Nähe und Zuneigung zu den Menschen in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan

4. Juli 2022 in Aktuelles


Franziskus: ich trage in mir im Gebet das Leid, das ihr so lange, zu lange, empfunden habt. Von Armin Schwibach


Rom (kath.net/as) Eigentlich hätte der Juli 2022 für Papst Franziskus ein (anstrengender) Reisemonat sein sollen. Ursprünglich wollte Franziskus vom 2. bis 7. Juli zunächst in die Demokratische Republik Kongo und anschließend in den Südsudan reisen. Aus gesundheitlichen Gründen musste die Reise auf einen bislang unbekannten Zeitpunkt verschoben werden. Ein anhaltendes Leiden am Knie, das den Papst in den letzte Wochen auch zum Nutzen eines Stockes und eines Rollstuhls gezwungen hat, hatte den lang geplanten und ersehnten Aufenthalt in Afrika verunmöglicht. Obwohl sich das Leid in den letzten Tagen nach einer leichten Besserung in den letzten Wochen wieder verschärft hat, hält der Papst an seiner geplanten Apostolischen Reise nach Kanada (24. bis 30. Juli 2022) weiterhin fest.

Nach seiner schweren Darmoperation vom Juli 2021 (aufgrund einer Divertikulitis wurde ein größerer Darmabschnitt entfernt) lehnt Franziskus einen weiteren chirurgischen Eingriff in Vollnarkose am Knie ab und hofft, dem Problem durch verschieden Therapien Herr werden zu können. Der Papst hat seine Aktivitäten ansonsten nicht beschränkt, sondern mit einer Vielzahl von Audienzen, Begegnungen und gewährten Interviews ausgedehnt.

Am 3. Juli 2022 hätte zum Auftakt der Pastoralreise eine große Messe in Kinshasa stattfinden sollen. Zu diesem Anlass entsandte der Papst dann nun Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in die Demokratische Republik Kongo. Franziskus selbst übermittelte eine Videobotschaft.

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Papst Franziskus, Videobotschaft an die Menschen in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan, 2. Juli 2022:

Wie ihr wisst, sollte ich heute zu einer Pilgerreise des Friedens und der Versöhnung in eure Länder aufbrechen. Der Herr weiß, wie sehr ich es bedaure, dass ich gezwungen war, diesen lang ersehnten und erwarteten Besuch zu verschieben. Aber wir sollten den Glauben nicht verlieren und die Hoffnung auf ein möglichst baldiges Treffen nähren.

In der Zwischenzeit möchte ich euch sagen, dass ich euch gerade in diesen Wochen mehr denn je in meinem Herzen trage. Ich trage in mir im Gebet das Leid, das ihr so lange, zu lange, empfunden habt. Ich denke an die Demokratische Republik Kongo, an die Ausbeutung, die Gewalt und die Unsicherheit, unter der sie leidet, vor allem im Osten des Landes, wo bewaffnete Auseinandersetzungen andauern, die zahlloses und dramatisches Leid verursachen, das durch die Gleichgültigkeit und die Selbstgefälligkeit so vieler noch verschlimmert wird. Und ich denke an den Südsudan, an den Schrei seines Volkes nach Frieden, das, erschöpft von Gewalt und Armut, auf konkrete Fakten im Prozess der nationalen Versöhnung wartet, zu dem ich nicht allein beitragen möchte, sondern indem ich gemeinsam mit zwei lieben Brüdern ökumenisch unterwegs bin: dem Erzbischof von Canterbury und dem Vorsitzenden der Generalversammlung der Kirche von Schottland.

Liebe kongolesische und südsudanesische Freunde, Worte reichen in diesem Moment nicht aus, um die Nähe, die ich euch entgegenbringen möchte, und die Zuneigung, die ich für euch empfinde, auszudrücken. Ich möchte euch sagen: Lass euch die Hoffnung nicht rauben! Lass euch eure Hoffnung nicht rauben! Denkt daran, ihr, die ihr mir so lieb seid, wie viel wertvoller und geliebter ihr in den Augen Gottes seid, der diejenigen, die ihre Hoffnung auf ihn setzen, niemals enttäuscht! Sie alle, angefangen bei den politischen Führern, haben eine große Aufgabe: sie müssen ein neues Kapitel aufschlagen, um neue Wege zu eröffnen, Wege der Versöhnung, Wege der Vergebung, Wege der friedlichen Koexistenz und der Entwicklung. Es ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam angehen müssen, indem wir in die Zukunft blicken, zu den vielen jungen Menschen, die eure üppigen und verwundeten Länder bevölkern, und sie mit Licht und einer Zukunft erfüllen. Sie träumen und verdienen es, dass diese Träume wahr werden, dass es Tage des Friedens gibt: gerade für sie müssen wir die Waffen niederlegen, den Groll überwinden und neue Seiten der Brüderlichkeit schreiben.

Ich möchte euch noch etwas sagen: die Tränen, die ihr auf Erden vergießt, und die Gebete, die ihr zum Himmel erhebt, sind nicht vergeblich. Gottes Trost wird kommen, denn er hat „Gedanken des Heils und nicht des Unheils“ (Jer 29,11). Auch jetzt, wo ich auf euch warte, bitte ich darum, dass sein Friede in eure Herzen einzieht. Und während meine Vorfreude von Tag zu Tag wächst, eure Gesichter zu sehen, mich in euren lebendigen christlichen Gemeinschaften zu Hause zu fühlen, euch alle mit meiner Gegenwart zu umarmen und eure Länder zu segnen, wird mein Gebet intensiver, ebenso wie meine Zuneigung zu euch und euren Völkern. Ich segne euch von ganzem Herzen und bitte euch, auch weiterhin für mich zu beten. Vielen Dank dafür!

 


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