Pater Kraschl: Warum die gültige Taufformel verwendet werden muss

3. August 2022 in Spirituelles


Frag den Theologen - Die Taufformel sollte nicht die Glaubenswahrheit verdunkeln, dass „wenn immer einer tauft, Christus selber tauft“.


Salzburg (kath.net/Antonius) kath.net übernimmt den Beitrag von Pater DDr. habil. Dominikus Kraschl OFM aus dem „Antonius“ in voller Länge und dankt der Zeitschrift der österreichischen Franziskaner für die freundliche Erlaubnis zur Weiterveröffentlichung.

Leserfrage: Mit Erstaunen entnahm ich Medienberichten, dass in den USA tausende Taufen ungültig seien, weil ein Diakon jahrelang statt der Formel «Ich taufe dich…» die Formulierung «Wir taufen dich…» gebraucht habe. Warum sind diese Taufen nicht gültig? Und warum können die Menschen, die die mit dieser Formel getauft wurden, die übrigen Sakramente nicht gültig empfangen? Anna G. (31), Bozen

Dominikus Kraschl ofm: Ja, die Kongregation für die Glaubenslehre erklärte am 6. August 2020, dass Taufen, die mit der Formel «Wir taufen dich…» gespendet werden, ungültig und daher nachzuholen seien. Wer nicht gültig getauft wurde, kann auch die übrigen Sakramente nicht gültig empfangen oder spenden: Die Taufe ist das Sakrament, durch das man der Kirche eingegliedert wird. Damit ist sie zugleich das Tor zu den übrigen Sakramenten, die der Auferbauung der Kirche dienen. Während das Wort Gottes sowohl Getauften als Nicht-Getauften verkündet wird, setzen die Sakramente den Glauben voraus und werden deshalb nur den Getauften gespendet.

Bei einer Reihe von Theologen rief die Antwort der Kongregation für die Glaubenslehre Unverständnis hervor. Ein Theologe der Universität Wien bezichtigte die Kongregation etwa der «Wortklauberei» und unterstellte ein «magisches Verständnis von Religion». Geltend wurde weiters, dass es darauf ankomme, im Sinne der Kirche zu handeln, nicht aber auf eine wortgetreue Rezitation. Das werde etwa daran deutlich, dass die katholische Kirche die Taufen der Ostkirchen anerkenne, obwohl diese nicht die Formel «Ich taufe dich...» gebrauchen, sondern die passive Formel «N. wird getauft…». Schließlich könnte man darauf verweisen, dass sich dem Neue Testament bezüglich der Taufformel keine eindeutigen Vorgaben entnehmen lassen. Neben der Taufe auf den dreieinen Gott findet man dort etwa auch die Taufe auf den Namen Jesu. Die in der katholischen Kirche heute gebräuchliche Taufformel «Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes» dürfte sich erst im Laufe der ersten Jahrhunderte durchgesetzt haben.

Christus tauft

Für die Entscheidung der Kongregation für die Glaubenslehre spricht, dass die Formel «Wir taufen dich…» oder gar «Wir taufen dich im Namen von Papa und Mama, des Paten, von Oma und Opa etc. …» den Glauben der Kirche nicht angemessen zum Ausdruck bringt. Die Kirche lehrt nämlich im Anschluss an den hl. Augustinus, dass «wenn immer einer tauft, Christus selber tauft» (II. Vatikanisches Konzil, SC Nr. 21). Der eigentlich Handelnde ist mithin weder der taufende Amtsträger noch die versammelte Gemeinde. Es ist vielmehr Christus, der uns im Sakrament begegnet, mit Vollmacht an uns handelt und seine Gnade in sichtbaren Zeichen vermittelt. Dem Taufspender kommt es kraft seines Amtes zu, Christus zu repräsentieren, der in und an seinem Leibe handelt. Die Formel «Ich taufe dich…» möchte diese Glaubenswirklichkeit zum Ausdruck bringen. Die Wir-Formel verdunkelt sie hingegen, indem sie den Eindruck eines bloßen Gemeinschaftsrituals erweckt.

Grenzen ausloten

Sicher kann man fragen, ob die Wir-Formel als derart mangelhaft angesehen werden muss, dass sie ungültige Taufen zur Folge hat. Dabei gilt es zu bedenken: Die gültige Spendung eines Sakraments ist in jedem Fall an eine Reihe von Bedingungen geknüpft. Die Gestalt der Sakramente, zu der Sprechakte und Zeichenhandlungen gehören, geht im Kern aber auf Christi vollmächtiges Handeln zurück. Es gibt mithin einen legitimen Gestaltungsspielraum, zugleich sind der Kirche aber auch Grenzen gesetzt. Dem Lehramt der Kirche obliegt es, diese Grenzen auszuloten und festzusetzen. In einigen Fällen fällt das leicht, in anderen weniger. Ja, es mag Grenzfälle geben, in denen pastorale Gesichtspunkte den Ausschlag geben. In ihrer Antwort erinnert die Kongregation jedenfalls zu Recht an den theologischen Grundsatz, dass «das Wesen der sakramentalen Handlung das treue Weitergeben des vom Herrn Empfangenen verlangt (vgl. 1 Kor 15,3).» Die Taufformel sollte nicht die Glaubenswahrheit verdunkeln, dass «wenn immer einer tauft, Christus selber tauft.»

Foto: Symbolbild


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