US-Bischöfe weisen Entwurf für Abtreibungsgesetz zurück

20. Juli 2022 in Prolife


In Bischofskonferenz für Lebensschutz und Religionsfreiheit zuständige Erzbischöfe Lori und Dolan kritisieren im Repräsentantenhaus verabschiedeten Gesetzesentwurf als "ungerecht und extrem" und pochen auf mehr Hilfe für Frauen in Not


Washington (kath.net/KAP) Die US-Bischofskonferenz (USCCB) hat einen vom Repräsentantenhaus mehrheitlich beschlossenen Gesetzesentwurf über einen bundesweiten Zugang zu Abtreibungen in den Vereinigten Staaten kritisiert. Die Abgeordneten hatten am Freitag mit einer knappen Mehrheit von  219 zu 210 Stimmen für die "House Bill" zum "Schutz der Gesundheit von Frauen" gestimmt. Erzbischof William Lori von Baltimore und Kardinal Timothy Dolan von New York bezeichneten das Vorhaben in einer von der USCCB (Montag) veröffentlichten Stellungnahme als "das ungerechteste und extremste Gesetz zur Abtreibung auf Verlangen, das unsere Nation je gesehen hat".

Derzeit gibt es in den USA in Sachen Schwangerschaftsabbruch nur Regelungen der einzelnen Bundesstaaten, jedoch kein bundesweites Gesetz dazu, nachdem das Oberste Gericht des Landes am 24. Juni das verfassungsmäßige Recht auf Abtreibung gekippt hatte. Der nun vom Repräsentantenhaus verabschiedete Gesetzesentwurf fordert als Reaktion darauf ein solches bundesweites Gesetz, zudem wurde mit ähnlicher Mehrheit auch ein Gesetzesentwurf abgesegnet, der Strafen für Frauen verbietet, die in einen anderen Bundesstaat reisen, um dort eine Abtreibung vornehmen zu lassen. Beide von den Demokraten vorangetriebene Gesetze dürften im Senat scheitern.

Mehrere Punkte des Gesetzesentwurfs sind für die US-Bischöfe unannehmbar. So nannten der in der Bischofskonferenz für den Bereich Lebensschutz zuständige Erzbischof Lori und der für Religionsfreiheit zuständige Kardinal Dolan etwa die geplante Förderung einer freiwilligen Abtreibung aus Steuermitteln als "schwerwiegendes Übel" und "Versäumnis, Frauen nahe zu sein und ihnen zu helfen". Kostenlose oder kostengünstige Abtreibungen anzubieten, anstatt die Ressourcen zu erhöhen, die Frauen benötigen, um für sich und ihre Kinder zu sorgen, sei "keine Wahl, sondern Zwang", so die beiden Bischöfe.

In Richtung "jener, die Abtreibung als legitime Lösung für die Bedürfnisse von Frauen ansehen", erbaten Lori und Dolan, "diesen Weg des Todes und der Verzweiflung aufzugeben". Als Alternative böte sich jene Vision, bei der jedes menschliche Leben als "heilig und unantastbar" angesehen werde und gesetzlicher Schutz des menschlichen Lebens mit "eingehender Fürsorge für Mütter und ihre Kinder" einhergehe, so die Bischöfe. Die katholischen Diözesen, Pfarren und Organisationen riefen sie auf, Mittel für die Unterstützung von Schwangeren in Not sowie von Frauen nach Fehlgeburt oder Abtreibung bereitzustellen. Die katholische Kirche in den USA betreibt dazu unter den Namen "Walking with Moms in Need" sowie "Project Rachel Ministry" eigene Hilfsprojekte. Keine Frau sollte sich gezwungen fühlen, "zwischen ihrer Zukunft und dem Leben ihres Kindes entscheiden zu müssen", so die Bischöfe.

Hintergrund ist die Ende Juni veröffentlichte Entscheidung des Supreme Courts der USA, wonach aus der Verfassung kein Grundrecht auf Abtreibung abgeleitet werden könne. Im konkreten Fall ging es um ein Gesetz des Bundesstaates Mississippi, das Abtreibungen ab der 15. Schwangerschaftswoche verbietet. Damit hob das Oberste Gericht sein früheres Grundsatzurteil "Roe vs. Wade" von 1973 auf. Damals hatte das Gericht festgestellt, dass die US-Bundesstaaten den Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen in den ersten sechs Monaten gar nicht und danach nur bedingt einschränken dürfen. Dies hatte zu einer weitgehenden Freigabe von Abtreibungen geführt. Die Zuständigkeit für die Gesetzgebung zur Abtreibung fällt seit der Entscheidung vom Juni wieder den Bundesstaaten zu.

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