällt“-Mentalität für gefährlich. Ich denke wir vergessen viel zu oft, weshalb wir von Gott Regeln wie die zehn Gebote erhalten haben. Es geht nicht um ein „Gnade verdienen müssen“, es geht nicht um ein „erst geliebt werden wenn man etwas erfüllt hat“. Es geht um eine Ordnung zwischen Mensch und Mensch und zwischen Mensch und Gott – und wenn wir in die Welt blicken, sehen wir wie diese Ordnung immer mehr ins Wanken gerät oder gar mutwillig über Bord geworfen wird.  

Blicken wir einmal auf Adam und Eva. Sie essen von dem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse. Adam und Eva erkennen ihre eigene Nacktheit und wollen sich vor Gott verstecken – vor jenem Gott mit dem sie bis eben eine intime Beziehung hatten.

Was aber passiert nach dem Fall? Gott möchte verhindern, dass sie auch vom Baum des Lebens essen, damit sie nicht ewig leben. Man könnte sich nun wundern und fragen, weshalb oder ob das eine Strafe Gottes für den Ungehorsam ist. Man könnte aber auch ganz einfach auf die gegebene Tatsache blicken: Das Handeln Adam und Evas hat zur Folge, dass sie in der Gebrochenheit der Sünde mit all ihren Folgen stehen. Würden Adam und Eva ewig leben, so würden sie für immer in dieser Gebrochenheit leben müssen. In der Begrenzung ihres irdischen Lebens bewahrt Gott die beiden davor.

Trotz der Sünde des Menschen ist Gott noch der liebende und sorgende, wenngleich auch verletzter Vater. Gott ist kein Gott, der den Menschen von Freude und Glück abhalten will, sondern er ist jener Gott, der die größte Freude für den Menschen ersehnt.

Genau dafür haben wir die zehn Gebote erhalten. Genau dafür haben wir die Botschaft der Bibel erhalten. Genau dafür haben wir Sakramente wie die Beichte. Genau dafür stieg Christus ans Kreuz.

Gott möchte uns nicht einsperren und unser Leben erschweren, er möchte viel mehr eine Ordnung in unserem Zusammenleben mit unseren Mitmenschen und mit ihm schaffen. Er möchte uns einen Lebensraum schenken, in dem wir uns in Sicherheit und seiner Geborgenheit entfalten können. Das ist es, was meiner Meinung nach heute viel zu oft in Vergessenheit gerät.

Wenn der Glaube von der Kirche Christi entkoppelt wird, dann fehlt ihm etwas Essentielles. Ist die Kirche nicht jene Mutter, die uns an der Hand nimmt und den Weg zu Christus führt? Wie eine Mutter, die ihr Kind entlang der Straße an der Hand nimmt – die Wegweiser und Straßenschilder, denen die beiden begegnen, sind kein Hindernis, sondern viel mehr Hilfestellung um den rechten Weg zu erkennen und sich möglichst wenig zu verirren.  

Wenn der Glaube von Geboten und Regelungen entkoppelt wird, dann fehlt ihm etwas Essentielles. Sind es nicht gerade Gebote und Regelungen, die ein Bewusstsein für Recht und Unrecht schaffen? Ist es nicht die Bibel, das Wort Gottes, das uns unzählige Weisungen für das rechte Leben überliefert? Wer ist der Mensch, um zu sagen, dass jene Kirche, die Christus erbaut hat, die seine Weisungen übernommen hat, zu streng ist oder zu viel fordere?

Wer ist der Mensch zu sagen, er braucht nicht, was Gott ihm als Hilfestellung gibt? Zeigt die Menschheitsgeschichte nicht wie dringend wir Gott, sein Wort und all seine Hilfe brauchen? In diesem Sinne, lasst uns wieder das Bewusstsein schaffen, dass Gott uns nicht einsperrt, dass Gott uns nicht reglementiert, um uns Freude zu nehmen, sondern das er uns Wegweiser und Hinweisschilder schenkt, die uns helfen sollen um zur Freude und letztendlich zu einer Ewigkeit mit ihm zu gelangen – raus aus der Gebrochenheit der Sünde, rein in das ewige Leben.


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